“Das Tolle am Poetry Slam ist, dass jeder mitmachen kann”

Warst Du schon einmal bei einem Poetry Slam? Nein? Dann hast Du einiges verpasst. Unter Poetry Slam versteht man einen literarischen Wettbewerb, also einen Dichterwettstreit, bei dem selbstverfasste Texte innerhalb einer vorgegebenen Zeit ohne Hilfsmittel vorgetragen werden. Im Pferdestall Bremerhaven haben Slammer Dank der Deichpoeten die Chance, ihre Texte auf einer Bühne vorzustellen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Notizen vorgelesen oder alles auswendig vorgetragen wird. Unser Nordkind Laura Leischel steht selbst ab und zu auf der Bühne der Deichpoeten und hat sich mit uns über ihre Erfahrungen unterhalten.

Wie bist du zum Poetry Slam gekommen?

Laura: Ich schreibe schon seit meiner Kindheit, aber seitdem ich arbeite, habe ich leider nur noch wenig Zeit dafür. Da habe ich mir irgendwann, als ich selbst mal Zuschauerin bei einem Poetry Slam hier in Bremerhaven war, in den Kopf gesetzt, einmal mitzumachen. So konnte ich mein Hobby trotzdem weiter führen – erstens, weil man natürlich ein bisschen unter Zeitdruck steht, weil man seine Texte zu einem bestimmten Termin fertig haben muss und zweitens, weil sich so ein Text natürlich leichter schreiben lässt, als ein ganzes Buch.

Kann sich jeder für einen Poetry Slam anmelden?

Laura: Im Pferdestall in Bremerhaven darf sich jeder anmelden, der gerne mitmachen möchte. Ich habe mich im September 2018 das erst mal angemeldet, weil ich einfach mal mitmachen wollte. Es gibt aber auch Slams, zu denen nur Poeten eingeladen werden, die das schon sehr lange machen oder sogar schon Meisterschaften gewonnen haben.

Und wie genau läuft so ein Poetry Slam im Pferdestall ab?

Laura: Im Pferdestall treten an einem Abend neun Poeten gegeneinander an. Zu Beginn wird die Reihenfolge der Auftritte ausgelost – in jeder Gruppe befinden sich also drei Teilnehmer. Ein Moderator führt durch den Abend und wählt zufällige Jurymitglieder aus dem Publikum aus. Dann gibt es noch den sogenannten Feature Poet – dieser tritt als allererster auf und dann nochmal vor dem Finale, wird aber nicht in die Bewertung mit reingenommen. Er soll das Publikum ein bisschen einstimmen, weshalb das oft jemand Erfahrenes macht. Nach jedem Slam dürfen alle Jurymitglieder ihren Senf dazugeben und den Poeten mit 1 – 10 Punkten bewerten. Jeweils die beste und die schlechteste Bewertung werden von der Gesamtwertung abgezogen. Aus jeder Gruppe kommt am Ende der Teilnehmer ins Finale, der die höchste Punktzahl bekommen hat. Im Finale entscheiden dann der Applaus und das Jubeln des Gesamtpublikums, wer gewonnen hat.

Wie fühlt es sich für dich an, auf der Bühne zu stehen und deine eigenen Texte vorzutragen?

Laura: Ich mag das sehr gerne und finde es toll, die Leute zum Lachen zu bringen. Manchmal auch zum Nachdenken, aber meine Texte sind eher lustig. Und wenn hinterher fremde Menschen auf einen zukommen und einem sagen, wie toll sie den Text fanden, ist das natürlich umso schöner und man hat gleich einen Grund, sich beim nächsten Mal wieder anzumelden.Während des Vortrags sieht man übrigens ja wegen der Scheinwerfer nicht viel vom Publikum.

Was gefällt dir am Poetry Slam besonders?

Laura: Das Tolle am Poetry Slam ist, dass jeder mitmachen kann. Oft sind neue Leute dabei, die noch nie auf einer Bühne standen. Die Themen der einzelnen Texte und Auftritte unterscheiden sich von Person zu Person – mal sind die Texte lustig, ernst, traurig oder gesellschaftskritisch. Mal reimen sie sich, mal nicht. Man lernt auch sehr viele nette, interessante Leute kennen.

Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

Laura: Das ist wirklich komplett unterschiedlich. Wenn ich zum Beispiel etwas Lustiges erlebe, schreibe ich es mir gleich auf, weil ich das Thema in meinen nächsten Text mit aufnehmen könnte. Das schmücke ich dann noch aus. Manchmal setze ich mich aber auch gezielt hin und denke mir irgendwelche verrückte Situationen aus und schreibe darauf basierend einen Text. Theoretisch kann man auch einen Text vortragen, den man vor längerer Zeit mal geschrieben hat – da gibt es echt zahllose Möglichkeiten.

Was muss man wissen, wenn man sich zum Poetry Slam im Pferdestall anmelden möchte?

Laura: Die Texte müssen unbedingt selbst geschrieben sein und der Vortrag darf nicht länger als sechs Minuten dauern. Es sind kein Gesang oder Requisiten erlaubt, nur der Poet und sein Text. Mitmachen darf jeder! Egal, ob alt oder jung, ob man sowas schon mal gemacht hat oder nicht.

Wann findet der nächste Poetry Slam im Pferdestall statt?

Laura: Der nächste Slam findet am 23. November statt. Wer möchte, kann sich einfach auf der Website www.deichpoeten.de anmelden, oder natürlich einfach als Zuschauer vorbei kommen J Der Pferdestall befindet sich in der Alten Bürger, und zwar in der Gartenstraße 5, 27568 Bremerhaven.