Plattdeutsches Wörterbuch: Büddel

Foto: Katy Belcher/Unsplash, Montage: Lena Gausmann

Ich pack noch mal schnell einen Büddel ein“, rufe ich meiner Freundin noch schnell zu und laufe zurück. Wir waren schon halb aus der Haustür, wollten los zum Bummeln. Doch etliche Plastiktüten mit nach Hause zu bringen, darauf hatte ich keine Lust. Als ich wieder an der Tür neben meiner Freundin stehe, sehe ich ein großes Fragezeichen in ihrem Gesicht. „Du packst WAS ein?“

Ein Stück heimat

Es war einer der Momente, in dem mir einmal wieder bewusst wurde, wie leicht man doch in die Sprache seiner Heimat zurückfällt. Meistens versuche ich im Gespräch mit Nicht-Nordlichtern genau diese kleinen, typisch norddeutschen Ausdrücke zu vermeiden. Das ein oder andere Missverständnis und Fragezeichen lässt sich so umgehen. Und doch rutschen mir diese genau kleinen Ausdrücke immer wieder heraus. Es sind eben die Ausdrücke, die ein Stück der eigenen Heimat sind.

„Büddel“ ist für mich eins dieser Wörter. Im Grunde ist es nichts anderes als ein einfacher Beutel, ein Jutebeutel. Schon meine Mutter hat mich als Grundschulkind daran erinnert, meinen Sportbüddel mitzunehmen: Meine Tasche für den Sportunterricht. Es ist ein Wort, das von klein auf einfach dazugehört.

min seuten schietbüddel

Doch ein „Büddel“ ist nicht nur ein Stoffbeutel. Mehr als einmal wurde mir in meinem Leben schon in genervtem Ton um die Ohren gehauen, ich sei ein  „Frostbüddel“: Jemand, der einfach immer friert.

Ein ganz persönliches norddeutsches Lieblingswort ist außerdem „Schietbüddel“. Das wurde 2008 sogar zum lustigsten Wort Norddeutschlands gewählt. Platt übersetzt bedeutet es eigentlich „Scheißbeutel“ oder „Windel“. Doch es ist auch ein beliebtes Kosewort, vor allem für Kleinkinder. „Mien seuten Schietbüddel“ bedeutet somit so viel wie „mein süßer Liebling“ oder „mein süßer Scheißer“. So hart, wie sich das Wort anhört, ist es also keineswegs gemeint. Ein kleines Kind zärtlich „Schietbüddel“ zu nennen, hat auch einen Funken Wahrheit, denn Windelpakete sind Kleinkinder ja irgendwie schon. Und niedlich ist es ja auch.

So klingt es:

Plattdeutsch (auch: Niederdeutsch, oder in der Eigensprache: Plattdüütsch) ist eine eigenständige Sprache mit vielen Dialekten, die vor allem im nördlichen Deutschland gesprochen werden. Gebräuchlich ist das Plattdeutsche aber auch in den angrenzenden Regionen, sowie im Osten der Niederlande. Ein Einheits- oder Standard-Platt gibt es daher nicht.

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