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Wie mich meine Kindheitshelden zum Nordkind machten

Harry Potter, Luke Skywalker, das Sams, Wicki und natürlich Pippi Langstrumpf – die Helden unserer Kindheit begleiten uns ein ganzes Leben. Aber für die meisten sind sie irgendwann nur noch wohlig-warme Erinnerungen. Oder haben die alten Kindheitshelden vielleicht doch größeren Einfluss auf unser Leben? Ich finde, sie sollten es haben.

Wenn ich heute meine Nase in ein altes Kinderbuch stecke, erinnert mich der Geruch an das heimliche Lesen unter der Bettdecke. An die stickige Luft, an das flackernde Licht der Taschenlampe und an die angenehme Angst, erwischt zu werden. Die Titelmusik meiner Lieblingsserien kann ich immer noch im Schlaf mitsingen und wenn ich krank bin, krame ich die alten Hörspielkassetten aus dem Schrank.

Aber auch abseits dieser nostalgischen Momente beeinflussen uns die ersten Filme und Bücher unseres Lebens mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Natürlich zerstören die Fans von Luke Skywalker später keinen Todesstern und egal, wie toll man Pippi fand: Man sollte nicht versuchen, ein Pferd zu stemmen. Trotzdem, wenn ich mich an meine Helden erinnere, fällt mir auf, dass sich da ein paar Parallelen eingeschlichen haben.

Ich hatte viele Helden – die meisten stammen aus Büchern. Unter all den literarischen Freunden gab es aber ein paar, die ich besonders geliebt habe: Tjorven, Bootsmann und Melcher Melcherson aus „Ferien auf Saltkrokan“. Es ist nicht unbedingt das bekannteste und beliebteste Buch von Astrid Lindgren, aber ich habe es rauf und runter gelesen. Vor allem wegen der ungleichen Freundschaft zwischen dem kindlich-tollpatschigen Schriftsteller Melcher und der selbstbewussten, kleinen Tjorven. Aber auch ihr kluger Bernhardiner Bootsmann ist bis heute ein Traumhund für mich. Dank ihm durften sich meine Eltern jahrelang mein „Ich-will-einen-Hund-haben“-Gequengel anhören. Inzwischen habe ich einen Hund. Und ich bekomme Geld fürs Schreiben – wie Melcher. Auf eine romantische, schwedische Insel wie Saltkrokan bin ich zwar noch nicht gezogen, aber dafür nach Norddeutschland. Zufall? Ich glaube nicht! „Ferien auf Saltkrokan“ hat das Meer zu meinem Sehnsuchtsort gemacht: Aus einer Berliner Stadtpflanze ist ein Nordkind geworden. Jetzt lebe ich dort, wo der Wind und die Wellen ein klein wenig an den Zauber meiner Kindheit erinnern – und das ist gut so.

Foto: Luise Langen

Man muss nicht umziehen, um festzustellen, dass einen die Helden von früher nie ganz verlassen. Auch Hermines Wissbegier, Lukes Mut oder Pippis unangepasstes Verhalten kann man im Alltag an sich und anderen entdecken. Und wenn nicht, dann erinnert euch vielleicht ab und zu daran, was euch früher glücklich gemacht hat. Fragt euch: What would Pippi do?