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Lonesome and Blue: Auch starke Frauen dürfen traurig sein

„Oh, du hast eine Narbe am Bauch? Dann Tschüss!”. Manchmal gibt es Momente im Single-Leben, die selbst starke Frauen zum Nachdenken bringen. Warum es in Ordnung ist, auch mal traurig zu sein.

Ich weiß, ich habe letztens noch geschrieben, dass man auch mal Dinge alleine machen sollte. Vor allem als Single. Und diese Meinung vertrete ich immer noch. Dennoch weiß auch ich es auch zu schätzen, Zeit zu zweit mit einem Mann zu verbringen und tolle Momente gemeinsam mit ihm zu erleben. Alles andere zu behaupten, wäre gelogen. Es ist wundervoll, zu zweit in Erinnerungen zu schwelgen, bei einem Glas Aperol Spritz auf dem Balkon zum Beispiel. Erinnerungen wie diese machen mich aber manchmal traurig. Das ist einfach so. Gerade weil sie so süß und schön sind. So voller Wehmut. Es gibt allerdings auch andere Erinnerungen aus meinem Single-Leben, die mich traurig machen. Und die sind weitaus weniger schön. Hier meine Geschichte: von Feigen und Oberflächlichen.

Vom auf und ab im Single-Dschungel

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass auch ich mich im Dschungel des Singlelebens immer wieder verirre und verrenne. Obwohl ich am Ende dann doch den meistens sehr mühseligen Weg hinaus finde, gibt es oftmals Momente, die mich zum Nachdenken anregen: Ich habe schon die ein oder andere Abfuhr erhalten. Mal mehr und mal weniger kreativ, aber stets mit demselben Ende: Man steht alleine dar und weiß oft noch nicht einmal, was falsch gelaufen ist. Ohne Begründung ist das Ganze besonders bitter, egal wie tapfer und fröhlich man sonst ist. Den Mut ehrlich zu sein, haben viele Männer einfach nicht. Frauen wohl auch nicht. Schade.

Ich denke manchmal, dass Männer selbst nicht so recht wissen, was sie an einer Frau stört, denn immer wieder kommt es vor, dass Männer, die ohne erkenntlichen Grund einfach nicht mehr geantwortet haben oder einen mit der lahmen Ausrede „Ich habe gerade viel zu tun” abgespeist haben, nach Monaten des Kontaktabbruchs feststellen, wie toll man dann ja eigentlich doch war.

Leider ist es dann aber zu spät, schließlich wird dieser Mann ja immer wieder mal „viel zu tun haben”. Und möchte ich dann wieder fallen gelassen werden? Natürlich nicht. Tschuldigung, aber ihr seid schließlich nicht Barack Obama, der neben der Regierung Amerikas nichts desto trotz noch Zeit für seine Frau finden konnte. Warum also könnt ihr das nicht? Richtig, weil ihr nicht wollt. Wie einfach wäre es, die Wahrheit zu sagen. Dies erleichtert dem Gegenüber das Abschließen und bewahrt ihn vor quälenden Gedanken à la „Was habe ich bloß falsch gemacht?”.

Ich wurde Eine Person, die ich nicht sein wollte

Bei meinem letzten männlichen Kontakt weiß ich den Grund bis heute nicht. Manchmal grüble ich schon noch darüber nach, warum er Dinge zu mir sagt, die er nicht so meint. Wir hatten viel Kontakt über WhatsApp, gesehen haben wir uns jedoch nie, da er einige Monate im Ausland war. Als er dort war kamen Sätze wie „Ich hätte dich gerne bei mir”, die er dann schließlich als er wieder zurück war, ganz vergessen zu haben schien.

Naiv wie ich war, habe ich ihm geglaubt als er auf meine Frage, ob wir uns heute treffen wollen antwortete, er müsse früh raus. Natürlich untermauert mit einem traurigen Smiley. Ich denke nicht einmal, dass dies gelogen war, denn er musste wirklich früh zur Arbeit. Hätte er jedoch direkt die Wahrheit gesagt, dass er überhaupt nicht plane, mich jemals zu treffen und ich nur ein netter WhatsApp Zeitvertreib für ihn bin, wären ihm anscheinend nervende Nachrichten und mir die Enttäuschung erspart geblieben.

Ich wurde zu einer Person, die ich nicht sein wollte, starrte ständig auf mein Handy, wartete auf eine Nachricht und dachte ständig darüber nach, was er wohl gerade macht. Im Endeffekt ist es wohl genau die richtige Entscheidung, den Kontakt mit solchen Menschen abzubrechen, denen es anscheinend so leicht fällt, den über Monate andauernden Kontakt so einfach aufzugeben. Manchmal braucht man nur etwas, bis diese richtige Entscheidung im Kopf angekommen ist.

Wie perfekt muss es eigentlich sein?

Eine weitere nette Erfahrung, die ich über eine soziale Website gemacht habe war, dass ich mich auch dort zunächst ziemlich gut mit einem Mann verstanden und deshalb mit ihm ein Treffen ausgemacht habe. Kurz bevor es soweit sein sollte, wurde ich nach meinem Instagram Account gefragt, da dort ja doch einige Bilder mehr sind und man einen besseren Eindruck der Person gegenüber erhält.

Auf meinem Instagram Account habe ich über 200 Bilder und auf einem davon sieht man eine Narbe von mir die sich über meinem Bauchnabel befindet. Anscheinend hat er sich dieses Bild mal genauer angesehen und nach dem „Loch im Bauch” gefragt. Ich habe ihm den Grund dafür erklärt und mir auch nichts weiter dabei gedacht, da ich mich selbst so sehr daran gewöhnt habe, dass ich nicht mehr darüber nachdenke. Da nun keine Antwort mehr kam, habe ich mal nachgeschaut: Ich wurde doch tatsächlich wegen dieser Narbe gelöscht.

Natürlich, er ist ein Idiot und oberflächlich, aber leider ist genau das die Realität. Denn da mich dieses Verhalten zum Nachdenken angeregt hat, fiel mir ein, dass mir schon mal ein werter Herr den Tipp gab, ich könne doch Narbencreme verwenden, die würde die Sichtbarkeit reduzieren. Natürlich habe ich dies nie gemacht, da ich mich nicht unwohl damit fühle. Trotzdem bin ich geschockt, wie perfekt man anscheinend sein muss, um in diesem Single-Dschungel nicht direkt wie ein modriger Baum abgesägt zu werden.

Ein Mensch, viele Facetten

Wie man lesen kann, ist dieser Text aus einem schwachen Moment heraus entstanden. Aber auch als starke und unabhängige Frau darf man solche Gefühle mal haben und diese auch teilen. Mich wegen meiner Narbe zu löschen hat nun mal weh getan. Wer macht denn so was? Wer ist so oberflächlich? Klar, dass sich solche Fragen und Gedanken am Anfang in einem breit machen.

Am gestrigen Tag habe ich Model und Feministin Adwoa Aboa bei ihrem „Gurlstalk” getroffen und ein paar sehr inspirierende Messages zu diesem Thema mitnehmen können. Denn auch sie, als unfassbar starke und beeindruckende Frau sagt, es sei okay zu fühlen. Und genau damit hat sie Recht. Dies bedeutet keinesfalls, dass eine solche Momentaufnahme zeigt, wer du bist. Sie zeigt nur deine unterschiedlichen Facetten, die dich zu dem machen, wer du bist. Ich kann sehr stolz auf das sein, was ich bisher erreicht habe und genau dessen bin ich mir sehr bewusst.

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