Foto: Heike Leuschner

10 Dinge, die ihr beim Wattwandern beachten solltet

Die Weite, die Ruhe und dieses selige Schmatzen unter den Füßen. Wattwandern ist klasse. Keine Widerrede. Ich liebe es, den Blick in die Weite gerichtet, durch das Watt zu stapfen. Ich liebe es, wenn der Schlick unter meinen Füßen schmatzt und sie umklammert, als wolle er sie nicht mehr loslassen. Ich liebe es, wenn der Wind durch die Haare weht und die Welt plötzlich so weit weg ist. Ach, ein Besuch im Watt ist doch immer wieder faszinierend, aber leider auch gefährlich. Immer wieder müssen Menschen gerettet werden, weil sie die Gefahren unterschätzt haben. Damit ihr sicher wieder an Land kommt, haben wir zehn Regeln für euch.

1. Gezeitenkalender

Schaut in den Gezeiten- oder Tidekalender und informiert euch über die Niedrigwasserzeiten. Das heißt über die Zeiten, zu denen der Wasserstand am niedrigsten ist. Eine Empfehlung: Am besten startet ihr zwei Stunden vor Niedrigwasser. Macht euch bei auflaufendem Wasser wieder auf den Rückweg. Die Flut erkennt ihr zum Beispiel daran, dass die Priele volllaufen. Keinesfalls solltet ihr erst loslaufen, wenn die Flut bereits eingesetzt hat – egal, wie weit weg das Wasser noch scheint. Einen Gezeitenkalender für die gesamte deutsche Nordseeküste gibt es online beim Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie.

2. Ruhiges Wetter

Achtet auf das Wetter, denn Wattwandern bei Sturm, Nebel oder Gewitter ist tabu. Seenebel beschränkt die Sicht innerhalb von 20 Minuten auf wenige Meter. Nehmt am besten einen Wattführer und/oder einen Kompass mit und merkt euch, in welche Himmelsrichtung der Rückweg führt.

3. Priele

Priele sind Wasserläufe durch das Watt. Sie laufen bei der Flut zuerst voll und können euch den Weg abschneiden. Umgeht tiefere Priele am besten. Wer bei Niedrigwasser einen Priel durchquert, sollte sich auf den Rückweg machen, bevor die Flut einsetzt. Wegen der starken Strömung sind Priele selbst für geübte Schwimmer eine große Gefahr.

Foto: Heike Leuschner

4. Pricken

Pricken sehen aus wie umgekehrte Besen. Sie weisen Wattwanderern, Reitern, Kutschen und Schiffen den Weg. An vielen Wattwanderwegen stecken Buschpricken im Boden – zum Beispiel auf dem Weg von Cuxhaven nach Neuwerk. Buschpricken sind etwa einen Meter hoch und sehen aus wie Zweigbündel, die ins Watt eingegraben wurden. Die Pricken, die Schiffen den Weg weisen, sind einige Meter höher.

5. Tückisches Watt

Watt ist Meeresboden. Sand, Schlick und Mischwatt können für Überraschungen sorgen. Tückisch ist vor allem das dunkle Schlickwatt: Es ist anstrengend zu laufen und man sinkt schnell ein. Das Schlickwatt erkennt man daran, dass die Füße beim Anheben kräftig schmatzen und die tausenden Schlickkrebse wie sprudelnde Kohlensäure klingen.

6. Muschelbänke

Im Watt gibt es Muschelbänke. In den vergangenen Jahren ist zum Beispiel die Auster zu einer regelrechten Plage geworden. Die Schale der Auster und auch die Sandklaffmuschel sind messerscharf. Deshalb gibt es bei Wattführungen den Hinweis, nicht barfuß zu laufen.

Foto: Ruvim Miksanskiy/Unsplash

7. Respekt

Das Wattenmeer ist spannend, aber es ist auch ein Naturschutzgebiet: Verhaltet euch deswegen rücksichtsvoll gegenüber Tieren und Pflanzen. Hinweisschilder zu Ruhezonen (insbesondere in der Brutzeit) und besonders geschützten Gebieten solltet ihr natürlich beachten.

8. Gute Vorbereitung

Barfuß macht es im Watt am meisten Spaß. Doch Muschelbänke machen aus dem Spaß schnell eine schmerzhafte Angelegenheit. Ihr könnt deswegen zum Beispiel alte Leinenturnschuhe mit flexibler Sohle oder sogenannte Wattsocken (Neoprensocken) anziehen. Gummistiefel bleiben leicht im Watt stecken, deswegen solltet ihr sie lieber Zuhause lassen. Auch eine Wind- oder Regenjacke ist praktisch, genauso wie warme Kleidung an ungemütlichen Tagen. Im Sommer ist Sonnencreme wichtig, da der Wattboden das Sonnenlicht reflektiert und ihr schneller einen Sonnenbrand bekommt.

Foto: Heike Leuschner

9. Nie alleine

Generell gilt: Nie alleine losgehen und jemandem im Vorfeld Bescheid sagen. Wer unsicher ist und wenig Erfahrung hat, sollte eine geführte Wattwanderung machen. Immer wieder müssen Touristen gerettet werden, weil sie die Gefahren unterschätzen.

10. Im Notfall

Entlang von bekannten Wattwanderwegen, zum Beispiel nach Neuwerk, gibt es Rettungsbaken. Beim Ausflug ins Watt solltet ihr zudem immer ein Handy dabei haben, um Hilfe rufen zu können.