Plattdeutsches Wörterbuch: Tüdelmors

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′NTüdelmors hat die Zeit zwar vielleicht im Blick aber nimmt sie nicht ganz so ernst. Gerade war er noch schnurstracks in Richtung Ziel unterwegs, dann lag plötzlich irgendwas total spannendes links neben der Spur. Begeistertes Abgelenkt-sein und Festfummeln gehören für’n Tüdelmors irgendwie zur Serienausstattung – Spurassistent und Autofokus dafür eher selten.

Tüdelmors ist, wie man auf Klugdeutsch sagt, ein Kompositum. Zusammengesetzt aus zwei Wörtern, die es in sich haben – nämlich tüdel(n) (sich umständlich mit etwas befassen) und Mors (Hintern). Ich wette darauf, dass jeder mindestens einen chronischen Tüdelmors im Freundeskreis hat und mindestens einmal am Tag selbst zum Teilzeit-Tüdelmors wird.

Starke Nerven

Wer mit einem Tüdelmors Typ 1 zusammenlebt, braucht allerdings starke Nerven. Irgendwann kommt zum Beispiel der Moment, an dem Schränke überlaufen, Krimskrams in den Schubladen kein Zuhause mehr findet und die Hälfte der Klamotten im Schrank dem zehn Jahre jüngeren Ich deutlich besser standen. Egal, ob wir das nun Frühjahrsputz nach Ommas Art oder House Cleaning nach KonMarie-Methode nennen. Das Ziel ist klar: Gedöns raus und Ordnung wieder rein in die Bude.

Tüdelmors als Lebensgefühl

Manche Menschen misten dann tatsächlich aus. Einfach so. Ein Tüdelmors hat selbstverständlich auch einen Plan. Aber beim CD sortieren fällt ihm die alte Bravo Hits in die Hand. Und während er verzweifelt nach einem Gerät mit CD-Laufwerk sucht, um in den Songs der 90er aufzugehen, hat Mensch A den Task schon längst erledigt. Bei der nächsten Station „Bücherregal“ finden beide ganz hinten-unten das längst als verschollen abgehakte Bilderbuch mit Grimms Märchen. Mensch A freut sich kurz und legt es dann in die Kiste für den Flohmarkt. Der Tüdelmors blättert grinsend darin herum und findet sich wenig später auf unerklärliche Weise mit Tee und Buch in der Horizontalen auf der Couch wieder. Kurz: Ein Tüdelmors fummelt sich einfach gerne begeistert an irgendwas fest. So füllt eine Tagesaufgabe leicht mal ein ganzes Wochenende. Aber dafür hat er dann auch zu Coco Jambo durch die Hütte gedanct und Die Bremer Stadtmusikanten gelesen.

Hier könnt ihr nachlesen, welche wundervollen Wörter man mit Mors noch so basteln kann! 

Plattdeutsch (auch: Niederdeutsch, oder in der Eigensprache: Plattdüütsch) ist eine eigenständige Sprache mit vielen Dialekten, die vor allem im nördlichen Deutschland gesprochen werden. Gebräuchlich ist das Plattdeutsche aber auch in den angrenzenden Regionen, sowie im Osten der Niederlande. Ein Einheits- oder Standard-Platt gibt es daher nicht.