Foto: Stefan Hohloch

Upcycling im Großformat

Sie schippern auf Schiffen um die ganze Welt, um Waren von A nach B zu bringen: Seefrachtcontainer. Die genormten Stahlbehälter sind aus dem Schiffs- und Güterverkehr nicht mehr wegzudenken. Allein in Bremerhaven wurden im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Container umgeschlagen, gerechnet in 20-Fuß-Standardcontainern (TEU). Aber längst sind sie nicht mehr nur Transportmittel.

Jedes Jahr Anfang April verlassen sieben Container ihr Winterquartier in Padingbüttel und werden mit Transportern nach Spieka-Neufeld hinter den Deich gebracht. Direkt am Wattenmeer werden sie dann mit einem Kran millimetergenau zu einem Restaurant aufgebaut. Im Inneren macht nichts den Anschein eines Containers: Im Gästeraum gibt es kleine Sitzecken, von der Decke hängen Fischernetze, an der Wand eine Galionsfigur. Durch die großen Fenster schaut man direkt auf die Nordsee. Aus Deichschutzgründen darf das Restaurant nur vom 1. April bis 30. September an seinem Platz stehen.

„Das sind alte 20-Fuß-Container. Die haben wohl schon einiges von der Welt gesehen“, sagt Peter Homilius. Er betreibt das Restaurant „Ebbe und Flut“ zusammen mit seiner Frau Marina. Zwölf Jahre ist es her, dass er das Containerrestaurant kaufte und umbaute. „Wir wissen von keinem vergleichbaren Restaurant in Deutschland“, sagt Marina Homilius.

Hotel aus 78 Überseecontainern

In Rostock-Warnemünde können seit zwei Jahren Hostelgäste in alten Seefrachtcontainern übernachten: Das Dock-Inn ist Deutschlands erstes Containerhotel. Das Hostel mit Blick auf Hafen und Werft besteht aus 78 Containern, die lange Reisen rund um den Globus auf dem Buckel haben. Im Hamburger Hafen sind sie aus dem Verkehr gezogen worden, heute erfüllen sie einen neuen Zweck. 64 Zimmer und Suiten sowie Gemeinschaftsräume sind aus ihnen entstanden.

Eine Herausforderung beim Umbau von Containern in Wohnräume ist die Dämmung. Da die Wände nach üblicher Isolierung bis zu 25 cm dick sind, geht wertvoller Wohnraum verloren – 2,35 Meter ist ein roher Stahlcontainer im Inneren breit. Das Start-up-Unternehmen Containerwerk hat dieses Problem gelöst, indem es ein industrielles Dämmungsverfahren entwickelt hat, bei dem die isolierte Wand nur zwölf Zentimeter dick ist.

Vision vom nachhaltigen Wohnen

Hinter dem Containerwerk steht eine Vision vom nachhaltigen Wohnen. „Ein Überseecontainer ist durchschnittlich 13 Jahre lang im Dienst und wird dann ausrangiert“, erklärt Michael Haiser – er hat das Containerwerk zusammen mit Ivan Mallinovski gegründet. Danach kommen die Container in der Regel auf den Schrottplatz. Haiser und Mallinovski schenken den ausgedienten Stahlkisten ein zweites Leben und veredeln sie zu  hochwertigen Wohnmodulen. Ab 27.000 Euro kostet so eines.

Ein Überseecontainer ist durchschnittlich 13 Jahre lang im Dienst und wird dann ausrangiert.
Michael Haiser, Containerwerk

Darüber, ob gefährliche Stoffe in den Containern transportiert wurden, macht Haiser sich keine Sorgen: „Dafür gibt es spezielle Kühl-Container, die wir nicht benutzen.“ Die Containerarchitektur sieht Haiser auch als Antwort auf Probleme wie Wohnraumknappheit. Die Module können schnell aufgebaut, abtransportiert und beliebig erweitert werden. „Das ist ein Produkt mit Zukunft“, ist Haiser überzeugt.

So schick kann man in einem alten Seefrachtcontainer wohnen. Das Containerwerk verwandelt ausgediente Container in luxuriöse Wohnmodule. (Foto: Stefan Hohloch)

In Spieka-Neufeld werden im Containerrestaurant von Peter und Marina Homilius täglich rund hundert Mahlzeiten zubereitet. Das Containerrestaurant kommt bei den Gästen gut an. Bis Ende August hat es noch geöffnet. Dann werden die sieben Container wieder abgebaut und zurück in ihr Winterquartier nach Padingbüttel gebracht.

Überblick

Das Restaurant Ebbe & Flut in Spieka-Neufeld hat von Anfang April bis Ende September täglich von 11 Uhr geöffnet, warme Küche gibt es ab 12 Uhr.