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Feiern ohne schlechtes Gewissen: 10 Tipps für einen nachhaltigen Festival-Besuch

Es ist dieser kleine Moment der Stille nach einem laut tosenden Festival voller Marmeladenglas-Momente. Erschöpft grinsend sitzt du im Camp und wartest, bis die anderen wiederkommen. Was für ein Wochenende! Niemand kann dir die Glücksgefühle nehmen, die die letzten Tage in dir ausgelöst wurden. Von ein wenig Melancholie gepackt stehst du auf und läufst über den Campingplatz. Viele sind gerade dabei einzupacken, einige schon abgereist. Bis nächstes Jahr, denkst du und überlegst, was deine Einwegkamera wohl für Fotos enthüllen wird.

Durch die verlassenen Pavillons laufend überkommt dich jedoch nach und nach ein Gefühl des Unwohlseins. Warum haben so viele ihr Zeugs nicht wieder mitgenommen? Es sind gar nicht nur die leeren Zelte und Pavillons, die dich langsam wütend machen, sondern eher die generelle Einstellung zu ihrem Abfall, die anscheinend viele an den Tag gelegt haben: Ist ja nur 1 bis 2 Mal im Jahr…

Doch was, wenn 70.000 Menschen 4 Tage lang genau damit ihr Verhalten erklären? Dann nimmt es leider Ausmaße an, die man so gar nicht bemerkt. Unwirsch reißen dich diese Gedanken aus deiner angenehm melancholischen Blase und werfen dich mitten in die Realität: Eine Landschaft voller Müll.

DAS AUSMASS EINGRENZEN

Mal als kleiner Vergleich: Auf einem dreitägigen Festival mit 80.000 Besuchern kann durchaus so viel Müll produziert werden, wie ca. 3.000 Stadtbewohner in einem ganzen Jahr produzieren. Dabei ist es gar nicht so schwierig, das Ausmaß des Ganzen einzugrenzen. Hier sind einige Tipps:

1. Oma sagt immer: „Wer billig kauft, kauft zweimal!“ Da ist viel Wahres dran. Wer sich alle ein bis zwei Jahre ein neues Zelt leisten kann, sollte sich überlegen ein teureres zu besorgen. Eines, das viel zu schade dafür ist, dort einfach stehen gelassen zu werden. Gleiches gilt für Schlafsäcke und Isomatten, denn auch diese zählen zum am meisten zurückgelassenen Equipment.

2. Sprecht euch ab: Man fährt doch meist in großen Gruppen auf Festivals. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alles am Ende geteilt wird. Damit kann man also prima vorher schon anfangen und klären, wer Sonnencreme und wer den Grill (bitte kein Einweggrill) mitbringt.

3. Zusätzlich zum hoffentlich selbstverständlichen Camping-Geschirr und wiederverwendbaren Bechern machen sich Bambus- oder Holz-Utensilien auf dem Festivalgelände gut. Während Taschenmesser und andere gefährliche Gegenstände meist nicht mitgenommen werden dürfen, kann man so dem Plastikgeschirr an den Essensständen trotzen.

4. Verbringt gemeinsam eine halbe Stunde am Tag damit, euer Camp aufzuräumen und auch kleine Plastikschnipsel in Müllsäcke zu werfen. Dadurch hat man am Ende nicht mehr so viel Arbeit. Und wer seinen eigenen Pfand wieder mitnimmt, holt sich einiges an Geld wieder.

5. Verzichtet auf Stromaggregate. Wozu den ganzen Tag die eigene Musik im Camp hören und dabei jede Menge Benzin verbrauchen, statt zu den Konzerten zu gehen, für die man den Ticketpreis bezahlt hat? Außerdem geht man damit seinen Mitmenschen auf die Nerven.

6. Vermeidet Reisegrößen in der Drogerie. Inzwischen bekommt man fast überall Abfüllfläschchen, in die man das Lieblingsduschgel füllen kann. Auch feste Seifen oder Shampoos funktionieren super. Hat man sich erstmal dran gewöhnt, macht es absolut keinen Unterschied mehr und schont sogar den Geldbeutel.

7. Zigarettenstummel gehören nicht in die Erde. Diese Überbleibsel sind giftig und so ein kleiner Taschen-Aschenbecher spottbillig. Bereits ein Stummel pro Liter Wasser würde die Hälfte der dort umherschwimmenden Fische töten. Außerdem brauchen sie bis zu 15 Jahre, bis sie vollends verrottet sind.

8. Fahrt nicht mit dem Auto. Ja, es macht Spaß, man ist unabhängig und kann die eigene Musik hören. Aber bei Mitfahrgelegenheiten und in Shuttle-Bussen kann manchmal genauso eine Bombenstimmung herrschen. Außerdem ist die Rückfahrt als Fahrer einfach anstrengend. Also spart euch doch den Stress.

9. Bringt weniger Essen mit, als ihr glaubt zu verbrauchen. Meist hat man dann genau passend viel dabei. Es ist einfach nur schade, wie verderbliche Lebensmittel in der Sonne liegen gelassen werden, statt es rechtzeitig zu teilen und Campnachbarn zu schenken. Auf einigen Festivals gibt es inzwischen sogar Foodsharing-Stationen. Außerdem: Bringt auch mal einige vegane Lebensmittel mit! Tatsächlich ist man hier häufig auf der sicheren Seite was die Verderblichkeit anbelangt.

10. Lasst Glitzer-Sprays und ähnliches zuhause oder kauft biologisch abbaubare Varianten. Mikroplastik braucht kein Mensch und auf einem Festival ist es doch nicht so wichtig, wie man aussieht. Achtet lieber darauf, dass ihr den Moment genießt, wie er kommt. Denn das ist trotz dieser ganzen Aspekte, auf die man irgendwie ja schon achten sollte, die Hauptsache!

Wie bei so vielen Veränderungen liegt auch hier die Kunst darin, dranzubleiben. Sobald man gewisse Dinge in seine Routine mit aufgenommen hat, benötigen sie nicht mehr viel Aufwand. Ich möchte mich trotz dieser ganzen Einschränkungen immer noch frei und wohl fühlen, gerade wenn ich in eine andere Welt eintauche, so wie auf Festivals. Jedoch möchte ich das in Zukunft möglichst nur noch ohne schlechtes Gewissen. ♥