Foto: Steffi

Und Mutter Erde sagt: Nice!

Ganz ehrlich: Wem graut es nicht, wenn er an Dixie-Klos denkt? Die Idee dahinter ist ja gut: Die mobilen Kabinen können überall dort stehen, wo man sie gerade braucht. Doch wirklich gern benutzt sie doch keiner von uns. Zwei, die das ändern wollen, sind Julian Smitter und Christian Liese aus Lamstedt im Cuxland. Ihre Idee: eine ökologische Kompost-Toilette mit Wohlfühlfeeling.

Ökoje haben sie es getauft. Ihr Projekt, ihr Baby, das sie nunmehr seit fast drei Jahren aufziehen. In dieser Zeit haben Julian und Christian mehr Toiletten-Witze gelernt, als man sich vorstellen kann, – und etwas großgezogen, an das sie glauben.

Die Idee zu Ökoje kam Julian, als er 2010 auf einem alternativen Festival in Portugal war: „Ich habe es dann Christian erzählt und wir haben immer wieder darüber geredet.“ Als sie Anfang 2016 zusammen durch Indonesien reisten, fassten sie den Entschluss, ihre Idee zu verwirklichen. „Wir waren total aufgeregt und haben auf der Reise über nichts anderes mehr geredet“, erinnert sich Christian. Ihre Jobs hängten beide für ein Jahr an den Nagel. Ökoje war geboren.

Foto: Ökoje

Julian und Christian zog es von Hamburg zurück in die alte Heimat Lamstedt. Dort tüftelten sie mit befreundeten Handwerkern an einem Prototypen. Doch dabei blieb es nicht. Die zwei experimentierten immer weiter: an einem Pissoir, einem Waschbecken, einer barrierefreien Toilette, einem Anhänger. „Wir haben mit Familie und Freunden so viel rumgetüftelt. Das bringt Spaß und man macht immer weiter“, sagt Julian. Einige Ideen verwarfen sie auf ihrem Weg wieder, andere setzten sie um. Heute vermieten Julian und Christian 14 Kompost-Toiletten, vier Handwaschbecken und eine barrierefreie Toilettenkabine. „Und die ist im Norden einzigartig“, ergänzt Julian stolz.

Alles wird Kompostiert

Die Toilettenkabinen der zwei Ökoje-Gründer sind hell, es riecht angenehm nach Holz. „Gespült“ wird nach jedem Toilettengang mit einer Schaufel Sägespäne. „Mit denen wird die Flüssigkeit gebunden. Dadurch fängt es nicht an zu riechen und später wird alles kompostiert“, erklärt Christian. Während in den bekannten Dixie-Klos Chemikalien zum Einsatz kommen, setzen die zwei Lamstedter auf Nachhaltigkeit: Die Fäkalien und die Sägespäne werden später zu Humuserde kompostiert. „Damit ist der natürliche Kreislauf wieder geschlossen. Das Prinzip dahinter ist aber das gleiche wie beim Plumpsklo früher auf dem Bauernhof“, sagt Christian.

Auf großen Festivals wie dem Deichbrand sind Julian und Christian mit ihren Toilettenkabinen nicht unterwegs. Ihre Toiletten werden vor allem zu Stadtfesten, Aktionstagen und auch für private Feiern gemietet. Beide arbeiten mittlerweile wieder in ihren Jobs. Ihre Freizeit und ihre Wochenenden widmen sie aber Ökoje. „Das ist unser Projekt. Es fühlt sich nicht wie Arbeit an“, sagt Julian. „Die Stunden, die wir mit Ökoje verbringen, darf man nicht zählen.“

Das Projekt trägt sich mittlerweile von selbst. „Das war unser Ziel“, sagt Julian. „Wir sind aber nicht auf Gewinn ausgerichtet. Es wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn es bei fünf Toiletten geblieben wäre.“ Die Hauptsache für die beiden: Ökoje bleibt ihr Projekt.

Das soll unser Baby bleiben.

Weitermachen wollen Christian und Julian auf jeden Fall. Immer wieder merken sie, dass ihre Toiletten gut ankommen. „Die Leute kommen und stellen Fragen. Das pusht schon“, erzählt er. „Wir wollen rüberbringen, dass Sanitärsysteme auch nachhaltig sein können.“ Um ihr Unternehmen weiterzubringen, tauschen sie sich auch mit anderen Start-ups aus, die Kompost-Toiletten entwickeln. „Letztes Jahr waren wir zwei Tage auf einem „Scheißkongress“. Da waren Trockentoiletten-Anbieter aus Österreich, der Schweiz und Frankreich“, erzählt Julian. „Es gibt wirklich eine Szene, die sich mit menschlichen Fäkalien und der Verwertung auseinandersetzt. Das war ganz lustig zu sehen.“