Foto: Heather Barnes

Meine WG macht mich zum Vegetarier

“Du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.” Das hat der amerikanische Motivationstrainer Jim Rohn mal gesagt. Ich kann mit solchen Selbsthilfe-Sprüchen wenig anfangen. Trotzdem muss ich zugeben: Ganz Unrecht hat Jim Rohn nicht. 

Als ich vor gut zwei Monaten noch zu Hause gewohnt habe, kam regelmäßig Fleisch auf den Tisch. Und ich habe immer gerne mitgegessen. Zwischen Abi und Studium habe ich dann aus Neugier mal einen veganen Monat eingelegt und dabei folgendes gelernt: Schmeckt gut, ist machbar — aber leider auch echt anstrengend. Das dauernde Gekoche, die Tupperware als ständiger Begleiter … aus Bequemlichkeit bin ich dann zur Mischkost zurückgekehrt.

Neue Stadt, neues spiel

Vor knapp zwei Monaten bin ich schließlich nach Bremerhaven gezogen. In eine WG, wir sind zu viert, alle Anfang zwanzig. Hier isst praktisch niemand Fleisch. Und siehe da: Seit gut einem Monat ernähre auch ich mich vegetarisch. Nicht, dass ich mir das vorgenommen hätte, es ist mir einfach so passiert. Ganz unbewusst habe ich den neuen Speiseplan übernommen.

Essen ist Geselligkeit

Gemeinsam kochen und essen, das bockt einfach. Da brauche ich keine Extrawurst. Ich war nie ein Meathead, der Verzicht auf Fleisch ist mir bislang überhaupt nicht schwer gefallen. Lange Zeit hab ich ihn ja nicht einmal bemerkt.

Und jetzt?

Jetzt frage ich mich natürlich: Wie weit kann ich diese wunderbare Wandelbarkeit treiben? Welch ungewecktes Potenzial schlummert noch in mir? Für meine Mitbewohner ist die ganze Geschichte natürlich keine gute Nachricht. Ich arbeite gerade daran, sie durch fünf Zehnkämpfer zu ersetzen.