Der Beitrag Battle of Styles: Rap vs. Metal erschien zuerst auf NORDKIND.
]]>Daniel: Was habt ihr gehört, als ihr heute Morgen zur Arbeit gefahren seid?
Annika: Ich höre jeden Morgen eine Playlist, die ich über mein Handy abspiele. Das sind zu 90 Prozent Deutsch-Rap und zwischendurch ein klein wenig Abwechslung. Die Playlist bleibt immer gleich, ich tausche nur ab und zu einige Lieder aus – sprich, ein paar alte, die ich nicht mehr hören möchte, kommen raus und dafür neue wieder rein.
Sophia: Haha, ich hab heute Morgen Popmusik gehört, das totale Gegenteil von Metal! Aber ich habe auch eine Playlist im Auto, die ich immer höre. Da kommen ab und zu ein paar neue Lieder dazu oder mal ein neues Album, aber viel verändert sich da eigentlich nicht. Im Moment höre ich wieder total gerne ein paar von den alten Klassikern von Metallica.
Daniel: Warum hört ihr genau die Musik, die ihr hört?
Annika: Sie macht mir einfach total gute Laune. Außerdem bin ich fasziniert von den Inhalten der Texte. Man kann unheimlich viel Gefühl darin verpacken und auch mal über die Texte nachdenken und sich damit identifizieren und auch was reininterpretieren. Ein Rapper kann, wenn er gut ist, mit seinen Worten spielen und viele Dinge so passend be- und umschreiben. Wenn dann noch der Beat stimmt, ist alles perfekt.
Sophia: Das geht mir genauso, ich bekomme von Metal total gute Laune. Aber nicht unbedingt wegen der Texte, sondern einfach wegen der Energie, die da drin steckt.
Daniel: Müssen Texte gut sein, damit du die Musik magst, oder sind die eher egal?
Annika: Ich persönlich achte schon sehr auf die Texte, eben weil ich nur deutschen Rap höre. Mir ist die Message des Textes wichtig. Jedenfalls bei den tiefgründigen Liedern. Wenn es um Battle-Rap geht, feier ich die Punchlines.
Daniel: Fühlst du dich von Texten auch mal angegriffen?
Annika: Persönlich trifft mich nie etwas. Aber das kommt immer auf den Zuhörer an. Ich kann verstehen, wenn man dem Gangsta-Rap eher kritisch gegenübersteht. Ich würde mich aber nie von beleidigenden Texten angegriffen fühlen. Der Großteil meiner Musik ist sowieso eher tiefgründig.
Daniel: Sophia, du siehst das mit den Texten aber anders, oder?
Sophia: Ja, das stimmt, ich finde die Texte im Gangsta-Rap echt nicht so cool. Vorm Deichbrand hab ich mich bei Wikipedia ein bisschen über Kontra K und SSIO und so schlau gemacht. Und bei Kontra K stand da: „Seine früheren Gangsta-Rap-Alben enthalten die für deutschen Gangsta-Rap typischen homophoben Elemente sowie ebenfalls typische sexistische, misogyne und chauvinistische Textzeilen.“ Das regt mich total auf. Das klingt doch, als ob das normal und okay wäre, über bestimmte Menschengruppen herzuziehen. Ich muss zugeben, dass ich mich mit Gangsta-Rap nicht im Detail beschäftigt habe, aber können diese „Gangster“ nicht den dicken Max markieren, ohne andere runterzumachen? Und wenn einer damit dann auch noch Geld verdient und gefeiert wird, finde ich das echt nicht cool.
Daniel: Achtest du sonst auch auf die Texte?
Sophia: Jein. Also klar, wenn der Text von einem Lied richtig schlecht ist, dann nervt mich das. Aber ich höre nun mal hauptsächlich Musik mit englischen Texten, und als ich klein war, habe ich das ja gar nicht verstanden. Da war es immer viel wichtiger, dass es gut klingt und das ist heute immer noch so. Abgesehen davon sind die Texte im Metal eh meistens kaum zu verstehen.
Daniel: Könnt ihr euch noch erinnern, wie ihr zu der Musik gekommen seid? Hat euch jemand beeinflusst?
Annika: Mit Deutsch-Rap bin ich schätzungsweise vor zehn Jahren, als ich 13 Jahre alt war, das erste Mal auf einer Klassenfahrt in Berührung gekommen. Da habe ich das ein oder andere Lied auf den Handys meiner Schulfreunde gehört. Und auf VIVA liefen damals noch Musikvideos. Unter anderem auch das Video von Kitty Kat – „Ich bin ein braves Mädchen“. Damals fand ich es so cool, dass auch Frauen in der Rap-Branche vertreten sind, dass ich ein großer Fan von Aggro Berlin geworden bin.
Ich denke, dass man gerade in der Pubertät von Musik beeinflusst wird und das haben verschiedene Künstler getan. Kitty Kat hat sich damals sehr für die Frauen ausgesprochen, ihnen Mut gemacht und die Integration der Frauen in dieser Stilrichtung vorangetrieben. Das hat mir gefallen und dadurch bin ich auch bis heute dem Deutsch-Rap treu geblieben. Künstler wie Prinz Pi, Sido und Casper gehören einfach zu meinen Favoriten und es kommen auch mal neue dazu!
Sophia: Ich kann mich ganz genau erinnern, wie ich zur „lauten“ Musik gekommen bin. Ich war früher – das ist mir jetzt ein bisschen peinlich – ein Riesenfan von der Kelly Family und ich hab die Musik immer in meinem Zimmer auf dem Kassettenplayer gespielt. Einmal kam mein Bruder in mein Zimmer und hat mir mit den Worten „Hör dir mal ordentliche Musik an!“ eine Kassette in die Hand gedrückt. Da waren zwei Lieder von Rammstein drauf, „Das Modell“ und „Du hast“. Seitdem höre ich Rammstein, da war ich acht. Aber Rammstein zähle ich eigentlich nicht als Metal. Der erste Metal-Song, den ich richtig gut fand, war „Freedom Call“ von Freedom Call. Das ist bis heute einer meiner Lieblings-Songs!
Daniel: Und was halten eure Eltern so von eurer Musik?
Sophia: Mein Vater konnte damit nie was anfangen, aber meine Mutter findet laute Musik selber ganz cool. Ab und zu jedenfalls. An Silvester laufen ja im Fernsehen immer Konzerte und da haben wir letztes Jahr zusammen das Rammstein-Konzert geguckt. Das war ganz witzig.
Annika: Meine Eltern identifizieren sich nicht mit dieser Art von Musik und betiteln es liebevoll als „Hottentotten-Musik“. Aber das ist okay, ist einfach eine andere Zeit.
Daniel: Coolstes Konzert?
Annika: Mein coolstes Rap-Konzert war 2013 in Bremen. KIZ haben gespielt und als Vorbands haben sich Kraftklub und Schwesta Ewa die Ehre gegeben. Es war mein erstes Konzert damals und ich stand mit ein paar Freunden in der ersten Reihe. Es war ein tolles Gefühl, alle Texte mitrappen zu können und die feiernde Menge zu sehen.
Sophia: Ich hab vor zwei Jahren Amon Amarth in Hamburg gesehen, das war genial. Die haben so eine coole Show hingelegt und die Songs kann man auch einfach super mitsingen.
Daniel: Könnt ihr euch eigentlich mit dem Image von eurer Musik identifizieren? Und stimmen die Klischees?
Annika: Ich würde (leider) behaupten, dass Rap kein gutes Image hat. Er wird immer als „Ghetto“ oder „Gangsta“ abgeschrieben, mit schlimmen Texten. Allerdings gibt es da ja auch noch eine andere Seite. Es gibt viele Rapper, die lyrisch einfach klasse sind, und es werden oft sogar politische Themen in den Texten verarbeitet. Gerade das finde ich super! Prinz Pi und Kontra K sind da, wie ich finde, lyrisch die besten Beispiele. Das Image gefällt mir natürlich nicht, da man (wie überall!) nicht alles und jeden über einen Kamm scheren kann!
Was mir auch nicht gefällt, ist der Klamotten-Stil. Was früher die Baggy-Pants waren, sind heute die merkwürdigen „Handtaschen“ der Männer. Aber auch da gilt – jedem das Seine.
Sophia: Hmm. Was für ein Image haben Metaller denn?
Annika: Meine Eltern würden sagen: „Das sind alles langhaarige ‚Bombenleger‘!“
Sophia: Haha, stimmt, dass viele von denen lange Haare haben, lässt sich ja kaum leugnen. Und die schwarzen Klamotten. Die tun gerne ein bisschen böse. Aber ganz ehrlich, wenn du mal auf ein Konzert gehst, da sind die meisten einfach super nett! Außer die im Black Metal vielleicht. Ich glaube, die sind echt ein bisschen krasser drauf als alle anderen. Ich mag Black Metal gar nicht, die Musik finde ich total schlimm. Aber ich mag die ganze Ästhetik. Im Metal allgemein, aber auch im Black Metal, mit dem Corpsepaint und so.
Daniel: Hört ihr eigentlich nur Sachen aus eurem Genre oder auch andere Sachen?
Annika: Ich höre zwar viel Deutsch-Rap, aber es gibt da schon auch noch Anderes. Meine absolute Lieblingsband ist Jennifer Rostock, da höre ich die Lieder rauf und runter. In den Charts ist auch manchmal was dabei und ansonsten gibt es ja auch noch House und Techno.
Sophia: Stimmt, Techno mag ich auch, Electro allgemein. Ach, ich höre ganz viele unterschiedliche Sachen. Popmusik zum Beispiel finde ich großartig. Es muss ja nicht unbedingt Justin Bieber sein und dieser ganze Kram, der einen im Radio immer nervt. Da muss man manchmal schon ein bisschen tiefer wühlen. Im Moment höre ich zum Beispiel richtig gerne Me & My Drummer. Ganz allgemein glaube ich, dass jedes Genre in der Lage ist, Lieder zu produzieren, die mir gefallen. Da gibt es echt nur ganz wenige Ausnahmen.
Daniel: Annika, wie findest du denn Metal?
Annika: Ich persönlich würde die Musik nicht hören, aber es gab schon mehrmals Berührungspunkte mit dieser Musikrichtung. Wenn jemand auf der Party seine Playlist spielt, dann höre ich auch den ganzen Abend mal Metal. Außerdem sollte jeder das hören, was er gut findet.
Daniel: Und was hältst du von Rap?
Sophia: Es gibt schon ein paar Lieder, die ich ganz gut finde, Macklemore zum Beispiel. Oder ist das Hip-Hop? Was ist überhaupt der Unterschied zwischen Rap und Hip-Hop? Ich kenn mich da echt gar nicht aus. Aber sobald ich Deutsch-Rap höre und auf einmal die Texte verstehe, schalte ich eigentlich immer aus. Damit kann ich echt nix anfangen. Sorry!
Musik-Tipps von Annika:
Kontra K – Hoffnung; Erfolg ist kein Glück; Atme den Regen
Prinz Pi – Laura; Schlaflied
Favorite – Ich vermisse euch
Sido – Papa ist da; Mein Testament
Eko Fresh – Aber
KC Rebell – Alles & Nichts
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]]>28 Liter Tee trinkt jeder Deutsche im Schnitt jedes Jahr. Über diese Zahl kann ich nur müde lächeln, die paar Liter süppel ich locker in ein paar Wochen weg. Der durchschnittliche Ostfriese trinkt dagegen rund 300 Liter im Jahr. Das kommt meinem Konsum schon näher.
Schon gewusst? Kuwait hat weltweit den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Tee (Stand 2012). Dort trinkt jeder Einwohner durchschnittlich 295 Liter Tee pro Jahr.
Für mich kommt Teetrinken einem Ritual gleich. Das geht schon bei der Auswahl des richtigen Bechers los – soll es diesmal der geblümte, der mit den Vögelchen oder der gold gestreifte sein? – und geht dann bei der Sichtung meiner Teesorten weiter. Zwei ganze Küchenregale beherbergen meine duftenden Schätze, bis oben hin vollgestopft mit zerfledderten Teebeutel-Packungen, bunten Tütchen aus dem Teeladen und edlen Teedosen. Sobald ich eines der Regale öffne, durchströmt der Geruch meine Küche, meistens entscheidet meine Nase, auf welche Teesorte ich gerade Lust habe.
Ein dickes Grinsen habe ich immer im Gesicht, wenn ich mir die Namen der verschiedenen Teesorten durchlese. Klar, auch in meinem Schrank gibt es Sorten mit so schnöden Namen wie „Bergkräutertee“ oder „Darjeeling Tea of the Year“. Aber dann stehen da eben auch Tütchen mit der Aufschrift „Tropenglut“, „Traumtänzer“ oder – mein persönlicher Favorit – „Klaus Günther“.
Schon gewusst? Teenamen leiten sich aus ihrer Anbauregion ab. Große Anbaugebiete befinden sich in Assam (Nordindien), Sri Lanka (ehemals Ceylon) und Darjeeling im Himalaya.
„Klaus Günther“ ist mein bester Freund, wenn es draußen nass-kalt ist und man sich eigentlich nur mit einer kuscheligen Decke auf dem Sofa einigeln möchte. Aber auch bei den jetzigen Rekordtemperaturen lasse ich mir mein Lieblingsgetränk nicht vermiesen. Was erfrischt denn bitte besser als ein eisgekühlter Früchtetee mit dem vielversprechenden Namen „Piña Colada“? (Für alle, die mit ausgefallenen Teesorten mit hanebüchenen Namen nichts anfangen können: Kamillentee schmeckt gekühlt ebenfalls hervorragend!)
Bei der Arbeit trinke ich übrigens fast nie Tee (dafür muss es schon verdammt kalt werden), sondern nur zu Hause. Teetrinken ist für mich einfach ein Synonym für totale Entspannung. Und bei der Arbeit ist das nicht gerade förderlich. Ich habe auch noch nie einen dieser Mode-Lifestyle-Tees getrunken, deren Werbung eine Zeit lang immer die sozialen Netzwerke flutet, dir die perfekte Figur, umwerfende Schönheit und unermessliches Glück verspricht. Teetrinken ist halt kein Lifestyle. Sondern ein Lebensgefühl.
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]]>Seit ich in Bremerhaven wohne, habe ich folgende Unterhaltung gefühlte tausend Mal geführt: „Und, wo kommst du her?“ „Aus Oldenburg.“ „Ach, kenn‘ ich, ist schön da.“ „Jaaa, nicht das Oldenburg in Niedersachsen, sondern das kleine an der Ostsee.“ „Oh.“ Dazu ein wahnsinnig enttäuschter Gesichtsausdruck bei meinem Gegenüber. Diese Abschätzung gegenüber meinem Heimatort kann ich nicht nachvollziehen, zumal ich vermute, dass die wenigsten Oldenburg tatsächlich schon einmal besucht haben.
Dabei haben Oldenburg und seine Umgebung durchaus Spannendes zu bieten. Man muss eben nur wissen, wo man gucken muss. Nehmen wir beispielsweise einmal den Oldenburger Wall. Recht unscheinbar liegt er da in der Altstadt. Auf den ersten Blick ist er nicht mehr als ein grasbewachsener Hügel, der sich im Winter hervorragend zum Rodeln eignet. Tatsächlich aber verbirgt sich hinter dem „Grashügel“ eine spannende Historie: Der Wall ist ein slawisches Bauwerk, das vor über 1000 Jahren erbaut wurde. „Starigard“ war der Name der Siedlung, was so viel wie „Alte Burg“ bedeutet (man könnte auch sagen: Oldenburg). Die Burganlage, von der heute nur noch der Wall übrig ist, war wegen ihrer Größe Herrschaftszentrum der slawischen Fürsten von Wagrien. Spätestens im Jahr 972 wurde Oldenburg sogar zum Bistum.
Apropos Religion und Kirche. Auch hinter der Oldenburger St.-Johannis-Kirche steckt mehr Geschichte, als man ihr auf den ersten Blick ansieht. Denn ganz in protestantischer Tradition ist die Kirche sehr schlicht – ausufernden Prunk, wie man ihn aus katholischen Kirchen kennt, gibt es hier nicht. Beeindruckend ist aber das Alter der Kirche. Sie wurde von 1156 bis 1160 erbaut, ist also fast 860 Jahre alt. Die St.-Johannis-Kirche gilt damit als eine der ältesten Backsteinkirchen Nordeuropas.
Doch so spannend das Historische rund um Oldenburg auch ist – noch interessanter ist natürlich, was die Stadt heute zu bieten hat. Das wichtigste zuerst: Oldenburg ist einfach genial gelegen. Es liegt auf der wagrischen Halbinsel vor Fehmarn, Meer und Strand sind also zu allen Richtungen schnell zu erreichen. Und über die A1 kommt man schnell in Städte wie Lübeck oder Hamburg. Der nächste Strand ist der von Weißenhaus, weniger als 10 Minuten Autofahrt dauert es, bis ein Oldenburger Nordkind die Weite der Ostsee genießen kann.
Noch ein Highlight: Seit 2013 verwandelt sich das direkt am Meer gelegene Ferienzentrum Weißenhäuser Strand im November in ein Paradies für Freunde von Musik der härteren Gangart. Denn dann findet das Festival „Metal Hammer Paradise“ statt, bei dem schon Bands wie Primal Fear, Powerwolf, Orden Ogan oder Apocalyptica aufgetreten sind.
Musikfreunde, die es ein wenig ruhiger mögen, sind beim Fehmarn-Open-Air bestens aufgehoben. Auch im September 2018 soll das Festival wieder stattfinden. Sogar Jimi Hendrix war bei dem Festival dabei. Der Gitarrist hatte am 6. September 1970, 12 Tage vor seinem Tod, seinen letzten Auftritt auf der Ostseeinsel.
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]]>Der Beitrag Norddeutsches Savoir-vivre: Kiel lohnt sich für einen Ausflug erschien zuerst auf NORDKIND.
]]>Genau das Richtige für Nordlichter, die die Abwechslung lieben und das Wasser nicht missen möchten. Denn das schleswig-holsteinische „Landeshauptdorf“, wie die Einheimischen ihre Stadt gerne liebevoll nennen, liegt direkt an der Förde. Von Bremerhaven aus ist Kiel mit dem Auto in rund 3 Stunden zu erreichen – ideal also für einen spontanen Tapetenwechsel am Wochenende. Hier ist eine kleine Auswahl an Ausflugszielen, die ihr bei einem Besuch abklappern könnt.
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]]>Der Beitrag Lieblingsort: Fehmarn erschien zuerst auf NORDKIND.
]]>Schon seit ich ein kleines Kind war, habe ich einen Narren an der Fehmarnsundbrücke gefressen. Dabei ist das Bauwerk nicht sehr spektakulär, das kann man wahrlich nicht behaupten. Doch jedes Mal, wenn ich auf der A1 Richtung Norden unterwegs bin und die grünen Bögen schließlich vor mir auftauchen, durchfährt mich ein freudiges Kribbeln. Die Brücke gehört für mich zur Heimat wie Sand zwischen den Zehen und Algengeruch in der Nase.
Der Ausblick von der Brücke ist wunderschön, zu beiden Richtungen nur Wasser zu sehen, und kleine weiße Punkte, die Segel der Schiffe, die vor der Küste unterwegs sind. Und ich bin nicht die einzige, die von dem Ausblick begeistert ist. Denn eigentlich herrscht auf der Brücke Tempo 70, bei gutem Wetter tuckern die Autofahrer aber meistens sehr viel langsamer auf die andere Seite.
Sobald ich auf Fehmarn angekommen bin, fahre ich meistens Richtung Wulfen, denn da geht’s zu einem meiner Lieblingscafés. Von den Plätzen auf der Terrasse aus lassen sich vorbeifahrende Schiffe oder auch Stand-up-Paddler beobachten, in weiter Ferne sausen Kite-Surfer übers Wasser. Und zur anderen Richtung der Strand mit seinen zahllosen Strandkörben.
Nächster Halt: Burgtiefe mit seinem Yachthafen. Klar, hier tummeln sich die „Touris“, aber eigentlich bin ich ja auch selbst einer. Hier gibt es eine Schule für Surfen und Kiten, und Segeln kann man hier natürlich auch lernen. Ich schlendere aber lieber über die Stege im Hafen. Noch so ein typisches Heimat-Ding: quietschende Fender und das Wasser, das leise gegen die Bäuche der Segelschiffe klatscht.
Wer sich bei einem Ausflug nach Fehmarn aber ein wenig mehr Gewusel wünscht, der sollte Burg auf Fehmarn in seinen Tourplan mit aufnehmen. Dort gibt es viele grüne Oasen, aber auch eine schöne Innenstadt mit vielen Geschäften. Wer auf der Suche nach Souvenirs ist oder hippen Geschäften, in denen es coole Surfer-Mode zu erstehen gibt, der kommt hier auf seine Kosten. Und wer vom Fernweh getrieben wird, der sollte nach Puttgarden fahren. Von dort geht es mit der Fähre in ungefähr einer Dreiviertelstunde auf direktem Wege nach Dänemark.
Ich fahre aber lieber schnell wieder an den Strand, diesmal mache ich am Fehmarnsund halt. Denn von dort kann ich endlich wieder die Brücke sehen.
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]]>Der Beitrag Insektensterben: Machen die Schmetterlinge die Flatter? erschien zuerst auf NORDKIND.
]]>Herr Reichholf, Sie haben festgestellt, dass es in Deutschland immer weniger Schmetterlinge gibt. Warum ist das von Bedeutung? Der Rückgang der Schmetterlinge drückt aus, dass unsere Natur verarmt. Nun können wir uns fragen, ob wir Schmetterlinge überhaupt brauchen. Aber dann sollten wir uns auch fragen, ob wir die Singvögel brauchen. Denn viele der Vögel leben von den Schmetterlingen und deren Raupen. Die Probleme sind ohne jeden Zweifel von der modernen, hoch industrialisierten Landwirtschaft verursacht worden.
Warum ist die Landwirtschaft dafür verantwortlich? Durch Gülle und Pflanzenschutzmittel gelangen Schadstoffe in die Luft. Wenn wir in den Städten saubere, gesunde Luft fordern, dann muss das gleiche auch auf dem Land gelten. Denn die Bevölkerung zahlt ja enorme Subventionen für die Landwirtschaft. Und die Schmetterlinge sind ein sehr guter Indikator für die Luftqualität, weil sie empfindlich auf Veränderungen reagieren.
Schmetterlinge reagieren also auf Verschmutzungen in der Luft. Auch auf andere Faktoren? Die Schmetterlinge reagieren indirekt auf Überdüngung. Es gibt nur wenige Pflanzen, die diese Überdüngung aushalten und damit gedeihen können, was dazu führt, dass sie empfindlichere Pflanzen verdrängen. Dadurch verschwindet auch die Nahrung für die Schmetterlinge. Gerade die Raupen der Schmetterlinge haben sehr spezielle Ansprüche. Wenn also bestimmte Schmetterlingsarten verschwinden, lässt sich daran auch ablesen, welche Pflanzen verdrängt worden sind.
Welche Rolle spielen Schmetterlinge im Ökosystem und welche Konsequenzen hat ihr Verschwinden? Das Verschwinden der Schmetterlinge hat bereits massive Auswirkungen auf die Singvögel, insbesondere die Feldvögel. Die Bestände der Feldvögel sind in ganz Mitteleuropa um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Sie ernähren sich von den Schmetterlingen, ihren Raupen und anderen Insekten, weshalb ihnen die Nahrung ausgeht. Es gibt zwar auch Gebiete in Deutschland, die nicht großflächig landwirtschaftlich genutzt werden. Aber die Überdüngung trifft die Tiere auch dort, weil die Schadstoffe aus der Gülle über die Luft weitergetragen werden. Und mit dem Rückgang der Nahrung werden automatisch die Vögel seltener.
Gibt es Gegenden, in denen es noch normale Vogel- und Schmetterlingsbestände gibt? In Ostdeutschland gibt es Gebiete mit – für die Landwirtschaft – geringer Bodenqualität, wo es noch viele Feldvögel und Schmetterlinge gibt, und in den Städten. Je größer eine Stadt ist, desto besser geht es dort den Schmetterlingen. Das ist doch eine ganz absurde Situation!
Welche Qualitäten haben Großstädte, dass es den Tieren dort so gut geht? Städte bieten drei Qualitäten, die für Vögel und Insekten gut sind. Städte haben auf engem Raum eine vielfältige Struktur. Es gibt dort Gärten, Parks, Bahnanlagen und Teiche. Dank dieser Vielfalt an Lebensräumen gibt es dort mehr Schmetterlingsarten als draußen auf der Flur, wo nur Mais oder Raps angebaut wird. Strukturenvielfalt bedeutet Artenvielfalt. Der zweite Punkt: In den Städten wird nicht gedüngt, die Böden sind also „mager“. Und magere Verhältnisse fördern die Artenvielfalt.
Und der dritte Punkt? Städte sind bis zu drei Grad wärmer als das Umland. Je wärmer es ist, desto besser ist das für die meisten Tier- und Pflanzenarten. Sehr viele Schmetterlinge sind wärmeliebend. Die Temperaturunterschiede hängen mit der Düngung zusammen. Denn wo viel gedüngt wird, wachsen die Pflanzen dicht und schnell. Am Boden bleibt es kühl und feucht, weil die Sonnenstrahlen nicht durchdringen können. Aber da, wo die Böden mager sind, nämlich in der Stadt, da wachsen die Pflanzen nur lückig. Dort kann die Sonne den Boden wärmen. Auch deshalb herrscht in den Städten ein wärmeres Bodenklima, wovon die Tiere profitieren.
Gerade erst in der vergangenen Woche hat die EU beschlossen, drei für Bienen schädliche Insektizide weitgehend zu verbieten. Diese sogenannten Neonikotinoide dürfen zukünftig durch noch in Gewächshäusern eingesetzt werden. Die Substanzen, um die es sich handelt, sind Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam – das Verbot soll bis Ende des Jahres in Kraft treten.
Gerade im Hinblick auf die Landwirtschaft haben Verbraucher oft das Gefühl, keinen Einfluss nehmen zu können. Was kann jeder einzelne von uns denn ändern, etwa durch sein Konsumverhalten? Man kann es im Grunde nur über den Kauf von Bioprodukten versuchen. In Deutschland ist die Situation aber so, dass man mit dem Kauf von Bioprodukten rund zur Hälfte ausländische Produkte fördert, weil wir hier nicht genügend Biobetriebe haben. Das liegt aber an den politischen Rahmenbedingungen, und nicht an den grundsätzlichen Möglichkeiten. In Österreich zum Beispiel hat die Landwirtschaft im Bundesland Salzburg zu 50 Prozent auf Bioproduktion umgestellt. Hier bei mir, im angrenzenden Oberbayern, sind es gerade mal einige wenige Prozent.
Welche Rolle spielt der Umweltschutz? Verbände, die sich mit Natur- und Umweltschutz befassen, erkennen immer mehr, dass es nichts bringt, staatliche Naturschutzgebiete haben zu wollen in der Hoffnung, dass sich die Verwaltungen um den Schutz der Flächen und der Tiere darauf kümmern. Es ist besser, wenn die Verbände private Flächen besitzen, auf denen sie selbst die Rechte für die Bewirtschaftungsform haben. Darauf wird deutlich, wie zum Beispiel auf den Flächen der Deutschen Wildtier Stiftung oder des NABU, dass man ganz anders wirtschaften kann, als es in der modernen Landwirtschaft üblich ist, und dass es kein illusorisches Ziel ist, den Artenreichtum zu erhalten.
Wie ist es denn um andere Insekten bestellt, zum Beispiel die Bienen? Um die ist es auch sehr schlecht bestellt. Die Honigbienen bestäuben zwar viele Blüten, aber den Großteil dieser Leistung erbringen die Wildbienen, zu denen auch die Hummeln gehören. Die Wildbienen, von denen es eigentlich viel mehr geben sollte als Honigbienen, werden aber immer weniger. Bienen sieht man mittlerweile sehr viel mehr in der Stadt und in den Siedlungen, als draußen auf den Fluren.
Betreffen die Veränderungen nur Schmetterlinge und Bienen? Die gesamte Insektenwelt ist stark verarmt. Die Älteren wissen noch, dass man früher nach einer längeren Autofahrt immer gleich die Windschutzscheibe putzen musste. Aber mittlerweile kleben kaum noch Insekten an den Scheiben. Im Rahmen meiner eigenen Untersuchungen sind auch die übrigen Insekten mit erforscht worden. Die sind, verglichen mit den Verhältnissen 1969 bis 1975, auf vier Prozent der Ausgangsmenge zurückgegangen. Daher werden auch die Schwalben immer weniger, weil sie von diesen kleinen Insekten leben.
Woran ist das noch erkennbar, außer an sauberen Autoscheiben? In den 1960er Jahren hat die Biologin Rachel Carson ein Buch veröffentlicht, (deutsch) betitelt der „Stumme Frühling“ . Sie beschreibt darin eine Welt, in der die Natur durch den Einsatz von Pestiziden zugrunde geht. Das Buch hat aufgerüttelt und die Umweltschutzbewegungen damals erst so richtig in Gang gebracht. Der stumme Frühling ist Realität geworden. Wenn ich in Südostbayern im Frühjahr Lerchengesang hören möchte, dann tue ich gut daran, zum Münchner Flughafen zu fahren, denn auf dem Flughafengelände singen sie noch. Auf den Grünflächen neben dem Flugfeld leben sogar die in Bayern sehr selten gewordenen Brachvögel und Kiebitze. Sie kommen mit dem Flugbetrieb besser zurecht als mit der Landwirtschaft.
Ist das speziell ein Münchner Phänomen? Das gilt für alle Großflughäfen. Noch besser sind militärische Übungsflächen. Dort können Pflanzen, Wild und Insekten viel besser leben als in unseren Naturschutzgebieten. Da könnte man aus der Haut fahren, dass eine so absurde Situation zustande gekommen ist: Wo Krieg gespielt wird, haben wir Reichtum in der Natur; da fliegen die Schmetterlinge.
Sind diese Probleme alle vom Menschen gemacht oder spielen auch andere Faktoren eine Rolle? Die Probleme sind nur von Menschen gemacht. Der viel bemühte Klimawandel ist zwar auch vom Menschen gemacht, hat damit aber nichts zu tun. Denn wir sind zweifellos seit zwei oder drei Jahrzehnten in einer Wärmephase. Die Temperaturen sind im Durchschnitt gestiegen und die Häufigkeit der Insekten ist zurückgegangen. Aber genau das dürfte nicht passieren. Fast alle Insekten, nicht nur die Schmetterlinge, sollten eigentlich von höheren Temperaturen profitieren.
In vielen Städten geht der Trend gerade hin zum Hobbyimkern. Die Leute stellen sich also Bienenvölker aufs Dach. Wie bewerten Sie das? Das ist super, ich habe selbst an solchen Aktionen teilgenommen. Inzwischen summen viele Städte, weil die Imkerei begriffen hat, dass es einträglicher ist, Bienenvölker in der Stadt zu halten. Das Angebot an Nektar führenden Blüten ist dort größer, weil die Blüten den ganzen Sommer über und bis in den Herbst hinein zur Verfügung stehen. Es setzt nicht plötzlich eine Massenblüte ein wie auf dem Land, wo Raps angebaut wird. In der Stadt müssen die Bienenstöcke nicht von Ort zu Ort transportiert werden, was für die Bienen besser ist. Aber auch noch so artenreiche Städte sind kein Ersatz für das offene Land und seine Natur.
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]]>Der Beitrag Bananen und Kirschen zum Welttag des Buches erschien zuerst auf NORDKIND.
]]>Denn ich liebe Bücher. Das habe ich schon immer. Als Kind hatte ich meine Nase ständig in irgendeinem Buch stecken, meistens habe ich sogar mehrere gleichzeitig gelesen. Aber wenn man mich nach meinem Lieblingsbuch fragt, dann muss ich grübeln. Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten.
Klar, ich bin ein riesen Fan von Harry Potter. Die Bücherreihe hat mich durch meine Kindheit hindurch bis ins Erwachsenenalter hinein begleitet – Harry und ich sind quasi zusammen groß geworden. Aber die wahren Bücherperlen sind nicht immer die, die jeder kennt und die jahrelang Bestsellerlisten dominiert haben. Deshalb nenne ich als mein Lieblingsbuch gerne „Das Geschlecht der Kirsche“ von Jeanette Winterson, das 1989 erstmals erschien.
Jeanette Winterson schickt ihre Leser auf eine fantastische Reise. Wir begleiten Jordan, ein Findelkind, und seine Ziehmutter, eine Riesin. Jordans Mutter liebt ihren Sohn so sehr, dass sie sich wünscht, er würde für immer bei ihr bleiben. Er aber ist besessen davon, zu reisen und zu entdecken. Und er ist auf der Suche. Auf der Suche nach einer mysteriösen Tänzerin. Er versucht sie aufzuspüren und reist durch viele Städte, wo er aufregende Abenteuer erlebt.
Das erste Mal sieht Jordan die Tänzerin in der Stadt der Worte, einer Stadt, in der alle Laute – alles Gesagte, Geflüsterte, Gesungene – nicht einfach verschwinden, sondern als Wolken in den Himmel steigen und wie ein Dach aus Worten über der Stadt schweben. Regelmäßig fliegen die Menschen in Ballons nach oben und schrubben den Himmel wieder frei.
Meine Begleiterin, die mir sagte, das sei streng verboten, fing nichtsdestoweniger ein Sonett in einem hölzernen Kistchen ein und schenkte es mir zur Erinnerung. Wenn ich das Kästchen einen winzigen Spalt öffne, kann ich hören, wie das Sonett sich endlos wiederholt. So ist es ihm bestimmt, bis irgendjemand es befreit.
Ein anderes Mal erzählt uns Jordan von einer Stadt, deren Bewohner jede Nacht ihre Häuser abreißen und an einer anderen Stelle wieder aufbauen. Eine große Sehnsucht steckt hinter dieser Tradition, wie Jordan erkennt:
Es ist den Bewohnern der Stadt gelungen, zwei widersprüchliche Sehnsüchte zu versöhnen, nämlich die, an einem Ort zu bleiben und ihn für immer hinter sich zu lassen.
Für mich ist „Das Geschlecht der Kirsche“ ein Juwel. Viele Kapitel sind so faszinierend, dass ich sie wieder und wieder lesen möchte. Jeanette Winterson schafft es außerdem, viele kleine Nebengeschichten in die Erzählung einzuflechten, so zum Beispiel die von der ersten Banane, die wie eine Sensation in England präsentiert wird, ebenso wie die Geschichte von Rapunzel (die in Wintersons Version allerdings statt mit einem Prinzen lieber mit einer Frau zusammenleben möchte und von dem Prinzen, der gerne Frauenkleider trägt, überlistet wird).
Und immer wieder stolpere ich über Passagen, die so schön sind, dass ich sie am liebsten einrahmen und an die Wand hängen würde.
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]]>Der Beitrag Flower Power 5.0: Blumenkinder und das Lebensgefühl der Millennials erschien zuerst auf NORDKIND.
]]>Lang währte der Summer of Love in Kalifornien nicht. Zwei kurze Jahre, von Anfang 1966 bis Ende 1967, lebten Blumenkinder aus ganz Amerika ihre Vision von freier Liebe, Gewaltlosigkeit und Gemeinschaftlichkeit, dann war die Hippie-Bewegung bereits am Ende. Das Woodstock-Festival von 1969 gilt für viele als Inbegriff des Hippie-Lebensgefühls, war tatsächlich aber nur noch ein Ausläufer der Bewegung.
Doch die Flower-Power-Idee fiel in Kalifornien auf fruchtbaren Boden: Der Summer of Love gilt als Geburtsstunde des Silicon Valley, mit dem Burning Man Festival wird jedes Jahr in der Wüste Kaliforniens für ein paar Tage eine Hippie-Stadt aufgebaut und auch die größte Bio-Supermarktkette der USA gäbe es in dieser Form wohl nicht ohne die Bewegung von 1967.
Vor 50 Jahren war der Summer of Love auf seinem Höhepunkt angekommen. Tausende von Hippies waren nach San Francisco gepilgert, propagierten radikale Forderungen nach Liebe, Frieden und Gemeinschaftlichkeit. Das „Monterey Pop Festival“ machte Musiker wie Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who praktisch über Nacht berühmt. Die Blumenkinder waren überzeugt, einfach nur durch puren Willen und Liebe die Welt zum Positiven verändern zu können. „There’s a whole generation with a new explanation, people in motion“, sang Scott McKenzie. Sein Song „San Francisco“ wurde zur Hymne des Sommers der Liebe.
Wenige Monate nach „Monterey“ flachte die Bewegung ab. San Francisco war überlaufen, Negativschlagzeilen setzten die Hippies unter Druck, die im Herbst schließlich die Flower-Power-Bewegung in einem Trauermarsch symbolisch zu Grabe trugen.
Noch heute sonnt sich San Francisco gerne im Glanz von damals, viel ist jedoch nicht übrig geblieben. Touristen können „Hippie-Touren“ durch die Stadt buchen, die Häuserfassaden sind bunt bemalt. Doch im Szene-Viertel Haight Ashbury, vor 50 Jahren das Zentrum der Hippie-Bewegung, sind Mietpreise selbst für Gutverdiener in schwindelerregende Höhen geschossen, Künstler können sich das Leben im teuren San Francisco nicht mehr leisten. Obdachlose bestimmen das Bild in Haight Ashbury.
Doch die Saat der Visionen von 1967 ist nicht völlig verloren gegangen. Sie hat Wurzeln geschlagen, aus denen ganz neue Triebe gewachsen sind und deren Verbindung zur Flower-Power-Bewegung auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist.
So kann man den Summer of Love etwa guten Gewissens die Geburtsstunde des Silicon Valley nennen, dem bedeutendsten Standort für High-Tech-Entwicklungen, der seinen Sitz in der San Francisco Bay Area hat. „Die Hippies wollten den Traum eines vernetzten Bewusstseins verwirklichen“, sagt Kulturhistoriker Fred Turner im Interview mit dem Fernsehsender 3sat, „eine Welt, in der LSD das Bewusstsein erweitert und Menschen virtuell miteinander verbindet.“
Die Idee fand Anklang in der Welt der Computertechnologien. Die Ideale der Hippies waren die Grundlage für unsere moderne Netzwerkgesellschaft bis hin zu den sozialen Medien, die die Menschen heute miteinander verbinden.
Die Verschmelzung von Hippie-Kultur und Technologie fand bereits 1968 statt, als Hippie und Technikvisionär Stewart Brand den „Whole Earth Catalog“ ins Leben rief. Dieser Katalog war insbesondere bei Hippie-Kommunen beliebt, in die sich die Blumenkinder nach 1967 zurückgezogen hatten. Er bot Werkzeuge und sogar die ersten Personal Computer an, Kunden konnten Rezensionen zu den Waren schreiben – eine Frühform der Vernetzung untereinander. Apple-Gründer Steve Jobs bezeichnete den Katalog einmal als „Bibel der Gegenkultur“, also der Hippie-Bewegung.
Die Technik-Affinität der Hippies und ihre Visionen ebneten den Weg somit für die Entwickler des Silicon Valley, deren Anspruch auch heute lautet: „Change the World“ – „Verändere die Welt“.
Tausende Unternehmen haben ihren Sitz im Silicon Valley, eines davon ist der Internet-Gigant Google. 2016 gab das Unternehmen seine Pläne für den Neubau des Hauptquartiers bekannt. Experten waren sich damals einig, dass die futuristisch anmutenden Pläne der Struktur von Hippie-Kommunen aus den 60ern ähneln – und somit ihre Wurzeln in der Flower-Power-Bewegung und deren Zukunftsvisionen hätten. Das Design ist zu großen Teilen von einer Glasmembran bedeckt, nicht nur Gebäude, sondern ganze Bereiche des Campus liegen darunter geschützt. Das Design hat damit große Ähnlichkeit zu den Kommunen der Blumenkinder, die sich in den 60ern außerhalb von San Francisco auf dem Land ausbreiteten und deren Gestaltung durch bunte Kuppeln geprägt war.
Und das ist nicht das einzige, was Google zum „Hippie-Konzern“ des Silicon Valley macht. Denn darüber hinaus werden Mitarbeiter, die sich für den Kauf eines umweltschonenden Hybridfahrzeugs entscheiden, von ihrem Arbeitgeber mit 5000 Dollar unterstützt. In seinen Kantinen serviert Google ausschließlich Bio-Lebensmittel, die bei der Supermarktkette „Whole Foods“ eingekauft werden.
Auch „Whole Foods“ hat die Prinzipien des Hippie-Lifestyles verinnerlicht. Die größte Bio-Supermarktkette der USA hat sich auf Lebensmittel natürlicher Herkunft spezialisiert und ist damit das Mekka für Verbraucher, die einen gesundheits- und umweltbewussten Lebensstil pflegen. Auch diese Strömungen haben ihren Ursprung im Summer of Love.
Außerdem lebt das Unternehmen in seiner Firmenpolitik die Ideale der Hippie-Kultur, die Liebe, Gleichberechtigung und Gemeinschaftlichkeit forderten: Stehen Entscheidungen an, die das ganze Unternehmen betreffen, hat die gesamte Belegschaft ein Mitspracherecht. Niemand – nicht einmal Geschäftsführer John Mackey – verdient mehr als vierzehnmal so viel wie der Mitarbeiter mit dem niedrigsten Lohn. Und geschäftliche Besprechungen des Managements enden stets damit, dass die Teilnehmer alle etwas Nettes zueinander sagen – Love, Peace and Understanding, Freunde!
Auch das jährlich in der Black-Rock-Wüste stattfindende Burning Man Festival vertritt Prinzipien, die ganz eindeutig an die Mantras der Alt-Hippies aus den 60ern erinnern. Jedes Jahr wird in der Wüste eine Stadt aus dem Nichts aufgebaut, nach dem Festival verschwindet sie wieder.
Das Spektakel, bei dem mehrere Tage lang Kunst und Musik zelebriert werden und zu dessen Abschluss eine gigantische Statue in Brand gesetzt wird, lockt bereits fast so viele Besucher an wie der Summer of Love 1967. Damals waren rund 100.000 Hippies nach San Francisco gekommen. Zum Burning Man Festival waren in den vergangenen zwei Jahren 70.000 Besucher angereist. Für mehr ist (noch) kein Platz in der Black Rock City.
Die Veranstaltung bezeichnet sich zwar selbst nicht als „Erbe“ der Hippie-Bewegung, die Parallelen sind jedoch nicht zu übersehen. Denn Burning Man folgt strikt zehn Prinzipien. Zu ihnen gehören unter anderem die „radikale Inklusion“ aller Teilnehmer, gegenseitiges Schenken, „radikale Selbstentfaltung“ und gemeinschaftliches Engagement. Ebenso wichtig ist das „Leave no trace“-Prinzip, der Anspruch, nach dem Festival keine Spuren zu hinterlassen. Das Veranstaltungsgelände wird im Anschluss aufgeräumt und in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Damit ist Burning Man möglicherweise die Bewegung, die den Geist der Flower-Power-Bewegung und die Ideale der Blumenkinder von 1967 am besten in die Jetztzeit weitergetragen hat.
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]]>Jeden Sonnabend wird Markus zum Essensretter. Dann schwingt der 29-Jährige sich auf sein Fahrrad und klappert die Wochenmärkte in Lehe und Geestemünde ab. Er sammelt bei den Händlern Obst und Gemüse, das nicht verkauft wurde. Die Lebensmittel verschenkt Markus anschließend.
„Seit über einem Jahr mache ich das jetzt schon“, sagt er. Anfangs verteilte Markus die Lebensmittel an seine Nachbarn, doch irgendwann hatte er so viel gesammelt, dass es selbst für die Hausgemeinschaft zu viel wurde. Markus verschenkt die Lebensmittel, die er vor der Mülltonne gerettet hat, inzwischen in der „Alten Bürger“. Vor dem „Café Findus“ steht sein Tisch, „und jeder, der vorbeikommt, kann sich etwas mitnehmen“, sagt er. Anders als bei der Tafel muss bei ihm auch niemand nachweisen, dass er bedürftig ist.
800 Kilogramm Lebensmittel hat Markus mit seinen Sammlungen vor der Mülltonne bewahrt. „Ich finde das gut“, sagt Manfred Jabs, Chef der Bremerhavener Tafel, auch wenn er über die Mengen schmunzelt. Die Tafel sammele täglich etwa 40 Kisten Obst und Gemüse ein, die von Supermärkten nicht mehr verkauft werden, pro Jahr sind das etliche Tonnen. Aber selbst von Privatpersonen gingen täglich Lebensmittelspenden ein. Versorgt werden im Monat 11 000 Bedürftige in der Region.
Auf die Idee, Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten, kam Markus durch einen Bericht in einer Zeitschrift. Mittlerweile komme es immer mehr in den Köpfen der Menschen an, dass sich etwas ändern muss an der Verschwendung, glaubt er. „Wir schmeißen einfach zu viel weg, während Menschen in anderen Ländern gar nichts zu essen haben.“
Das findet auch Jabs, deutschlandweit hätten die Tafeln schon vor Jahren die Aktion „Zu gut für die Tonne“ gestartet. Das Konsumverhalten der Menschen trage dazu bei, dass fast sieben Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland pro Jahr entsorgt werden. Beinahe die Hälfte davon sind Obst und Gemüse. 2012 setzte sich der Bundestag das ambitionierte Ziel, bis 2020 die Verschwendung von Lebensmitteln zu halbieren. Der Bundesrat hat sogar eine Gesetzes-Initiative gestartet, dass der Handel Lebensmittel nicht mehr wegwerfen darf.
Die Resonanz auf seine Sammlung sei von Anfang an positiv gewesen, sagt Markus . „Ich musste allen Händlern natürlich erst einmal die Sache erklären, aber danach waren die meisten bereit, mitzumachen“, erzählt er. Ab und zu „tauscht“ er die Lebensmittel auch ein. „Manchmal nehme ich Apfelkuchen mit und schenke ihn den Händlern“, sagt er. „Schließlich bekomme ich ja auch etwas.“
Auch bei großen Supermärkten hatte er anfangs um Unterstützung bei seiner Foodsharing-Mission gebeten, dort aber wurde sein Anliegen abgelehnt. Aus rechtlichen Gründen könnten sich Supermärkte an solchen Aktionen nicht beteiligen, sagt Lebensmittel-Händler Joachim Rewerski. „Das hängt mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum zusammen“, sagt Rewerski. Läuft das bald ab, wird der Preis reduziert, sei es aber abgelaufen, müssten die Waren vernichtet werden. „Das ist vom Gesetzgeber so vorgesehen“, sagt Rewerski. Er bedauere die strengen Auflagen, in seinem Supermarkt an der Elbestraße müssten etwa drei Prozent der Waren aus der Obst- und Gemüseabteilung jedes Jahr vernichtet werden.
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]]>Und wer auf den Spuren berühmter Lübecker wie Günter Grass, Willy Brandt oder Thomas Mann wandelt oder einfach in der Innenstadt seine Einkäufe erledigt, der braucht irgendwann eine Stärkung. Von der Breite Straße, der Einkaufsstraße der Stadt, gehen viele kleine Nebenstraßen ab. Gegenüber vom Rathaus geht es in die Hüxstraße. Und dort, in einem Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, das die Hausnummer 35 trägt, liegt ein kleines Paradies für jeden, der sich in einem gemütlichen Café entspannen möchte.
Wer das „Kaffeehaus Lübeck“ betritt, steht sofort in einer warmen Wolke aus Kaffeeduft – denn die Bohnen werden direkt vor Ort geröstet. Viele verschiedene Sorten werden den Gästen geboten und unter den Kaffeeduft in der Luft mischt sich der süße Geruch von Schokolade und Pralinen, die ebenfalls vor Ort kreiert werden. Wer möchte, kann sich gleich im Eingangsbereich einen Tisch suchen, mit direktem Blick auf den Tresen mit seinen Keksen und Schokoladen und die Röstmaschine. Weiter hinten führt eine Wendeltreppe nach oben. Von dort haben Gäste den Überblick über das Treiben im unteren Bereich.
Neben Kaffee-Klassikern wie Milchkaffee, Cappuccino oder Espresso gibt es für Kenner und Liebhaber Variationen aus der ganzen Welt. Angeboten werden Sorten unter anderem aus Brasilien, Kenia, Inonesien oder auch Nicaragua. Und wer lieber Tee trinkt, kann aus einer Reihe von Tees mit charmanten Namen wie Rasmus, Fritjof, Fiete oder Hilde auswählen. Für den kleinen Appetit gibt es natürlich süße Leckereien, aber auch Herzhaftes steht auf der Speisekarte: Paninis mit verschiedensten Belägen, mit Kräutern gewürzt und schön kross gebacken. Wer schon vormittags im Kaffeehaus vorbeischauen möchte, kann dort frühstücken.
Die Gäste im Kaffeehaus sind bunt gemischt: Von jungen Eltern mit ihren Sprösslingen über Gruppen von Studenten, die bei einem Heißgetränk akademische Problematiken diskutieren (übrigens: für Studenten gibt es 25 Prozent Rabatt) bis hin zu Menschen, die sich an einen kleinen Ecktisch zurückziehen, um ein wenig zu arbeiten. Gemütlichkeit pur, die es schwer macht, sich nach Speis und Trank loszueisen und wieder ins ungemütliche Frühjahrswetter zu stürzen. Aber eines steht fest: Ich komme garantiert wieder!
Kaffeehaus Lübeck
Hüxstraße 35, 23552 Lübeck
Telefon: 0451/70 98 48 10
Mail: [email protected]
www.kaffeehaus-luebeck.de
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