Meinung – NORDKIND https://nordkind.blog Wed, 27 Nov 2019 14:22:06 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.3.2 https://nordkind.blog/wp-content/uploads/2017/04/cropped-favicon-32x32.png Meinung – NORDKIND https://nordkind.blog 32 32 Müde, alt und spießig? Vom Wunsch, den Anker zu werfen https://nordkind.blog/meinung/muede-alt-und-spiessig-vom-wunsch-den-anker-zu-werfen Wed, 27 Nov 2019 13:00:58 +0000 https://nordkind.blog/?p=21163 Zuhause im Rucksack. Immer wieder neu anfangen. Neue Städte erkunden, Menschen treffen, nicht wissen, welcher Italiener die beste Pizza macht. Alles – bloß keine Routine bitte, danke. Mein zwanzigjähriges Ich war von dieser Vorstellung begeistert. Und hat den Lebensstil auch bis heute knallhart durchgezogen. Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt, oder ob jede […]

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Zuhause im Rucksack. Immer wieder neu anfangen. Neue Städte erkunden, Menschen treffen, nicht wissen, welcher Italiener die beste Pizza macht. Alles – bloß keine Routine bitte, danke. Mein zwanzigjähriges Ich war von dieser Vorstellung begeistert. Und hat den Lebensstil auch bis heute knallhart durchgezogen.

Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt, oder ob jede Phase ein mal ein Ende hat. Aber so langsam hängt mir das, was vor zehn Jahren noch total großartig klang, zum Hals raus. Bin ich ganz plötzlich müde, alt und spießig geworden? Oder ist es einfach ok, irgendwo ein Lager aufschlagen zu wollen. Eins, dass ich nicht nach ein, zwei Jahren, drei Semestern, sechs Monaten – egal welche Zeiteinteilung gerade gültig ist – wieder abbrechen muss.

ich will: wände streichen und löcher bohren

  • Morgens aufstehen, Kaffee trinken – mal nicht zwischen unausgepackten Umzugskisten.
  • Mit gutem Gefühl Wände bunt streichen und Löcher in die jungfräulichen Wände bohren. Einfach, weil ich es kann. Ok, auch, weil ich nicht jetzt schon daran denke, dass ich beim Auszug wieder alles spachteln und weißeln muss.
  • Kontakte knüpfen und Freundschaften aufbauen, die nicht in zwei Jahren nur noch digital stattfinden.

Weiter ohne Anker durch die WElt?

Wenn ich mit Blick zurück nach vorne schaue, bekomme ich Stresspickel. Ein modernes Nomadenleben. Gleichzeitig muss ich zugeben: Der Klassiker – Einfamilienhaus, Jägerzaun und Job von neun bis fünf – schreckt mich genau so ab, wie die Vorstellung, weiterhin ohne Anker wie verrückt durch die Weltgeschichte zu tingeln.

Zuhause. Ein Zuhause wäre schön. Vielleicht ein klitzekleines Zuhause. Ein Tiny House? Ein Zuhause, das mitzieht. Dann muss ich mir wenigstens über Wandfarben keine Gedanken mehr machen.

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“Das Tolle am Poetry Slam ist, dass jeder mitmachen kann” https://nordkind.blog/meinung/das-tolle-am-poetry-slam-ist-dass-jeder-mitmachen-kann Mon, 18 Nov 2019 17:00:29 +0000 https://nordkind.blog/?p=21194 Warst Du schon einmal bei einem Poetry Slam? Nein? Dann hast Du einiges verpasst. Unter Poetry Slam versteht man einen literarischen Wettbewerb, also einen Dichterwettstreit, bei dem selbstverfasste Texte innerhalb einer vorgegebenen Zeit ohne Hilfsmittel vorgetragen werden. Im Pferdestall Bremerhaven haben Slammer Dank der Deichpoeten die Chance, ihre Texte auf einer Bühne vorzustellen. Dabei spielt […]

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Warst Du schon einmal bei einem Poetry Slam? Nein? Dann hast Du einiges verpasst. Unter Poetry Slam versteht man einen literarischen Wettbewerb, also einen Dichterwettstreit, bei dem selbstverfasste Texte innerhalb einer vorgegebenen Zeit ohne Hilfsmittel vorgetragen werden. Im Pferdestall Bremerhaven haben Slammer Dank der Deichpoeten die Chance, ihre Texte auf einer Bühne vorzustellen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Notizen vorgelesen oder alles auswendig vorgetragen wird. Unser Nordkind Laura Leischel steht selbst ab und zu auf der Bühne der Deichpoeten und hat sich mit uns über ihre Erfahrungen unterhalten.

Wie bist du zum Poetry Slam gekommen?

Laura: Ich schreibe schon seit meiner Kindheit, aber seitdem ich arbeite, habe ich leider nur noch wenig Zeit dafür. Da habe ich mir irgendwann, als ich selbst mal Zuschauerin bei einem Poetry Slam hier in Bremerhaven war, in den Kopf gesetzt, einmal mitzumachen. So konnte ich mein Hobby trotzdem weiter führen – erstens, weil man natürlich ein bisschen unter Zeitdruck steht, weil man seine Texte zu einem bestimmten Termin fertig haben muss und zweitens, weil sich so ein Text natürlich leichter schreiben lässt, als ein ganzes Buch.

Kann sich jeder für einen Poetry Slam anmelden?

Laura: Im Pferdestall in Bremerhaven darf sich jeder anmelden, der gerne mitmachen möchte. Ich habe mich im September 2018 das erst mal angemeldet, weil ich einfach mal mitmachen wollte. Es gibt aber auch Slams, zu denen nur Poeten eingeladen werden, die das schon sehr lange machen oder sogar schon Meisterschaften gewonnen haben.

Und wie genau läuft so ein Poetry Slam im Pferdestall ab?

Laura: Im Pferdestall treten an einem Abend neun Poeten gegeneinander an. Zu Beginn wird die Reihenfolge der Auftritte ausgelost – in jeder Gruppe befinden sich also drei Teilnehmer. Ein Moderator führt durch den Abend und wählt zufällige Jurymitglieder aus dem Publikum aus. Dann gibt es noch den sogenannten Feature Poet – dieser tritt als allererster auf und dann nochmal vor dem Finale, wird aber nicht in die Bewertung mit reingenommen. Er soll das Publikum ein bisschen einstimmen, weshalb das oft jemand Erfahrenes macht. Nach jedem Slam dürfen alle Jurymitglieder ihren Senf dazugeben und den Poeten mit 1 – 10 Punkten bewerten. Jeweils die beste und die schlechteste Bewertung werden von der Gesamtwertung abgezogen. Aus jeder Gruppe kommt am Ende der Teilnehmer ins Finale, der die höchste Punktzahl bekommen hat. Im Finale entscheiden dann der Applaus und das Jubeln des Gesamtpublikums, wer gewonnen hat.

Wie fühlt es sich für dich an, auf der Bühne zu stehen und deine eigenen Texte vorzutragen?

Laura: Ich mag das sehr gerne und finde es toll, die Leute zum Lachen zu bringen. Manchmal auch zum Nachdenken, aber meine Texte sind eher lustig. Und wenn hinterher fremde Menschen auf einen zukommen und einem sagen, wie toll sie den Text fanden, ist das natürlich umso schöner und man hat gleich einen Grund, sich beim nächsten Mal wieder anzumelden.Während des Vortrags sieht man übrigens ja wegen der Scheinwerfer nicht viel vom Publikum.

Was gefällt dir am Poetry Slam besonders?

Laura: Das Tolle am Poetry Slam ist, dass jeder mitmachen kann. Oft sind neue Leute dabei, die noch nie auf einer Bühne standen. Die Themen der einzelnen Texte und Auftritte unterscheiden sich von Person zu Person – mal sind die Texte lustig, ernst, traurig oder gesellschaftskritisch. Mal reimen sie sich, mal nicht. Man lernt auch sehr viele nette, interessante Leute kennen.

Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

Laura: Das ist wirklich komplett unterschiedlich. Wenn ich zum Beispiel etwas Lustiges erlebe, schreibe ich es mir gleich auf, weil ich das Thema in meinen nächsten Text mit aufnehmen könnte. Das schmücke ich dann noch aus. Manchmal setze ich mich aber auch gezielt hin und denke mir irgendwelche verrückte Situationen aus und schreibe darauf basierend einen Text. Theoretisch kann man auch einen Text vortragen, den man vor längerer Zeit mal geschrieben hat – da gibt es echt zahllose Möglichkeiten.

Was muss man wissen, wenn man sich zum Poetry Slam im Pferdestall anmelden möchte?

Laura: Die Texte müssen unbedingt selbst geschrieben sein und der Vortrag darf nicht länger als sechs Minuten dauern. Es sind kein Gesang oder Requisiten erlaubt, nur der Poet und sein Text. Mitmachen darf jeder! Egal, ob alt oder jung, ob man sowas schon mal gemacht hat oder nicht.

Wann findet der nächste Poetry Slam im Pferdestall statt?

Laura: Der nächste Slam findet am 23. November statt. Wer möchte, kann sich einfach auf der Website www.deichpoeten.de anmelden, oder natürlich einfach als Zuschauer vorbei kommen J Der Pferdestall befindet sich in der Alten Bürger, und zwar in der Gartenstraße 5, 27568 Bremerhaven.

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Mein kleiner Freund Lucky https://nordkind.blog/meinung/mein-kleiner-freund-lucky Mon, 04 Nov 2019 10:00:35 +0000 https://nordkind.blog/?p=21119 „Mit Sicherheit werden wir uns keinen Hund anschaffen. Die Haaren nur, machen Dreck und verschmutzen unsere Gehwege“ – dieser Satz von meiner Mutter bleibt mir wohl auf ewig im Gedächtnis. Elf Jahre ist es mittlerweile her, dass mein kleiner Freund namens Lucky das Licht der Welt erblickte. Kurze Zeit später zog er bei uns ein. Elf […]

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„Mit Sicherheit werden wir uns keinen Hund anschaffen. Die Haaren nur, machen Dreck und verschmutzen unsere Gehwege“ – dieser Satz von meiner Mutter bleibt mir wohl auf ewig im Gedächtnis.

Elf Jahre ist es mittlerweile her, dass mein kleiner Freund namens Lucky das Licht der Welt erblickte. Kurze Zeit später zog er bei uns ein. Elf Jahre, die wie im Flug vergangen sind, denn ich erinnere mich noch ganz genau daran. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass wir endlich ein Haustier bekommen sollten. Und dann kam der Tag, an dem wir Lucky abgeholt und ihm ein neues Zuhause geschenkt haben.

Lucky – natürlich im Bett (Foto: Annika Wandscher)

„Der macht sich lang wie ein Großer“

Meine Mutter hatte eine ganz klare Vorstellung davon, was für Regeln im Haus aufgestellt werden sollten. „Der Hund darf nicht mit ins Bett, er hat sein Körbchen und nur da wird er schlafen.“ Gesagt, getan – Lucky muss also im Körbchen bleiben. Ich erinnere mich noch, als wäre es erst gestern gewesen: Der kleine Welpe fängt an zu jaulen und zu heulen. Und da kann jetzt jeder sagen, was er möchte, aber wenn ein Welpe weint, dann muss man ihn trösten. Worauf ich jetzt hinaus möchte? Lucky schläft im Bett, immer. Jede Nacht. Außer bei mir, denn jeder Hundebesitzer weiß, egal wie klein der Hund ist – er macht sich ganz lang wie ein Großer. Aber beim Rest der Familie, und dass weiß Lucky auch ganz genau, kann er immer Unterschlupf im Bett finden .

„Der Hund wird nicht mit Lebensmitteln vom Tisch gefüttert, er soll nicht betteln“

Auch hier kann ich nur sagen, dass diese Regel nicht lange Bestandteil unseres Lebens war. Mein Hund ist ein wahrer Meister darin, zu betteln. Er setzt seine kleinen süßen Kulleraugen gezielt ein. Und wenn er mich dann so ansieht und tut, als würde er verhungern – dann schmilzt mein Herz. Da isst Du deine Käsewürfel plötzlich nicht mehr allein, sondern teilst gern mit dem kleinsten Bewohner des Hauses. Schließlich möchtest Du ja nicht, dass er umkommt vor Hunger.

„Die Couch ist für den Hund auch tabu“

Netter Versuch, Mama. Aber auch das hat Lucky kinderleicht geschafft. Er hat quasi die Couch eingenommen. Und wenn wir Menschen artig sind, dürfen wir uns dazu setzen. Gerade wenn man es sich super gemütlich gemacht hat, dann kommt mein Hund und setzt sich direkt auf meinen Brustkorb, sodass ich den Fernseher nicht mal mehr erahnen kann. Und wenn er sich irgendwann eingekuschelt hat und man seinen Hund stundenlang krault und er einschläft – was man übrigens an dem nicht zu überhörenden schnarchen merkt – wagt man es nicht mal mehr, sich zu bewegen. Schließlich möchte man seinen Hund nicht wecken.

„Guck mal wie niedlich er da liegt“

Grundsätzlich findet man auch alles süß, was der Hund macht. Und das muss natürlich, wie bei Kleinkindern ja auch, auf einem Foto festgehalten werden. „Guck mal wie niedlich er da liegt“ oder „Schau mal wie er isst“ sind Sätze, die zumeinem täglichen Sprachgebrauch gehören. Ja, ich rede sogar mit meinem Hund. Ich entschuldige mich bei ihm, wenn ich ihm aus Versehen auf die Pfote getreten bin, damit er mich nicht hasst. Ich erzähle ihm, wie toll er ist und wie lieb ich ihn habe. Natürlich versteht er jedes Wort. Zumindest glaube ich das, denn er schaut mich dabei immer ganz aufmerksam an, als wolle er mir zustimmen.

Ein kleiner Opa

Ein weiteres Phänomen unter Hundebesitzerinnen: meine Stimme klingt, wenn ich mit einem Hund rede, immer zehn Oktaven höher. Grundsätzlich ist jeder Hund für mich ein „Bebi“ und muss ganz viel Liebe bekommen. „Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt, als sich selbst.“ – Josh Billings. Tja, was soll ich sagen – mein Hund wird ganz schön verhätschelt. Aber das finde ich überhaupt nicht schlimm.

Mittlerweile ist er mein kleiner „Opa“, denn seine Rasse wird nur um die fünfzehn Jahre alt. Mit Elf ist er also schon ein kleiner Rentner. Er kuschelt gern und viel und ist nicht mehr so agil wie am Anfang. Aber das macht nichts, ich nehme mir gern mal eine Auszeit vom Alltag und liege einfach nur da und kuschel mit ihm. Komischerweise könnte ich ihn zehn Stunden kraulen, aber wenn ich das bei einem Menschen machen sollte – pff, da habe ich nicht die Ruhe und Ausdauer für. Aber bei Lucky geht das. Er hat einen positiven Einfluss auf mich und beruhigt mich. Er zaubert mir immer wieder ein lächeln ins Gesicht und ist die beste Ablenkung an miesen Tagen.

„Hunde geben einem so viel zurück“

Am Anfang fand meine Mutter die Vorstellung, mit einem Hund im Bett oder auf der Couch zu liegen undenkbar. Aber jetzt schnarcht mein Kleiner ganz zufrieden in seiner Wolldecke auf der Couch dahin. Ich könnte mir mein Leben ohne meinen kleinen Freund gar nicht mehr vorstellen. Vor elf Jahren bekamen wir ein neues Familienmitglied dazu und ich kann gar nicht beschrieben, wie dies unser Leben bereichert hat. Niemand schenkt Dir mehr Liebe, als Dein Hund. Selbst wenn man nur für fünf Minuten das Haus verlässt, so freut er sich und begrüßt Dich bei Deiner Wiederkehr, als hätte er Dich Jahre nicht gesehen. Dieses Gefühl möchte ich in meinem Leben niemals missen müssen. Ich bin und bleibe ein Hundemensch.

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Hausarbeit oder Hausputz? – Wie mich die Aufschieberitis befallen hat https://nordkind.blog/meinung/hausarbeit-oder-hausputz-wie-mich-die-aufschieberitis-befallen-hat Mon, 28 Oct 2019 09:36:57 +0000 https://nordkind.blog/?p=21085 Es gibt da so ein Wort, das hat sich in den letzten Jahren in unser Wortschatz und in unser Leben geschlichen. Auch in meines. Denn eigentlich sollte ich eine Hausarbeit schreiben – doch dann habe ich prokrastiniert. Zum Glück hat das böse “P-Wort” aber nicht NUR negative Seiten. Pro-kras-ti-nie-ren. Ein merkwürdiges Wort. Zu Englisch Procrastination. […]

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Es gibt da so ein Wort, das hat sich in den letzten Jahren in unser Wortschatz und in unser Leben geschlichen. Auch in meines. Denn eigentlich sollte ich eine Hausarbeit schreiben doch dann habe ich prokrastiniert. Zum Glück hat das böse “P-Wort” aber nicht NUR negative Seiten.

Pro-kras-ti-nie-ren. Ein merkwürdiges Wort. Zu Englisch Procrastination. Auch nicht viel besser… Aber die Bedeutung dieses Wortes, dass sich in den letzten Jahren immer mehr in unseren Wortschatz eingeschlichen hat, ist den meisten von uns längst bekannt. Es steht für einen ausgiebigen Hausputz, für „Ich wollte schon so lange mein Fahrrad flicken…“ und genauso für „Ach ja endlich habe ich mal die Motivation meinen Keller gründlich zu entrümpeln“. Eigentlich schön, dass man für diese eigentlich unliebsamen Tätigkeiten endlich die eigene Motivation wiedergefunden hat. Nicht so schön, wenn diese genau dann um die Ecke kommt, wenn man eigentlich gerade eine wichtige Deadline einhalten muss. Die Arbeit muss unbedingt bis morgen um 12 Uhr erledigt sein oder diese Hausarbeit sollte eigentlich nach dem Wochenende abgegeben werden… Ups!

Prokrastination
Substantiv, feminin (die) – gehoben
das Verschieben, Aufschieben von anstehenden Aufgaben, Tätigkeiten
(Duden)

Prokrastinieren bedeutet das Aufschieben wichtiger Tätigkeiten. Ich beneide Menschen, die ihre Aufgaben frühzeitig erledigen und sich dann mit Freizeit belohnen. Bereits meine Oma sagte immer zu mir „Kind, erst kommt die Arbeit und dann das Vergnügen“. Zugegeben, das Putzen meiner Dusche ist kein Vergnügen, welchem ich nach erfolgreicher Abgabe meiner Hausabriet nachgehen möchte. Aber während ich so vor meinem Laptop sitze und nicht weiß wo ich anfangen soll und was ich überhaupt zu diesem Thema schreiben soll, ist die gründliche Säuberung der Dusche ein wirklich aufregender Gedanke. Und sowieso, wenn ich diesen Hintergedanken jetzt verdränge, kommt er eh immer wieder.

Erst noch …

Also lieber einmal gründlich das Bad reinigen und wenn man schon mal dabei ist, kann man ja auch gleich die Fenster putzen. Danach arbeitet es sich ja auch viel leichter in einer blitz-sauberen Wohnung. Denkste! Wenn ich also nach erfolgreicher Putzaktion wieder hoch motiviert vor meinem Laptop sitze und endlich bereit bin, mit dem Schreiben anzufangen, meldet sich mein Magen mit einem lauten Grummeln. Stimmt, da war ja was, das Mittagessen sollte die Belohnung für die ersten zwei geschriebenen Kapitel der Hausarbeit sein… Aber Essen ist ja auch ein Menschenrecht und mit leerem Magen kann man sich sowieso nicht konzentrieren. Also ab in die Küche und erstmal ein kleines 5-Gänge-Menü für zwischendurch kochen. Mit Nachtisch versteht sich.

Das schlechte Gewissen meldet sich

Also 1,5 Stunden später, satt und zufrieden zurück am Schreibtisch. Langsam meldet sich doch das schlechte Gewissen und dieses belastende Gefühl, was ich irgendwann als Zeitdruck identifiziere. Wieder einmal habe ich es soweit kommen lassen, dass ich meine Arbeit bis zur letzten Minute aufgeschoben habe. Wenn ich jetzt nicht anfange, dann werde ich die Hausarbeit nicht rechtzeitig fertig schreiben.

Ein bisschen Druck tut gut

Und plötzlich: Da läufts! Denn mein Perfektionismus auf der einen Seite, gepaart mit meinem Hang zum Prokrastinieren, bringen mich immer wieder zu dem Punkt, an dem ich feststellen muss, unter Druck kann ich leider doch am besten und effizientesten arbeiten. Aber immerhin ist meine Wohnung dann aufgeräumt und sauber. Und bisher habe ich es trotzdem immer geschafft jede Deadline einzuhalten, auch wenn das so manche Nachtschicht bedeutet hat.

So, ich werde dann jetzt mal meine Projektarbeit weiterschreiben und hoffentlich morgen pünktlich zum Abgabetermin beenden… 😉

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Gibt es den einen besten Freund überhaupt? https://nordkind.blog/meinung/gibt-es-den-einen-besten-freund-ueberhaupt Mon, 21 Oct 2019 09:00:03 +0000 https://nordkind.blog/?p=21101 Sind wir mal ehrlich: unser heutiges Bild von einem besten Freund oder einer besten Freundin ist schon sehr von den Medien der modernen Popkultur geprägt. Man macht alles zusammen, erzählt sich alles. Man weiß, was der andere denkt, wenn man ihn nur anguckt. Eben unzertrennlich. Wahrlich gab es diese Art von Freundschaft schon in früheren […]

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Sind wir mal ehrlich: unser heutiges Bild von einem besten Freund oder einer besten Freundin ist schon sehr von den Medien der modernen Popkultur geprägt. Man macht alles zusammen, erzählt sich alles. Man weiß, was der andere denkt, wenn man ihn nur anguckt. Eben unzertrennlich.

Wahrlich gab es diese Art von Freundschaft schon in früheren Generationen, doch ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Eltern oder sogar meine Großeltern explizit davon sprachen (oder sprechen). Vielmehr war es etwas Unbewusstes. Etwas, das einfach da war. Etwas, das man einfach lebte, anstatt darüber zu reden. Meine Generation feiert diese beste Freundschaft lieber. Und allzu oft erlebe ich es, dass Leute ziemlich schnell Bekanntschaften oder Freunde bewusst und öffentlich zu ihren „besten Freunden“ erklären. Aber genauso schnell, wie sie so unzertrennlich wurden, genauso schnell ist es dann auch wieder vorbei. Aber der nächste Seelenverwandte wartet ja an der nächsten Ecke.

Die Eine

Vor Jahren habe ich für mich entschieden, dass ich nicht nur einen besten Freund oder eine beste Freundin habe. Ich habe viele gute Freunde und darunter auch einige beste Freunde. Mein Freundeskreis setzt sich aus vielen verschiedenen Gruppen zusammen. Da sind meine alten Schulfreunde, die ich teilweise mehr als 20 Jahre kenne. Als die nach dem Abitur größtenteils in alle Ecken Deutschlands wanderten, blieb ich in unserem Heimatort. Viele dieser Freundschaften blieben, worauf ich sehr stolz bin. Aber neue kamen auch hinzu. Leute, die ich auf Feiern, Festen oder in Vereinen kennen lernte. Und ein paar von denen wurden ebenfalls zu besten Freunden. Auch einige meiner Arbeitskollegen wurden zu Freunden, darunter auch eine, die zu einer besten Freundin wurde.

“Junge, ich weiß ja gar nichts über Dich! Du bist ein Mysterium!”

Generell bin ich der Typ Mensch, der seine Probleme selber löst und nur selten über seine Gefühle spricht. Bevor ich mich jemandem anvertraue, regele ich Dinge lieber für mich selbst. Das führt dazu, dass ich auch selten Privates über mich erzähle. Einer meiner besten Freunde aus Schulzeiten sagte einmal: „Junge, ich weiß ja gar nichts über Dich! Du bist ein Mysterium!“ Auch wenn diese Aussage etwas humoristisch rüberkommt, so war sie im Kern doch wahr.

Die innersten Gefühle

Doch manchmal gibt es Situationen, in denen ich mich auch mal jemandem anvertraue. Und dann ist da diese eine beste Freundin, die zwar erst vor drei Jahren in mein Leben trat, aber doch schon unverzichtbar geworden ist. Selten verlange ich einen Ratschlag von ihr, meistens erzähle ich ihr mein Anliegen nur, damit sie es weiß. Damit ich es mal loswerden kann. Das reicht mir meistens schon. Aufgrund der Tatsache, dass ich – wie bereits oben erwähnt – eher selten meine Gefühle darlege, besteht in dieser Hinsicht ein gewisses Ungleichgewicht in unserer Beziehung. Während ich zuhöre und geduldig Ratschläge erteile, erzählt sie mir quasi ungefiltert alles, was sie für wichtig erachtet. Darunter befindet sich dann auch mal die eine oder andere Banalität.

Aber das ist in Ordnung. Denn obwohl ich mich als einen ausgeglichenen Menschen betrachte, habe ich an manchen Tagen doch schlechte Laune. Leider lasse ich das nie an irgendwelchen Menschen aus, sondern immer an denen, die mir lieb und teuer sind. Das erträgt sie dann aber und schafft es meistens auch, ohne viele Worte oder Taten ein Grinsen in mein Gesicht zu zaubern. Und manchmal, wenn der grantige alte Mann in mir durchkommt, dann erinnert sie mich daran, dass ich ja erst 27 Jahre alt bin und doch bitte etwas optimistischer an die Sache herangehen sollte.

Wahre beste Freundschaften

Auch wenn ich nicht der Typ bin, der seine besten Freundschaften bei Facebook oder Instagram offen zur Schau stellt und feiert, so bin ich doch stolz auf alle besten Freundschaften, die ich habe. Und vor allem auch auf diese eine zu meiner Arbeitskollegin. Die (meistens) weiß, was ich denke. Die den gleichen Humor hat, wie ich. Und die mir viele persönliche Sachen anvertraut, worauf ich sehr stolz bin. Das klingt alles ein bisschen kitschig, ist aber so.

Wahre beste Freundschaften sollte man pflegen und wahren. Und man sollte sie schätzen, denn solche Personen um sich zu haben, ist ein echter Mehrwert im Leben und kann einem so einige Last abnehmen. Und damit meine ich die besten Freundschaften, die Bestand haben und nicht solche, die nach einem halben Jahr schon wieder Geschichte sind.

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Wenn die große Liebe eine andere heiratet https://nordkind.blog/meinung/wenn-die-grosse-liebe-eine-andere-heiratet Fri, 11 Oct 2019 08:28:50 +0000 https://nordkind.blog/?p=21061 Es ist über drei Jahre her, dass wir uns kennengelernt haben. Und ich würde ihn mitnichten zurücknehmen. Trotzdem ist es hart. Dass er heiratet, dass eine andere Frau seinen Namen trägt. Denn genau das habe ich mir für mich damals immer gewünscht. Wir hatten mehr Tiefen als Höhen. Doch er hat es geschafft, mich emotional […]

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Es ist über drei Jahre her, dass wir uns kennengelernt haben. Und ich würde ihn mitnichten zurücknehmen. Trotzdem ist es hart. Dass er heiratet, dass eine andere Frau seinen Namen trägt. Denn genau das habe ich mir für mich damals immer gewünscht.

Wir hatten mehr Tiefen als Höhen. Doch er hat es geschafft, mich emotional abhängig von ihm zu machen. Es war wie bei einer Droge, kurzzeitig schön, aber meistens die Hölle. Und ich habe alles getan, um diese Droge (also ihn) zu bekommen.

Es fing harmlos in einer Diskothek an. Auch meine Freundin war zunächst begeistert von ihm. Er war zurückhaltend und erzählte mir, wie glücklich er sei, mich kennengelernt zu haben. Und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Kürzlich habe ich ein Tagebuch wiedergefunden, das ich zu der Zeit geschrieben habe. Ich schrieb, dass ich meinen Traummann gefunden habe.

Aus heutiger Sicht gab es früh Warnzeichen, dass das Ganze nicht funktionieren würde. Aber die habe ich gekonnt ignoriert: Vorwürfe, wenn ich darauf gewartet habe, dass er sich mal meldet. Böse Nachrichten, wenn ich mal 15 Minuten lang nicht geantwortet habe, weil ich mit Kofferpacken beschäftigt war, um ihn zu besuchen. Weiter ging es mit heftigen Stimmungsschwankungen. Morgens wollte er mich nie wiedersehen und abends lag ich wieder in seinen Armen.

Es war nie genug

Egal was ich gemacht habe, es war nie genug. Und das hat er mir später noch oft vorgehalten: Was ich denn für ihn getan hätte, außer eine Münze prägen zu lassen, die ich ihm als Glücksbringer schenkte. Und für ihn stundenlang und komplett umsonst nach Augsburg zu fahren. In einem Hotel zu sitzen, in der Hoffnung, er würde doch noch kommen. Das ist für viele unverständlich und es ist schwierig zu erklären, warum ich so viel für jemanden getan habe, der mir nichts zurückgegeben hat.

Ein Beispiel: Es war abends im Winter und wir waren wieder mal spontan verabredet. Zu der Zeit lebte er noch in Bremerhaven. Noch während ich auf dem Weg zu ihm war, hat er seine Meinung geändert und wollte mich nicht mehr sehen. Allerdings hatte ich schon geparkt und begann, mit ihm zu diskutieren. Vom Parkplatz aus konnte ich sehen, dass kein Licht in seiner Wohnung brannte.

es ist schwierig zu erklären, warum ich so viel für jemanden getan habe, der mir nichts zurückgegeben hat.

Ein paar Minuten nachdem ich angekommen war, fragte er, wie lange ich schon da sei. Ich antwortete, dass ich gerade gekommen sei. Zumindest nach meiner Interpretation kann man auch nach 3 Minuten noch sagen, dass man gerade gekommen ist.

Er wollte unbedingt, dass ich die Scheinwerfer meines Autos einschalte. Obwohl ich nicht verstanden habe warum, tat ich es. Denn mich wunderte bei ihm schon lange nichts mehr. Und dann flippte er wieder einmal aus und meinte, ich stünde da schon länger, warum ich denn lügen würde.

Erst später wurde mir klar, dass er mich die ganze Zeit vom Fenster aus beobachtet hatte – deshalb brannte auch kein Licht in seiner Wohnung. Als der Freund meiner besten Freundin mir das einmal demonstrierte, fiel mir erst auf, wie unheimlich es eigentlich ist, so beobachtet zu werden.

Ich war einfach dankbar. Dankbar für jede Minute mit ihm.

Als ich an dem Abend schließlich an seiner Tür klingelte, hat er mich zunächst nicht rein gelassen und ich ging auf Grund der Kälte zurück ins Auto. Das führte wieder zu Streitigkeiten à la ich wolle ihn nicht sehen. Als ich schließlich doch irgendwann bei ihm oben war, tat er so, als wäre nie etwas vorgefallen. Das verwunderte mich sehr, doch ich traute mich nicht, es anzusprechen. Ich war einfach dankbar. Dankbar für jede Minute mit ihm.

Später zog er nach Augsburg. Und ich fuhr mehrmals hin. Einige Male umsonst, einige Male nicht.

Pläne, von denen ich nichts wusste

Einmal hatten wir uns überlegt, uns in Bayern zu treffen. Doch je näher der Tag rückte, desto unsicherer wurde er. Daraufhin fuhr ich nicht. Am gleichen Tag fragte ich ihn morgens noch drei Mal, ob er sich sicher ist, dass ich nicht kommen solle. Am Nachmittag schrieb ich ihm, wie gerne ich bei ihm wäre. Erst darauf hat er sich überhaupt erbarmt zu reagieren und war unfassbar sauer, dass ich nicht gekommen war. Wir hatten schließlich Pläne. Pläne, die nur in seinem Kopf stattfanden und von denen ich nichts wusste.

Im Nachhinein wundert es mich, dass ich nicht gefahren bin, doch das tat ich dann einen Tag später. Ich wollte ihm beweisen, wie sehr ich ihn sehen wollte. Und dass es mir ernst war. Doch ich bin die ganze Strecke umsonst hin und wieder zurück gefahren. An einem Tag. Ich hätte ihm niemals zugetraut, so eiskalt zu sein. Doch er war es. Er habe mich den Tag zuvor treffen wollen und nicht heute. Ich solle wieder gehen. Über zwei Stunden lang versuchte ich, seine Meinung zu ändern. Dann fuhr ich todtraurig wieder nach Hause. Und fuhr zwei Wochen später doch wieder zu ihm. Für das letzte physische Treffen, das so perfekt war, wie ich es mir immer erträumt hatte.

Ich hätte ihm niemals zugetraut, so eiskalt zu sein. Doch er war es.

Doch auch dieses Treffen begann merkwürdig. Er war zunächst Bier trinken und es fühlte sich so an, als müsste er sich Mut antrinken um mich zu treffen. Um seinem Charakter und dem Drama treu zu bleiben, hatte er eine Bedingung, bevor wir uns treffen konnten: Ein iPhone-Ladekabel. Und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Team Android bin. Also hieß die Aufgabe an diesem Sonntagabend, ein Ladekabel aufzutreiben.

Ich ging zur Rezeption des Hotels und fragte hektisch nach dem blöden Ding, doch die Dame dort meinte, sie hätten keins mehr. Da ich anscheinend wirklich verzweifelt war, kam ein Mann von der Bar herüber und fragte was los sei. Und tatsächlich konnte er mir besagtes Ladekabel aus den Fundsachen besorgen.

Eine ganze Nacht zusammen

So holte ich ihn aus der Stadt ab und es war sofort, als hätte es die ganzen Streitigkeiten nie gegeben, als wären wir schon immer zusammen gewesen. Er hielt meine Hand beim Autofahren und legte seinen Arm um mich, als wir die Straße entlang spazierten. Wir verbrachten das erste und einzige Mal in unserer Zeit eine ganze Nacht zusammen und selbst wenn er sich umdrehte, hat er seine Hand nach mir ausgestreckt.

Ich habe vor Glück nicht eine Minute geschlafen. Ich wollte den Moment in mich aufsaugen und keine Sekunde verschlafen, denn ich hätte nicht glücklicher sein können. Am Morgen kam dann der Abschied. Und es war tatsächlich der Abschied für immer. Wir hatten noch Kontakt, obwohl er später eine Freundin hatte. Aber getroffen haben wir uns nie wieder.

Ich habe vor Glück nicht eine Minute geschlafen. Ich wollte den Moment in mich aufsaugen.

Er hat mir noch oft gesagt, ich hätte mich mehr anstrengen sollen. Und dass ich niemals jemanden finden werde wie ihn. Auch wenn das nur zwei dahergesagte Sätze sind, haben sie mich mehr als eine Träne gekostet und mehr als eine Nacht wach gehalten. Ich habe mir immer die Frage gestellt ob er Recht hat. Ob ich nicht genug gegeben habe. Aber es stimmt nicht. Ich habe mehr gegeben als ich konnte und mehr als gut für mich war. Egal was gewesen wäre, es hätte nicht gereicht. Das musste ich mir schmerzlich eingestehen.

Der Schmerz sitzt tief

Jetzt zu wissen, dass er heiratet, nicht einmal ein Jahr nachdem der Kontakt abbrach, tut sehr weh. Nicht, weil ich ihn zurück möchte, denn ich habe meinen Wert erkannt und weiß, dass ich etwas Besseres verdient habe. Ich kann es nicht einmal wirklich erklären, aber das muss ich wohl auch nicht.

Denn niemand, dessen große Liebe nicht auch jemand anderen heiratet, wird verstehen können, wie ich mich fühle.

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Endlich offline https://nordkind.blog/meinung/endlich-offline Thu, 22 Aug 2019 16:54:13 +0000 https://nordkind.blog/?p=20889 Abschalten beim Ausschalten. Das war mein Motto während meines letzten Urlaubs. Am ersten Tag hatte ich mir vorgenommen, eine Woche lang ganz auf soziale Netzwerke zu verzichten und mein Smartphone möglichst oft links liegen zu lassen. Das war der beste Plan, den ich seit Langem hatte. Nach einer Woche entschied ich mich auch die restlichen […]

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Abschalten beim Ausschalten. Das war mein Motto während meines letzten Urlaubs. Am ersten Tag hatte ich mir vorgenommen, eine Woche lang ganz auf soziale Netzwerke zu verzichten und mein Smartphone möglichst oft links liegen zu lassen. Das war der beste Plan, den ich seit Langem hatte. Nach einer Woche entschied ich mich auch die restlichen zwei Wochen Urlaub auf soziale Netzwerke und auf zielloses Surfen zu verzichten. Und das war eine unglaubliche Bereicherung.

Denn ganz ehrlich: Wir nehmen immer wieder zwischendurch unser Smartphone in die Hand, surfen ein bisschen hier und mal dort. Es geht so schnell, dass wir „nur mal kurz“ die neusten Posts auf Instagram verfolgen wollen und schwups sind 20 Minuten rum. Zumindest geht es mir so. Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie 2018 verbringen junge Menschen in meiner Altersgruppe (14- bis 29-Jährige) jeden Tag durchschnittlich 344 Minuten im Internet. Als ich vor einigen Wochen bei der Recherche für meine Masterthesis auf diese Zahl gestoßen bin, musste ich kurz nachdenken und dann schlucken. 5 Stunden und 44 Minuten. Jeden Tag.

12.678 Nachrichten

Und noch eine Zahl zum Nachdenken: Laut einer Statistik von WhatsApp wurden 2018 weltweit 65 Milliarden Nachrichten verschickt – und zwar täglich. Wer selbst einmal seine Nachrichten-Statistik einsehen möchte, kann das auf WhatsApp mit ein paar Klicks machen. Dafür geht ihr auf „Einstellungen“, dann auf „Daten-und Speichernutzung“ und zuletzt auf „Netzwerk-Nutzung“. 12.678 gesendete Nachrichten und 22.454 empfangene Nachrichten steht dort bei mir.

Ich habe mir deshalb vorgenommen, ab jetzt jeden Urlaub auf soziale Netzwerke zu verzichten und das Smartphone möglichst oft links liegen zu lassen. Aber auch sonst versuche ich, öfter auf mein Verhalten zu achten. Leider fällt man schnell in alte Gewohnheiten zurück und ich erwische mich selbst, wie ich abends auf der Couch eine halbe Stunde ziellos rumsurfe. Ich möchte dabei gar nicht auf alles verzichten, denn das Smartphone hat ja viele Vorteile. Aber ein bewusster Umgang ist mir selbst wichtig. Und einfach mal drei, vier oder fünf Stunden nicht auf eine Mail oder eine Nachricht zu antworten, ist ganz normal – zumindest, wenn wir uns wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir nicht immer und überall erreichbar sein müssen.

Einfach mal offline sein, tut gut. (Foto: Japheth Mast/Unsplash)

5 Dinge, die ohne Smartphone besser sind

  1. Beim Essen: Immer wieder, wenn ich im Restaurant essen gehe, sehe ich, wie an den Nebentischen Fotos vom Essen gemacht werden. Später landen sie dann im WhatsApp-Chat oder auf Instagram unter dem Motto „Schaut mal, wie verdammt lecker das aussieht“. Doch ganz ehrlich, ich gehe doch ins Restaurant, um lecker zu essen und nicht um Fotos von leckerem Essen zu machen. Ich kann es jedes Mal nicht erwarten, den ersten Happen zu probieren, wenn der Teller vor mir steht. Erst ein Foto machen? Warum?
  2. Beim Ausflug: Klar, manchmal möchten wir mit unserer Familie und unserer Freunden teilen, was wir gerade erleben und wo wir gerade sind. Auch ich selber greife bei Ausflügen ab und an zum Smartphone, um ein Erinnerungsfoto zu machen. Aber dabei kann es auch bleiben. Denn wer beim Ausflug nur damit beschäftigt ist, tolle Fotos zu machen, verpasst vielleicht das ein oder andere. Auf jeden Fall ist es entspannter, nicht alle fünf Meter zum Smartphone zu greifen.
  3. Mit Freunden: Ganz klar, wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind, hat das Smartphone nichts zu suchen. Wir wollen ja Zeit mit unseren Freunden verbringen, mit ihnen sprechen oder gemeinsame Erfahrungen sammeln. Ein Smartphone ist da eher kontraproduktiv.
  4. Im Bett: Am Abend noch einmal schnell vor dem Schlafengehen Nachrichten beantworten und etwas rumsurfen. Das habe ich früher selbst oft gemacht. Seitdem ich darauf verzichte und statt des Smartphones wieder öfter ein Buch in die Hand nehme, fällt es mir einfacher einzuschlafen. Auch, wenn das Handy in der Nacht vibriert, stört das unseren Schlaf. Am besten also weglegen oder zumindest stumm schalten.
  5. Bei großen Momenten: Ja, ich kenne es selbst. Wenn ein großer Moment ansteht, möchte man das gerne festhalten. Aber ein Beitrag unseres Nordkinds Laura trifft da den Punkt: Bei ihrem Urlaub in Südafrika wollte sie unbedingt einen Wal sehen. Doch beim Versuch das perfekte Foto zu machen, hat sie gefühlt die komplette Tour nur durch den Kamerabildschirm verfolgt. Deswegen erst einmal den besonderen Moment genießen. Vielleicht ist dann ja immer noch Zeit für ein Foto.

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Deichbrand 2019: Mein Festival der Gegensätze https://nordkind.blog/unser-norden/deichbrand-2019-mein-festival-der-gegensaetzen Tue, 23 Jul 2019 09:53:18 +0000 https://nordkind.blog/?p=20757 Ich weiß nicht, ob ihr es auf Instagram und Facebook schon bemerkt habt, aber dieses Wochenende stand das Deichbrand an. Es ist das größte Mainstreamfestival Norddeutschlands mit ca. 60 000 Besuchern. Ich war da um Fotos von den Menschen auf der Bühne (unter anderem Marsimoto, Cro, Alligatoah, Thirty Seconds to Mars und die Biffy Clyro) […]

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Ich weiß nicht, ob ihr es auf Instagram und Facebook schon bemerkt habt, aber dieses Wochenende stand das Deichbrand an. Es ist das größte Mainstreamfestival Norddeutschlands mit ca. 60 000 Besuchern. Ich war da um Fotos von den Menschen auf der Bühne (unter anderem Marsimoto, Cro, Alligatoah, Thirty Seconds to Mars und die Biffy Clyro) und von den Menschen neben der Bühne zu machen. Dabei sind mir einige Gegensätze aufgefallen.

Laut VS. leise

Ein Festival ist laut, durcheinander, quirlig. Es wird viel gelaufen, gefeiert, getrunken und getanzt. Schon bei der Anreisen erwartet man innerhalb der nächsten Tage eine totale Reizüberflutung – eine bunten Menschenmasse, wilde Bühnenshows und ständig wechselnder Musik. Die Musik auf den Camps lädt auch eher zum weiterfeiern als zum ausruhen ein.

Was jedoch erst bei genauerem Hinsehen auffällt sind die leisen Töne. Die subtilen Zärtlichkeiten, die Pärchen untereinander austauschen und gemeinsam die Zeit genießen. Dabei meine ich nicht einmal wilde Küsse, sondern nur ein Anlehnen, einen Blick oder einen Eskimokuss. Schaut euch nächstes Mal gerne genauer um. Man findet an jeder Ecke ein wenig Liebe.


Jung VS. jung geblieben

Zum ersten Mal ist mir aufgefallen von wie vielen Generationen das Deichbrand besucht wird. Es gibt keinerlei Altersgrenze nach unten oder nach oben. Gerade als Fettes Brot spielte, tanzten die Kinder  gemeinsam mit den älteren Generationen. Der einzige Unterschied? Die Kinder trugen einen Gehörschutz.

Miteinander VS. Gegeneinander

Meine Kamera fiel mir nach dem ersten Tag herunter und war kaputt. Eigentlich super ärgerlich, ein riesen finanzieller Schaden und ein unnötiger Unfall. Aber so durfte ich das Miteinander und das untereinander Helfen erleben. Eine weitere Fotografin lieh mir an einem Abend kurzerhand ihre Kamera aus.

Doch als mich die Security mit der ausgeliehenen Kamera wieder ind en Gramen lassen wollte, wurde ich von den Deichbrand Medienleuten wieder verscheucht. Nur dürften jetzt Fotos machen, sagten sie. Von freundlichem Miteinander war in dem Moment plötzlich nichts mehr zu spüren.

Dafür habe ich viele andere schöne Szenen beobachten: Einige Fotografen teilten sich zum Beispiel den Grabenpass, damit jeder ein paar Fotos von den Artist schießen konnte. Es wurde gegenseitig auf das Equipment aufgepasst und niemand stellte sich in das Schussfeld der Anderen. Es war ein fantastisches Miteinander unter den Pressefotografen und nicht einmal im Ansatz ein Konkurrenzkampf um das beste Foto.


Nachhaltigkeit VS. Konsum

Die Nachhaltigkeit und der verzweifelte Versuch die Global Goals noch zu erreichen, steht aktuell im Fokus der jungen Bevölkerung. Friday for Future gibt es nicht ohne Grund.  Gerade deshalb hätte ich von der jüngeren Generation in diesem Jahr mehr Nachhaltigkeit auf dem Festival erwartet. Stattdessen sammelte sich wieder der Müll auf den Camps. Aufgebaute Wohnlandschaften wurden einfach zurück gelassen.

Natürlich kann man in so Ausnahmesituationen, wie einem Festival ein Auge zudrücken, aber auch hier könnte der Plastikkonsum noch einmal deutlich reduziert werden. Auch ist der neu angelegte XXL-Pool sicher eine gute Idee als Erfrischung der Besucher und gerade nach der Hitzewelle im letzen Jahr eine gute Weiterentwicklung.

Aber man sollte sich die Frage stellen, wie sinnvoll die Chlorung von 1,2 Millionen Liter Wasser ist.. Gerade bei einer mittleren Waldbrandgefahr bei uns im Norden und der Grundwasserabsenkung in ganz Deutschland, bis hin zur Aufforderung an die Bevölkerung sensibel mit dem Trinkwasser im Raum Brandenburg und Minden umzugehen.

Zerbrochene Glasflaschen vor dem Gelände erhöhen übrigens die Brandgefahr ebenso, wie noch glimmende Zigarettenstummel. Davon habe ich gleich 3 auf dem Weg zwischen Parkplatz und Festivalgelände ausgetreten. Zwar steht das Deichbrand nicht für Nachhaltigkeit, jedoch würde ich mich freuen, wenn wenigstens ein bisschen auf einen respektvolleren Umgang mit unserer Natur geachtet wird.

Erleben VS. Konservieren

Bereits 1977 schrieb Susan Sontag in ihrem Essay „über Fotografie“, dass Fotos mittlerweile ein Massenprodukt seien und uns den imaginären Besitz der Vergangenheit suggerieren wollen. Auch schrieb sie, dass wir in einer sich schnell wandelnden Welt leben, unsere Gesellschaft immer eine Aufgabe braucht und sie diese in der Fotografie sucht.  Auch ist sie der Meinung, dass wir aus Angst etwas zu verpassen, alles irgendwie konservieren wollen.

Genau das fiehl mir auf dem Deichbrand besonders auf. Anstatt die Musik zu genießen und sich hinterher das After Movie anzuschauen wurde permanent der Fokus auf das eigene Bildmaterial gelegt. So hingen viele Festivalbesucher am Handy und zeichneten Ausschnitte des Auftrittes auf, anstatt die Elektronik im Zelt zu lassen und sich komplett auf Show und Musik einlassen zu können.

Arbeiten VS. Mitfeiern

Ohne die vielen helfenden Hände würde das Deichbrand gar nicht stattfinden können. Seien es nun die Stagehands, Sanitäter, Feuerwehrkräfte, Security, Catering (ganz wichtig!) oder die Polizei. Jeder trägt seinen Teil dazu bei. Doch ist euch mal etwas aufgefallen? Ich empfand es als super witzig die Security im Graben oder die Sanitäter an der Seite der Bühne mittanzen und mitwippen zu sehen. So hat jeder seinen Spaß und überall herrscht gute Laune.

Überwachung VS. Sicherheit

Gerade schrieb ich noch von tanzender Security. Kann man diese dann überhaupt noch erst nehmen und arbeiten sie überhaupt? Ja, kann man! Ich habe selbst erlebt, wie sie innerhalb von Sekunden zwischen Tanzen und mitfeiern, in ihren Arbeitsmodus schalten können und mal eben locker flockig einen ausgewachsenen Menschen über die Wellenbrecher ziehen. Der Spaß hört da auf, wo es gefährlich für einen selber und/oder für andere wird. Wie ich die massive Polizeipräsenz inkl. Kameras dieses Jahr im Infield einschätzen soll, weiß ich selber noch nicht.

Meine Tendenz geht jedoch eher in die Richtung, dass ich mich sicher fühle, wobei ich es anfangs sehr beängstigend und gruselig fand dieses Jahr so viele Einsatzkräfte zu sehen. Lieber einmal etwas zu viel Präsenz, als zu wenig mit einem anschließenden Unfall. Auch das jedes Auto beim Verlassen des Festivals von der Polizei einmal grob angeschaut und im Anschluss gegebenenfalls heraus gewunken wurde, fand ich im ersten Moment etwas zu übertrieben. Dann war ich jedoch froh, dass Menschen, die alkoholisiert oder unter Drogenkonsum ein Fahrzeug bewegen wollten, direkt wieder heraus gezogen wurden.

Alles in allem war das Festival grandios, mit einer phänomenalen Stimmung. Der Vorverkauf für das nächste Jahr startet heute um 17 Uhr.
Vielleicht sehen wir uns 2020 dort?

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Der Plan mit der Bahn ist kein guter Plan https://nordkind.blog/meinung/der-plan-mit-der-bahn-ist-kein-guter-plan Thu, 11 Jul 2019 16:05:22 +0000 https://nordkind.blog/?p=20564 Vorbeiziehende Felder, Kühe und Pferde und Schafe auf saftigem Grün. Hier und da ein Bussard in der Luft. Kopfhörer auf den Ohren, ein Buch in den Händen. Eigentlich könnte das Pendeln mit der Bahn fantastisch sein. Aber. ABER… Als ich mir neulich die Kupplung meines alten Volvos zerschossen habe, schmiedete ich einen waghalsigen Plan: Ich […]

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Vorbeiziehende Felder, Kühe und Pferde und Schafe auf saftigem Grün. Hier und da ein Bussard in der Luft. Kopfhörer auf den Ohren, ein Buch in den Händen. Eigentlich könnte das Pendeln mit der Bahn fantastisch sein. Aber. ABER…

Als ich mir neulich die Kupplung meines alten Volvos zerschossen habe, schmiedete ich einen waghalsigen Plan: Ich pendele mit der Bahn. Das ist sauber und entspannt, dachte ich. Ich würde mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren, rein in die Bahn, runter nach Bremerhaven und mit dem Fahrrad dann zur Arbeit. Die Bahn braucht theoretisch 39 Minuten, zusammen mit der Radstrecke würde ich insgesamt 60 Minuten für 45 Kilometer unterwegs sein. Mit dem Auto waren es etwa 45 Minuten von Haustür zu Haustür. Ein Verlust von 15 Minuten. Nicht der Rede wert.

Der Plan war äußerst schwierig

Leider war das alles nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte. Vielleicht wäre es das gewesen, wenn ich doppelt so viel verdienen würde und Zeit keine Rolle spielen würde. Da ich jedoch kein Top-Verdiener bin und Zeit sehr wohl eine Rolle spielt, erwies sich mein Plan als äußerst schwierig. Eine Wochenkarte von Cuxhaven nach Bremerhaven-Lehe kostet 52 Euro, aber mit dem Fahrrad kommen täglich 5 Euro für die Fahrrad-Tageskarte dazu. Somit war ich schon bei 77 Euro. Wenn ich dann nach der Arbeit oder am Wochenende noch einmal rüber nach Otterndorf zum Skaten wollte, kamen da für die Hin- und Rückfahrt plus Fahrrad-Ticket 13,20 Euro oben drauf. Da ich mindestens einmal die Woche raus muss aufs Brett, würde mich der umweltfreundliche Lifestyle schon gute 90 Euro in der Woche kosten.

Schmerzhaft, aber okay

Mit einer Tankfüllung meines Volvos konnte ich 7 Mal nach Bremerhaven und zurück und mindestens einmal die Woche nach Otterndorf zum Skaten fahren. Eine Tankfüllung kostet im Schnitt 60 Euro. Im Monat würde ich also 120 Euro mehr ausgeben, rechnete ich mir aus. Schmerzhaft, aber okay. Machbar, irgendwie machbar, dachte ich und startete in ein Leben mit der Bahn.

Die denken, ich bin ein fauler kanacke!

Direkt am zweiten Tag verspätete sich der Zug um 30 Minuten. “Grund dafür sind Verzögerungen im Bahnverkehr”, stand auf der Anzeige-Tafel am Bahnhof. Ein paar Tage danach das gleiche Spiel, nur setzte die Bahn noch einen oben drauf. 90 Minuten Verspätung. Die Gründe dafür rollten in den gleichen orangefarbenen Buchstaben wenig vertröstend über die Anzeigetafel. Links und rechts neben mir stiefelten entrüstete Kunden der Bahn auf dem Bahnsteig hin und her. “Nicht schon wieder”, sagten sie, oder “Jede Woche das gleiche”. Ein paar Meter weiter erzählte ein dunkelhäutiger Typ zwei Mitwartenden, dass die permanenten Verspätungen der Bahn schon massive Auswirkungen auf seinen Job gehabt hätten. “Meint ihr, die glauben mir? Die denken, ich bin ein fauler Kanacke!”, sagte er und schüttelte den Kopf. Es war mein fünfter Tag mit der Bahn und mir wurde ganz flau im Magen.

Das Leben mit der Bahn ist unfair

Und ich war einfach nur genervt. Wie viele Male stand ich schon an Bahnhöfen und hörte diesen jämmerlichen Kling-Klang aus den Lautsprechern, gefolgt von den metallischen Worten: “Achtung, eine wichtige Information für alle Fahrgäste. Der Zug Blablaba verspätet sich heute um…” Wie naiv war ich, anzunehmen, es könnte dieses Mal anders sein? Eine umweltfreundliche und entspannte Art zu Reisen? Das Leben mit der Bahn ist vielleicht umweltfreundlich, ja, aber es ist unfair und nervenaufreibend und unflexibel. Das sind alles Dinge, mit denen man vielleicht leben könnte, aber nicht für diesen Preis. Ich kann es mir nicht leisten, knapp 360 Euro im Monat dafür auszugeben, an die Arbeit und zum Sport zu kommen, ohne zu wissen, ob und wann ich ankomme, ob ich stehen muss oder mein Fahrrad vielleicht nicht mehr reinpasst.

Zuverlässigkeit und Preispolitik

Wenn das Pendeln mit der Bahn attraktiver werden soll, weil es tatsächlich eine saubere Lösung ist, dann muss da dringend was unternommen werden in Sachen Zuverlässigkeit und Preispolitik. Nur dann kann sauberes Reisen funktionieren. So fiel mir jedenfalls kein Grund ein, nach zwei Wochen Bahn den Volvo nicht wieder reparieren zu lassen und auf die Straße zu bringen.

 

 

 

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Sexismus: Die 5 schlimmsten Klischees in der Werbung https://nordkind.blog/meinung/sexismus-die-5-schlimmsten-klischees-in-der-werbung Wed, 26 Jun 2019 08:27:31 +0000 https://nordkind.blog/?p=20383 Kennt ihr Frauengold? Das “Stärkungsmittel” aus den 50er-Jahren wurde damals mit gestressten Hausfrauen beworben. Dank Frauengold konnten sie ihre weiblichen Pflichten wieder mit Elan und Freude erfüllen. Gut, der Zaubertrank bestand hauptsächlich aus Alkohol, aber man will ja auch nicht kleinlich sein, wenn es zum häuslichen Glück beiträgt. Sowas gibt es heutzutage zum Glück nicht […]

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Kennt ihr Frauengold? Das “Stärkungsmittel” aus den 50er-Jahren wurde damals mit gestressten Hausfrauen beworben. Dank Frauengold konnten sie ihre weiblichen Pflichten wieder mit Elan und Freude erfüllen. Gut, der Zaubertrank bestand hauptsächlich aus Alkohol, aber man will ja auch nicht kleinlich sein, wenn es zum häuslichen Glück beiträgt.

Sowas gibt es heutzutage zum Glück nicht mehr! Die Zeiten der medialen Verbreitung von sexistischen Geschlechterklischees sind ein für alle mal vorbei … Na ja, fast … Hier ist ein Ranking der  5 schlimmsten  Klischees, die man immer noch in der Werbung findet.

5. Der emotionslose Mann

Männer sind stark und haben keine Gefühle – außer elementaren Bedürfnissen wie Trinken. Diese fortschrittliche Botschaft hat das Erfrischungsgetränk Almdudler 2010 mit einer Plakatwerbung verbreitet. So richtig gut kam das bei den Kunden nicht an. Viele empfanden die eindimensionale Neanderthaler-Darstellung der männlichen Gefühlswelt als sexistisch.

Der österreichische Werberat sah das anders und so gab es keine Rüge für die Kräuter-Plörre. Dafür gibt es einen Grund mehr, das eklige Gesöff nicht zu trinken.

4. Die Hausfrau

Auch ohne alkoholhaltigen Stimmungsaufheller ist der Klassiker unter den Werbe-Klischees noch nicht ausgestorben: “Muddi” ist für den Haushalt zuständig. Das war schon immer so. Mit freudigem Lächeln schrubben, waschen und wedeln sie durch Werbeclips. Und natürlich ist das Glück erst dann vollkommen, wenn ihnen die Arbeit durch ein neues Mittelchen erleichtert wird. Was wünscht Frau sich auch sonst?

“Ohne Schrubben macht mir Putzen wieder Spaß!”, sagt die Cillit-Bang-Muddi 2008 vergnügt in die Kamera. Na klar, wer putzt denn bitte nicht aus Spaß?

Diese Putzmittel-Werbung ist zwar schon ein paar Jahre alt. Aber auch heute werden Haushaltsprodukte fast immer mit Frauen beworben. Und falls doch mal ein Mann die Waschmaschine bedienen darf, glänz er selten durch übermäßige Kompetenz. Da fragt man sich manchmal, ob der Creative Director ein Schlückchen Frauengold zu viel hatte.

3. Die komplizierte Frau

Frauen sind emotional, nicht rational, kompliziert und mögen natürlich keine Technik. Diese Klischees hört und sieht man überall. Hier haben wir zwei wunderbare Beispiele des Dauerbrenners: Frauen sind kompliziert.

Die Schweizer Uhrenfirma IWC provozierte jahrelang mit Werbung, die sich nicht nur klar an Männer richtete, sondern Frauen gleichzeitig degradierte. Laut ihnen sind Frauen kompliziert, unpünktlich und fürs Scheibenputzen zuständig – es sei denn natürlich, es handelt sich um die Scheibe einer  IWC-Uhr. Aber kurz mal ein komplizierter weiblicher Gedanke: Vielleicht liegt es ja gar nicht an den Frauen, dass sie für IWC-Männer als unbegreifliche Wesen erscheinen? Aber macht nichts, meine Lieben, die einen haben’s eben im Kopf, und die andere am Handgelenk.

Lego Technik wollte der Welt letztes Jahr beweisen, dass sie schon kleine Kinder in Geschlechterrollen pressen können. “Der größte Lego Technic Kran aller Zeiten” steht auf dem Werbe-Post. In der Ecke wird darauf verwiesen, dass dieses hochkomplexe Spielzeug nur “For Men” sei. Und wer es dann immer noch nicht verstanden hat, wird in der Beschreibung noch einmal auf die Zielgruppe hingewiesen: “So kompliziert wie eine Frau, aber mit Bedienungsanleitung”. Ahhh … also der Kran ist fast so kompliziert wie eine Frau, aber eben logischer, weil es eine Bedienungsanleitung gibt und er nicht rumzickt. Für Frauen wäre der Kran aber zu kompliziert, weil nur Männer rationale Erklärungen wie Bedienungsanleitungen verstehen können.

Gut, dass darauf verwiesen wird. Man stelle sich nur vor, dass unbedachte Eltern diesen Kran ihrer Tochter kaufen und die völlig am Aufbau verzweifelt. Das arme Mädchen könnte einen Schaden fürs Leben nehmen. Wahrscheinlich wäre sie in ihrem weiblichen Selbstverständnis so gestört, dass sie später als Trophy-Weibchen eines IWC-Manns enden würde.

2. Die Frau als Sexobjekt

Diesmal eine Werbung aus Amerika – genauer gesagt vom Super Bowl. Die Clips, die während der Halbzeitpause des größten amerikanischen Sportevents gezeigt werden, bekommen unfassbar viel Aufmerksamkeit. Deshalb hat es dieser kleine Film von 2012 ins Ranking geschafft.

Eigentlich passiert nichts außergewöhnliches: Das Supermodel Adriana Lima kleidet sich an. Langsam schlüpft sie in Seidenstrümpfe, Strapsen und High Heels. Wäre das Werbung für Dessous oder Parfüm: kein Problem. Doch dann kommt die Pointe. Das Model wirft einen lasziven Blick in die Kamera und sagt: “Jungs, Valentinstag ist nicht so kompliziert. Beschenkt uns und ihr werdet belohnt.” Es folgt der Slogan “Happy Valentinesnight” und der Schriftzug des Blumen-Bestellservice Teleflora.

Wer kennt das nicht? Einsam sitzt man am Valentinstag zuhause. Unfähig, sich von der Schmach abzulenken, kein Date am Tag der Liebe zu haben. Doch dann klingelt der edle Ritter an der Tür – in seiner Hand ein Blumenstrauß. Natürlich reißt Frau sich augenblicklich die sexy Wäsche vom Leib und gibt sich dem Boten hin. Für einen Porno ist das durchaus eine realistische Szene. Ok, Blumen haben nicht übermäßig viel mit nackter Haut oder käuflichem Geschlechtsverkehr zu tun. Aber diese Schlitzohren von Teleflora wissen einfach wie der Werbe-Hase läuft. Ihr Geheimtipp: Sex sells.

Ist das ein amerikanischer Einzelfall? Nein, auch im fortschrittlichen Deutschland sind solche Werbeaussagen keine Seltenheit. Besonders in kleinen und mittelständigen Unternehmen sollen die sexuellen Reitze einer Frau häufig Bodenbeläge, Tiernahrung oder Pizza an den Mann bringen. Dabei werden eher selten andere Qualitäten einer Frau ersichtlich, als ihre sekundären Geschlechtsmerkmale.

1. Trottel-Vater vs. Übermutter

Zum Schluss ein extra Schmankerl. Besonders bemerkenswert ist es natürlich, wenn eine Werbung gleich zwei Geschlechter beleidigt. Herzlichen Glückwunsch Edeka, du hast es damit auf Platz 1 des Rankings geschafft.

Mutter- und Vatertage sind ja eigentlich etwas Schönes. Ein Tag, der daran erinnern soll, wie viel Eltern für einen getan haben. Man kann einfach Danke sagen und Blumen überreichen (Zum Beispiel von Teleflora) – oder man hebt das eine Geschlecht auf Kosten des anderen empor. “Gute Idee”, dachte sich Edeka offenbar und produzierte zum Muttertag 2019 einen Werbeclip, in dem Väter nicht ganz so gut wegkommen.

Eine entzückende Kinderstimme verkündet aus dem Off: “Danke, dass du immer für mich da bist.”, “Du bist mein Vorbild und förderst mich, wo du nur kannst” und  “Danke, dass du so schön bist”. Dazu sieht der Zuschauer in Zeitlupe schwarz-weiß Szenen, in denen überforderte Väter ihren Kindern an den Haaren ziehen oder ihnen Bälle ins Gesicht werfen. Doch ein Glück, die Rettung ist nahe. Während Papi Chips auf seinen Bierbauch krümelt, schmiegt sich das Töchterchen an Mami und seufzt:: “Mama, danke dass du nicht Papa bist.”

Ach, hier werden gaaanz altmodische Klischees über Väter verbreitet? Das kommt irgendwie so rüber, als ob Kindererziehung Aufgabe der Mütter wäre, weil Männer zu blöd sind? Ne ne, da macht euch mal keine Sorgen. Edeka hat nämlich noch eine zweite Werbung zum Vatertag produziert, die sämtliche Mutter-Klischees verwurstet. Und da Minus und Minus bekanntlich Plus ergibt, lösen sich auch Sexismus plus Sexismus gegenseitig auf – ist doch klar.

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