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Tee ist kein Lifestyle, sondern ein Lebensgefühl

Über dieses Zitat bin ich in den sozialen Medien schon unzählige Male gestolpert: „You can’t buy happiness but you can buy [beliebigen Begriff einfügen], and that’s kind of the same thing.“ Das heißt etwa so viel wie „Das Glück kannst du nicht kaufen, du kannst aber [xyz] kaufen und das ist praktisch das gleiche.“ Was ich mir kaufe, um dem Glück ganz nah zu kommen? Da brauche ich gar nicht lange zu überlegen: Tee.

28 Liter Tee trinkt jeder Deutsche im Schnitt jedes Jahr. Über diese Zahl kann ich nur müde lächeln, die paar Liter süppel ich locker in ein paar Wochen weg. Der durchschnittliche Ostfriese trinkt dagegen rund 300 Liter im Jahr. Das kommt meinem Konsum schon näher.

Schon gewusst? Kuwait hat weltweit den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Tee (Stand 2012). Dort trinkt jeder Einwohner durchschnittlich 295 Liter Tee pro Jahr.

Für mich kommt Teetrinken einem Ritual gleich. Das geht schon bei der Auswahl des richtigen Bechers los – soll es diesmal der geblümte, der mit den Vögelchen oder der gold gestreifte sein? – und geht dann bei der Sichtung meiner Teesorten weiter. Zwei ganze Küchenregale beherbergen meine duftenden Schätze, bis oben hin vollgestopft mit zerfledderten Teebeutel-Packungen, bunten Tütchen aus dem Teeladen und edlen Teedosen. Sobald ich eines der Regale öffne, durchströmt der Geruch meine Küche, meistens entscheidet meine Nase, auf welche Teesorte ich gerade Lust habe.

Wer denkt sich das bloß aus?

Ein dickes Grinsen habe ich immer im Gesicht, wenn ich mir die Namen der verschiedenen Teesorten durchlese. Klar, auch in meinem Schrank gibt es Sorten mit so schnöden Namen wie „Bergkräutertee“ oder „Darjeeling Tea of the Year“. Aber dann stehen da eben auch Tütchen mit der Aufschrift „Tropenglut“, „Traumtänzer“ oder – mein persönlicher Favorit – „Klaus Günther“.

Schon gewusst? Teenamen leiten sich aus ihrer Anbauregion ab. Große Anbaugebiete befinden sich in Assam (Nordindien), Sri Lanka (ehemals Ceylon) und Darjeeling im Himalaya.

„Klaus Günther“ ist mein bester Freund, wenn es draußen nass-kalt ist und man sich eigentlich nur mit einer kuscheligen Decke auf dem Sofa einigeln möchte. Aber auch bei den jetzigen Rekordtemperaturen lasse ich mir mein Lieblingsgetränk nicht vermiesen. Was erfrischt denn bitte besser als ein eisgekühlter Früchtetee mit dem vielversprechenden Namen „Piña Colada“? (Für alle, die mit ausgefallenen Teesorten mit hanebüchenen Namen nichts anfangen können: Kamillentee schmeckt gekühlt ebenfalls hervorragend!)

Tee = Entspannung

Bei der Arbeit trinke ich übrigens fast nie Tee (dafür muss es schon verdammt kalt werden), sondern nur zu Hause. Teetrinken ist für mich einfach ein Synonym für totale Entspannung. Und bei der Arbeit ist das nicht gerade förderlich. Ich habe auch noch nie einen dieser Mode-Lifestyle-Tees getrunken, deren Werbung eine Zeit lang immer die sozialen Netzwerke flutet, dir die perfekte Figur, umwerfende Schönheit und unermessliches Glück verspricht. Teetrinken ist halt kein Lifestyle. Sondern ein Lebensgefühl.