Immer auf Achse.

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Müde, alt und spießig? Vom Wunsch, den Anker zu werfen

Zuhause im Rucksack. Immer wieder neu anfangen. Neue Städte erkunden, Menschen treffen, nicht wissen, welcher Italiener die beste Pizza macht. Alles – bloß keine Routine bitte, danke. Mein zwanzigjähriges Ich war von dieser Vorstellung begeistert. Und hat den Lebensstil auch bis heute knallhart durchgezogen.

Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt, oder ob jede Phase ein mal ein Ende hat. Aber so langsam hängt mir das, was vor zehn Jahren noch total großartig klang, zum Hals raus. Bin ich ganz plötzlich müde, alt und spießig geworden? Oder ist es einfach ok, irgendwo ein Lager aufschlagen zu wollen. Eins, dass ich nicht nach ein, zwei Jahren, drei Semestern, sechs Monaten – egal welche Zeiteinteilung gerade gültig ist – wieder abbrechen muss.

ich will: wände streichen und löcher bohren

  • Morgens aufstehen, Kaffee trinken – mal nicht zwischen unausgepackten Umzugskisten.
  • Mit gutem Gefühl Wände bunt streichen und Löcher in die jungfräulichen Wände bohren. Einfach, weil ich es kann. Ok, auch, weil ich nicht jetzt schon daran denke, dass ich beim Auszug wieder alles spachteln und weißeln muss.
  • Kontakte knüpfen und Freundschaften aufbauen, die nicht in zwei Jahren nur noch digital stattfinden.

Weiter ohne Anker durch die WElt?

Wenn ich mit Blick zurück nach vorne schaue, bekomme ich Stresspickel. Ein modernes Nomadenleben. Gleichzeitig muss ich zugeben: Der Klassiker – Einfamilienhaus, Jägerzaun und Job von neun bis fünf – schreckt mich genau so ab, wie die Vorstellung, weiterhin ohne Anker wie verrückt durch die Weltgeschichte zu tingeln.

Zuhause. Ein Zuhause wäre schön. Vielleicht ein klitzekleines Zuhause. Ein Tiny House? Ein Zuhause, das mitzieht. Dann muss ich mir wenigstens über Wandfarben keine Gedanken mehr machen.