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Plattdeutsches Wörterbuch: Klöterig

Wie oft konnte ich mir von meiner Mutter schon anhören: “Du sieht heute aber klöterig aus.” Meine Mutter meint damit immer, dass ich aussehe, als würde es mir nicht gut gehen – etwas blass und irgendwie kränklich. Mein Opa hatte allerdings eine ganz andere Verwendung für das seltsame Wort.

Meine Mutter ging häufig davon aus, dass mein Aussehen mein inneres Befinden wiederspiegelt – und manchmal hatte sie sogar recht damit.  In meiner Kindheit plagten mich öfter mal Kopfschmerzen oder Schwindel nach der Schule. Wenn meine Mom dann meine Gesichtsfarbe als käsig und meinen allgemeinen Zustand als klöterig beschrieb, traf sie meinen Gemütszustand ziemlich gut. Auch heute trifft sie damit meistens ins Schwarze. Manchmal aber eben auch nicht – es gibt schließlich viele Gründe dafür, mal nicht vor Gesichtsfarbe und Energie zu strotzen und klöterig auszusehen.: Zum Beispiel wenn man ausnahmsweise kein Make-up trägt oder einfach nur müde vom Alltag ist.

Wenn ich meinen Freunden gegenüber das Wort  “klöterig” fallen lasse, kommen mir oft Sätze entgegen wie: “Klöterig – was ist das denn?” oder “Klöterig? Das habe ich ja noch nie gehört”. Häufig lachen sie dabei. Ich kann das gut verstehen, klöterig klingt schließlich auch ein bisschen komisch. Für mich ist es aber ein ganz normales Wort. Vermutlich werde ich später selbst zu meinen Kindern sagen, dass sie klöterig aussehen, wenn sie mir kränklich oder schlapp erscheinen.

Tatsächlich bedeutet das norddeutsche Wort “klöterig” auch so etwas wie “schwach” oder “hinfällig”. Schaut man im Duden nach, findet man außerdem  Beschreibungen wie “klapprig” und “zitterig”. Ich finde, da klingt “klöterig” um Längen besser. Hätte meine Mutter zu mir gesagt:: “Du siehst heute aber klapprig aus”, hätte ich mich vermutlich wie eine 80-jährige Frau mit Gehsstock gefühlt..

Wer oder wat klötert denn da?

Abgesehen davon kenne ich den Wortstamm “klöter” auch noch aus anderen Zusammenhängen. “Wat klötert denn da?”, sagte mein Opa gerne, wenn er irgendwo ein Geräusch hörte, aber nicht wusste, wo es herkommt. Danke Opa, auch bei mir klötert es hin und wieder, wenn in der Küche zum Beispiel  eine Dose aus dem Schrank fällt und ich nicht weiß warum. Habe ich nicht letzte Woche erst den Tupperschrank aufgeräumt? Jaja, der Tupperschrank – wer kennt ihn nicht?! Da fällt mir noch eine Verwendung von “klötern” ein:  “Dat ist ja Klöterkram”, sagt man auch zu Klein- oder Krimskrams, der sich in Schubladen tummelt. “Klötern” ist also ein sehr vielfältiges Wort..

Plattdeutsch (auch: Niederdeutsch, oder in der Eigensprache: Plattdüütsch) ist eine eigenständige Sprache mit vielen Dialekten, die vor allem im nördlichen Deutschland gesprochen werden. Gebräuchlich ist das Plattdeutsche aber auch in den angrenzenden Regionen, sowie im Osten der Niederlande. Ein Einheits- oder Standard-Platt gibt es daher nicht.