Foto: Müller

Im Norden vom Norden – Ein Kurztrip nach Norderney

Es ist unendlich weit, geheimnisvoll und strotzt nur so vor Kraft: Das Meer. Am Montag hatte ich mal wieder die Möglichkeit, „Faszination Meer“ zu erleben, denn zusammen mit meinem Freund ging es spontan mit der Fähre nach Norderney. Für mich bedeutete das: Kopf aus, Herz an. Endlich mal wieder Meer tanken und tief einatmen.

„Der frühe Vogel..“. Was nochmal? Am Montag um 05.50 Uhr klingelt mein Wecker. Noch im Halbschlaf stapfe ich ins Bad, schmeiße mir Wasser ins Gesicht und pflechte meine Haare schnell zu einem Zopf. Minimalismus am Morgen, vertreibt schließlich Kummer und Sorgen… oder zumindest dunkle Augenringe.

Denn lieber schlafe ich morgens eine halbe Stunde länger, als mich aufwendig fertig zu machen. Mütze, Handschuhe und Schal sind auch schnell angezogen. Meinen Rucksack habe ich zum Glück schon am Vorabend gepackt und auch das Frühstück für unterwegs und ein paar Mandarinen, um meine grauen Zellen ein bisschen anzukurbeln, sind schon verstaut. Tee in die Hand und fertig. Es kann losgehen!

Der Weg

Schon die Fahrt ist ein kleines Abenteuer. Während wir langsam unsere Nachbarstraßen hinter uns lassen, google ich die Adresse. Nach ein bisschen Suchen, finde ich drei Parkplatzangebote von der Schiffsgesellschaft FRISIA – natürlich kostenpflichtig. Das geht doch bestimmt noch besser, denke ich mir und scrolle weiter. Und siehe da: An der Deichstraße sollen kostenlose Parkplätze zur Verfügung stehen.

Ich gebe die Adresse ein und entspanne mich erst einmal mit meinem Tee. Ankunftszeit: 08.23 Uhr. Die Fähre fährt zwar schon um 08.40 Uhr und wir haben noch keine Fahrkarten, aber was soll’s? Die Straßen sind schließlich leer und ich mache mir keine Sorgen. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt, werfe ich das erste Mal einen Blick aufs Navi.

„Hey, schau mal. Ich kann schon unser Ziel sehen“, erzähle ich begeistert meinem Freund. Der wirft nun ebenfalls einen Blick auf den Monitor und stutzt: „Das sieht aber noch weit entfernt aus vom Meer, oder?“ Und tatsächlich: Zwar ist von unserem Zielpunkt aus das Meer schon zu sehen, doch der Fährableger scheint ziemlich weit weg zu sein. Mit leiser Panik gebe ich nun doch die Adresse für die kostenpflichtigen Parkplätze ein. Ankunftszeit: 08.29 Uhr. Upps! Jetzt aber Hackengas.

Alle guten Dinge sind drei

In unserer Eile ignorieren wir alle anderen Schilder, die uns möglicherweise auch zum Ziel bringen könnten – wir haben ja schließlich die richtige Adresse ins Navi eingegeben! Um 08.28 Uhr kommen wir an. Vermeintlich, denn manchmal wäre es wohl doch besser, einfach den Schildern zu folgen.

Weit und breit können wir keine Parkplätze und erst recht keinen Fähranleger sehen! Oh nein. Jetzt kann uns nur noch Google-Maps helfen. Um 08.35 Uhr erreichen wir dann doch noch den richtigen Parkplatz. Wir nehmen beide Beine in die Hände, sprinten los – und erreichen keuchend vor Anstrengung tatsächlich noch die Fähre nach Norderney. Endlich!

Norderney: Raue Brise, weicher Sand

Mein Freund und ich sind beide das erste Mal auf Norderney. Während er zu einem Geschäftstermin verschwindet, folge ich immer der frischen Meerbrise. Am Strand angekommen, ist die Aufregung der Fahrt schnell vergessen. Ich atme tief ein und schließe für einen kurzen Augenblick meine Augen. Meer, oh Meer, ich habe dich so vermisst! Und das muss festgehalten werden.

Schnell hole ich meine Kamera aus meinem Rucksack und krame nach einem weiteren Objektiv. Schon viel zu lange hatte ich keine Zeit mehr, ein paar schöne Momente einzufangen und ein bisschen zu experimentieren. Kein Wunder also, als ich nach zwei Stunden feststelle, dass ich schon über 200 Bilder gemacht habe – trotz des grauen Himmels und des rauen Windes, die meine schon blauen Hände versuchen zu lähmen.

Bummeln

Als sich der Himmel weiter zuzieht und meine Hände wirklich langsam anfangen weh zu tun, packe ich meine Kamera ein und mache mich auf den Weg zur „Stadt Norderney“. Ja, ich weiß, auf Norderney leben nur ca. 6000 Menschen und das ist weit entfernt von der Größe einer Stadt. Aber: Es gibt wirklich viele kleine Läden, in denen man stöbern kann, nette Cafés, die einen zum Verweilen einladen und Restaurants für eine Stärkung.

Zusammen mit meinem Freund schlendere ich durch die Straßen. Dabei stelle ich fest, dass Norderney wirklich schön ist. Nicht nur die Häuser, auch die Menschen sind einladend und freundlich. Fast jeder wünscht uns einen schönen Tag und in einem Süßwarengeschäft können wir sogar sämtliche Gummibären probieren.

Bis bald!

Norderney, ich komme wieder. Für einen Tag ist der Weg von 3 Stunden pro Fahrt zwar doch ziemlich weit, aber für ein Wochenende lohnt es sich auf jeden Fall. Kilometerweite Strände und Ruhe für diejenigen, die Entspannung suchen. Geschäfte und Museen für diejenigen, die etwas unternehmen möchten. Und natürlich: Ostfriesen-Tee mit Kluten und Kookjes. Der hat mir besonders gut geschmeckt.