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Endlich offline

Abschalten beim Ausschalten. Das war mein Motto während meines letzten Urlaubs. Am ersten Tag hatte ich mir vorgenommen, eine Woche lang ganz auf soziale Netzwerke zu verzichten und mein Smartphone möglichst oft links liegen zu lassen. Das war der beste Plan, den ich seit Langem hatte. Nach einer Woche entschied ich mich auch die restlichen zwei Wochen Urlaub auf soziale Netzwerke und auf zielloses Surfen zu verzichten. Und das war eine unglaubliche Bereicherung.

Denn ganz ehrlich: Wir nehmen immer wieder zwischendurch unser Smartphone in die Hand, surfen ein bisschen hier und mal dort. Es geht so schnell, dass wir „nur mal kurz“ die neusten Posts auf Instagram verfolgen wollen und schwups sind 20 Minuten rum. Zumindest geht es mir so. Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie 2018 verbringen junge Menschen in meiner Altersgruppe (14- bis 29-Jährige) jeden Tag durchschnittlich 344 Minuten im Internet. Als ich vor einigen Wochen bei der Recherche für meine Masterthesis auf diese Zahl gestoßen bin, musste ich kurz nachdenken und dann schlucken. 5 Stunden und 44 Minuten. Jeden Tag.

12.678 Nachrichten

Und noch eine Zahl zum Nachdenken: Laut einer Statistik von WhatsApp wurden 2018 weltweit 65 Milliarden Nachrichten verschickt – und zwar täglich. Wer selbst einmal seine Nachrichten-Statistik einsehen möchte, kann das auf WhatsApp mit ein paar Klicks machen. Dafür geht ihr auf „Einstellungen“, dann auf „Daten-und Speichernutzung“ und zuletzt auf „Netzwerk-Nutzung“. 12.678 gesendete Nachrichten und 22.454 empfangene Nachrichten steht dort bei mir.

Ich habe mir deshalb vorgenommen, ab jetzt jeden Urlaub auf soziale Netzwerke zu verzichten und das Smartphone möglichst oft links liegen zu lassen. Aber auch sonst versuche ich, öfter auf mein Verhalten zu achten. Leider fällt man schnell in alte Gewohnheiten zurück und ich erwische mich selbst, wie ich abends auf der Couch eine halbe Stunde ziellos rumsurfe. Ich möchte dabei gar nicht auf alles verzichten, denn das Smartphone hat ja viele Vorteile. Aber ein bewusster Umgang ist mir selbst wichtig. Und einfach mal drei, vier oder fünf Stunden nicht auf eine Mail oder eine Nachricht zu antworten, ist ganz normal – zumindest, wenn wir uns wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir nicht immer und überall erreichbar sein müssen.

Einfach mal offline sein, tut gut. (Foto: Japheth Mast/Unsplash)

5 Dinge, die ohne Smartphone besser sind

  1. Beim Essen: Immer wieder, wenn ich im Restaurant essen gehe, sehe ich, wie an den Nebentischen Fotos vom Essen gemacht werden. Später landen sie dann im WhatsApp-Chat oder auf Instagram unter dem Motto „Schaut mal, wie verdammt lecker das aussieht“. Doch ganz ehrlich, ich gehe doch ins Restaurant, um lecker zu essen und nicht um Fotos von leckerem Essen zu machen. Ich kann es jedes Mal nicht erwarten, den ersten Happen zu probieren, wenn der Teller vor mir steht. Erst ein Foto machen? Warum?
  2. Beim Ausflug: Klar, manchmal möchten wir mit unserer Familie und unserer Freunden teilen, was wir gerade erleben und wo wir gerade sind. Auch ich selber greife bei Ausflügen ab und an zum Smartphone, um ein Erinnerungsfoto zu machen. Aber dabei kann es auch bleiben. Denn wer beim Ausflug nur damit beschäftigt ist, tolle Fotos zu machen, verpasst vielleicht das ein oder andere. Auf jeden Fall ist es entspannter, nicht alle fünf Meter zum Smartphone zu greifen.
  3. Mit Freunden: Ganz klar, wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind, hat das Smartphone nichts zu suchen. Wir wollen ja Zeit mit unseren Freunden verbringen, mit ihnen sprechen oder gemeinsame Erfahrungen sammeln. Ein Smartphone ist da eher kontraproduktiv.
  4. Im Bett: Am Abend noch einmal schnell vor dem Schlafengehen Nachrichten beantworten und etwas rumsurfen. Das habe ich früher selbst oft gemacht. Seitdem ich darauf verzichte und statt des Smartphones wieder öfter ein Buch in die Hand nehme, fällt es mir einfacher einzuschlafen. Auch, wenn das Handy in der Nacht vibriert, stört das unseren Schlaf. Am besten also weglegen oder zumindest stumm schalten.
  5. Bei großen Momenten: Ja, ich kenne es selbst. Wenn ein großer Moment ansteht, möchte man das gerne festhalten. Aber ein Beitrag unseres Nordkinds Laura trifft da den Punkt: Bei ihrem Urlaub in Südafrika wollte sie unbedingt einen Wal sehen. Doch beim Versuch das perfekte Foto zu machen, hat sie gefühlt die komplette Tour nur durch den Kamerabildschirm verfolgt. Deswegen erst einmal den besonderen Moment genießen. Vielleicht ist dann ja immer noch Zeit für ein Foto.