Foto: Nina Brockmann (#photoception: Daniel Gefers)

Tag der Freundschaft: Nordkinder schütten ihr Herz aus

Today is a special day: nämlich der Tag der Freundschaft. Ich bin der Meinung, es gibt nichts wichtigeres im Leben als die Familie und die engsten Freunde. Denn: wer ist da, wenn deine Beziehung in die Brüche geht? Bestimmt nicht dein Ex-Freund. Dein eigentlich Seelenverwandter. Der ist weg. Du bist allein. Hättest du da nicht die wichtigsten Menschen der Welt. Die immer, wirklich immer für dich da sind. Egal, was passiert. Und nicht von deiner Seite weichen. Und das ist nur ein Beispiel.

Wir Nordkinder haben uns diesen Tag zum Anlass genommen, um – jeder für sich – eine Ode an die Freundschaft zu schreiben, Um einfach mal festzuhalten, wie wichtig Freundschaft ist, insbesondere die zu unseren eigenen Freunden. Deswegen haben wir – jede(r) auf unsere Art – über diese Beziehung im Allgemeinen oder über eine einzelne Freundschaft im Besonderen geschrieben. Um zu zeigen, wie froh und glücklich wir uns schätzen dürfen, solche Menschen in unserem Leben zu haben.

Nina über ihre drei Besties

Ich möchte diesen Text meinen drei engsten Freundinnen widmen. Jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte zur, Verbindung mit der Heimat. Und natürlich zu mir. Lara kenne ich seit der „OS” – damals gab es noch eine „Orientierungsstufe”, die fünfte Klasse zwischen Grundschule und weiterführender Schule. Seitdem haben Lara und ich die verrücktesten Erinnerungen gesammelt. Sind Tag für Tag, Jahr für Jahr (auch die Jahre, in denen wir uns während unserer Studienzeit – sie in Stuttgart, ich in Hamburg – nur sehr selten gesehen haben), weiter zusammengewachsen. Wir haben uns als Kinder kennengelernt, heute sind wir erwachsen. Aber noch genauso verrückt wie früher. Wir sehen uns leider viel zu selten. Auch wenn aus 700 Kilometern Entfernung nur noch 350 Meter geworden sind. Doch wir sind beide immer so eingebunden, dass unsere Treffen nicht öfter als ein oder zwei Mal im Monat stattfinden. Wir machen auch gerne etwas mit mehreren – vor allem ihren Freund habe ich sehr ins Herz geschlossen. Ich bin unglaublich dankbar, Lara an meiner Seite zu wissen. Ich weiß: Bei jedem Anruf ist sie sofort für mich da. Und ich genauso für sie. Sie kennt mich seit 14 Jahren, versteht mich deswegen besser als fast jeder. Und wie sagen Wissenschafter: Wenn eine Freundschaft länger als sieben Jahre hält, dann hält sie ein Leben lang. Ich möchte dich nie wieder missen müssen, mein Schnubbi 2. In Erinnerung an zwei der durchgeknalltesten Abende (ja, zwei klingt wenig, aber so durchgeknallt wie die waren…) meines Lebens. Ich hätte sie nie mit jemand anderem teilen wollen. In Liebe, dein Schnubbi Senior (hdgdluzkg).

There are friends, there is family, and then there are friends that become family.

Alicia – mein Soulmate, meine bessere Hälfte. Wie ähnlich wir uns sind, ist ungaublich. Dabei haben wir uns so zufällig kennengelernt. Für meine Abschlussarbeit war ich im Sommer 2013 auf der Suche nach einem Model – am besten natürlich aus der Heimat, aus Bremerhaven. Auch, weil ich mein Examen von zu Hause aus geschrieben habe. Also habe ich auf Facebook einige Mädels angeschrieben, die mir die verschiedensten Leute “vorgeschlagen” haben. Und Alicia (damals schon bei der Hamburger Agentur pma unter Vertrag) war am Ende diejenige welche. Eins kam zum anderen und wir hatten einen echt witzigen Shooting-Tag im Uboot in Bremerhaven. Ich habe sie morgens zu Hause abgeholt, zusammen mit einer anderen Freundin ihr Makeup gemacht. Und nach einem aufregenden Tag habe ich sie wieder heimwärts gefahren, wo wir noch am Abend in meinem Auto festgehalten haben, uns bald auf einen Cocktail in der – damals noch – Bodega zu treffen. Daraus wurde was. Und seitdem haben wir nie wieder voneinander gelassen. Sondern es hat sich eine wunderbar leichte und gleichzeitig sehr intensive Freundschaft entwickelt. Mittlerweile wohnt Alicia in Hamburg. Wir sehen uns zwar selten, aber wenn, dann ist es unkompliziert und tiefgründig. Wir besprechen bei jedem Treffen detailliert die Zeit und die Erlebnisse, die wir uns nicht gesehen und die wir nicht gemeinsam erlebt haben. Ich bin glaublich froh, diesen inspirierenden Menschen kennengelernt zu haben und sie meine Freundin nennen zu dürfen, I adore you! Danke, dass du du bist.

A true friend is someone who sees the pain in your eyes while everyone else believes the smile on your face.

Soll ich ehrlich sein? Ich hätte nicht gedacht, dass Nele und ich einmal Freunde werden würden. Nicht böse gemeint, aber weder auf dem Gymnasium, noch auf der Oberstufe hat es zwischen uns gefunkt. Wir kannten und mochten uns, mehr aber auch nicht. Sie hatte ihre Clique und ich meine. Dann habe ich nach dem Studium, zurück in der Heimat, im Januar 2015 mein Volontariat bei der NORDSEE-ZEITUNG angefangen. Nele einen Monat später bei AMEOS in der Kommunikation. Es hat sie nach dem Studium in Hannover ebenfalls zurück in die Heimat gezogen. Und eines Tages hatte ich eine Mail von ihr. Sie hatte mein Gesicht und meine Mail-Adresse auf der NZ-Website gesehen – eine “berufliche Anfrage”, aber auch ein wie geht es dir, was machst du so, worauf mehrere Mails und später auch ein Treffen folgten. Aus einem Kaffee wurde dann ein Abendessen. Auf das Abendessen folgten mehrere Gespräche, mit denen auch das Vertrauen wuchs. Und mehr Gemeinsamkeiten, die wir entdeckten. Bis heute wächst unsere Freundschaft mit jedem Treffen. Und bei jedem Treffen kann ich es nicht lassen, ihr zu sagen, wie sehr ich sie für ihre Meinung, ihre direkte Art und unsere vertrauen Gespräche liebe. Nele, ich werde dir auf ewig dankbar sein, dass du mich vor gerade mal 1,5 Jahren angeschrieben hast. Es kommt mir vor, als würden wir uns schon viel länger so gut kennen. Und das ist das beste Zeichen dafür, dass wir noch viele Momente sammeln sollten.

Lena über ihre Mädels

Anja, Denise, Johanna,
ihr seid mehr als die besten Freundinnen, die ich mir wünschen kann. Ihr seid Familie. Mein Rettungsring, wenn mich das Leben aus der Bahn wirft, mein Leuchtturm, wenn ich mich verlaufe. Und auch wenn uns mittlerweile bis zu 680 Kilometer trennen, weiß ich, im Notfall seid ihr nur einen Anruf weit weg. Ich bin stolz darauf, dass wir es geschafft haben, uns in über zehn Jahren nicht aus den Augen zu verlieren. Und egal, ob wir an Silvester Mäuse taufen, im Urlaub unser Auto schrotten oder eine Woche lang mit Sekt im Whirlpool liegen, es ist immer ein Fest, wenn wir uns sehen. Ich bin unglaublich dankbar, euch in meinem Leben zu haben. Hab euch sehr lieb!

Life is kind of like a party. You invite a lot of people, some leave early, some stay all night, some laugh with you, and some show up really late. But in the end, after the fun, there are a few who stay to help you clean up the mess. and most of the time, they aren’t even the ones who made the mess. ThEse people are your true friends in life. They are the only ones who matter.

Laura über ihre beste Freundin

Meine beste Freundin heißt Kathrin – aber ich nenne sie Kadi. Sie ist genauso wie ich ein richtiges Nordkind, aber sie ist vor über sieben Jahren zum Studieren nach Heidelberg gezogen und hat sich dort inzwischen super eingelebt. Ich erinnere mich noch genau, wie wir uns damals kennengelernt haben. Wir waren zwölf Jahre alt, sind in die siebte Klasse gekommen und noch dazu auf eine komplett neue Schule, wo wir kaum jemanden kannten. Alles war so neu und anders. Plötzlich waren wir auf dem Gymnasium, hatten bilingualen Unterricht, eine zweite Fremdsprache und sämtliche Naturwissenschaften. Du hast zu den wenigen Mitschülern gehört, die ich von Anfang an mochte, obwohl wir zu Beginn so wenig miteinander zu tun hatten.

Kadi und Laura. (Foto: Laura Leischel)

Ich war damals kein besonders offener Mensch, war sehr schüchtern und habe nicht viel mit anderen gesprochen. Du hast mich irgendwie an mich erinnert. Du warst anders als die anderen, hattest deine eigene Meinung und warst immer du selbst – egal, was andere vielleicht gedacht haben. So bist du noch heute. Du zeigst, was du denkst und dein wundervolles Lachen steckt alle an. Dafür liebe ich dich sehr. Ich habe damals eine kleine Halloween-Party geplant und dich dazu eingeladen. Im Musikunterricht haben wir Zettelchen hin und her geschrieben und du hast mich gefragt, ob ich eine beste Freundin habe. Ich habe geantwortet: „Nein, aber ich finde dich sehr nett.” Mit den Jahren sind wir immer weiter zusammengewachsen und ich kann dich mit Stolz „meine beste Freundin” nennen.

Life was meant to for good friends and great adventures.

Meine bessere Hälfte und ich sind zusammen erwachsen geworden. Kadi ist nur sechs Tage älter als ich und wir haben immer gesagt, dass wir wie Schwestern sind, weil wir uns nur ansehen brauchen, um zu wissen, was der andere denkt und weil wir so viele Gemeinsamkeiten haben. Oft lieben oder hassen wir dieselben Dinge. Manchmal sind wir auch einfach wie Spongebob und Patrick und schalten unsere Gehirne aus – aber das darf auch mal sein.

Wir haben so viel zusammen durchgemacht – du und ich. Die ersten Disko-Besuche und den ersten Herz-Schmerz. Wir haben zusammen den Führerschein gemacht, das Abitur bestanden und obwohl du jetzt am unteren Ende von Deutschland wohnst und ich am oberen, sind wir immer füreinander da. Und wenn wir uns wiedersehen ist es, als wären wir nie so lange getrennt gewesen. Ich hab dich sehr lieb, Bubu, und ich werde immer an deiner Seite sein.

Denise über ihr langjährige Freundin Vera

Liebe Vera,
neulich habe ich nochmal den Film „SMS für dich”  von Karoline Herfurth gesehen. Das hat mich sehr an unsere Freundschaft erinnert. Wir sind schon so viele Jahre gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen. Das Tolle ist einfach: Du verstehst mich. Ich muss nicht viel erklären. Auch wenn die Sachen noch so peinlich sind. Und es ist immer wieder toll, gemeinsam zu lachen. Du lässt dich nicht unterkriegen. Das bewundere ich.
Ich hoffe, dass wir unser Projekt, die besten Geschichten in einem Buch zusammenzufassen, bald vollenden können. Und natürlich muss es ein Bestseller werden.
Denise

Making memories with you is my favorite thing to do.

Kriddl über seinen Sportverein

Als Nina fragte, ob wir etwas über unseren besten Freund schreiben möchten, fiel mir wenig ein. Natürlich hätte ich Lobeshymnen über Mätty und Greta verfassen können. Doch irgendwie hatte ich da keinen Bock drauf. Stattdessen möchte ich einige Worte über die Wichtigkeit von (Sport-)Vereinen verlieren.

Der Anlass ist mein damaliger Umzug nach Duisburg. In dieser häßlichen Stadt stand ich zu Beginn meines Studiums ganz alleine da. Daher entschied ich mich noch vor der ersten Vorlesung dazu, einen neuen Fußballverein zu suchen. Ich wurde fündig und schloss mich einer jungen Truppe an.

To the world we’re just a team. To each other we are family.

Mehr als nur ein Verein: Das Team ist für unseren Autor Kriddl (Zweiter von links) eine Familie. (Foto: Christoph Reiprich)

Bereits nach dem ersten Training fühlte ich mich in der neuen Umgebung deutlich wohler als zuvor. Nach der Einheit wurde das eine oder andere Bierchen verhaftet. Am Wochenende zeigten mir die Teamkollegen die Stadt – obgleich es nicht wirklich viel zu sehen gibt. Nach einer Woche war es so, als hätte ich schon immer das TuRa-Trikot getragen.

Zwei Jahre habe ich in Duisburg verbracht. Als ich zurückkam, war es, als wäre ich nie weggewesen. Zwar sind zahlreiche Freunde und Bekannte weggezogen. Doch der Fußballverein ist geblieben. Und die legendären Feiern ebenfalls.

Ob es sich dann immer um „wahre” Freundschaften handelt, brauche und möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren. Darum geht es mir in diesem kurzen Beitrag auch nicht. Stattdessen möchte ich unsere Vereinskultur loben. Denn so schnell Anschluss wie in einem Verein findet man nirgends.

Frank über seine geliebte Ex-Freundin

Liebe Freundin,
richtiger: liebe Ex-Freundin. Oder noch richtiger: geliebte Ex-Freundin. Du hast dich vor langer Zeit aus guten Gründen gegen mich entschieden. Und wohl auch deshalb habe ich es bis heute nicht geschafft, dich aus meinem Herzen und meinem Kopf zu kriegen. Also trage ich dich mit und in mir, wohin ich auch gehe. Auch jetzt, da es mich nach Bremerhaven verschlagen hat – in eine Stadt, die schon nach wenigen Wochen mehr ist, als nur mein neuer Arbeitsplatz. Ein Ort, den ich zwar meist übers Wochenende verlasse, mich aber durchaus freue, dorthin zurückzukehren.

Du bist seit unserem Abschied zu meinem Alter Ego geworden. Sozusagen zu meiner besseren Hälfte, ohne dass wir zusammen noch ein Ganzes wären. Du bist meine Vertraute und mein blinder Briefkasten für viele der Gedanken, die ich sonst mit niemanden teilen mag. Du fehlst mir oft. Vielleicht, weil es kaum sonst jemanden gibt, der so viel von mir weiß wie du. Aber ganz besonders deshalb, weil es schön wäre, dir zu zeigen, was aus mir geworden ist. Beziehungsweise, was du so nebenbei aus mir gemacht hast. Du wärst stolz – und vielleicht auch wenig traurig, inzwischen so weit weg von mir zu sein.

Denn du warst schon damals und bist bis heute die, die mich besser gemacht hat. Denn meist habe ich in den entscheidenden Momenten gefragt, wie du mein Handeln bewertet hättest. Und im Zweifel habe ich dich entscheiden lassen. Oder habe einfach das getan, was dir gefallen hätte. Einfach nur, um dir zu gefallen – einem der besten Menschen, die ich kenne. Und ein wundervoller Herausforderer für einen philanthropischen Wettbewerb der beschriebenen Art.

Distance means so little when someone means so much.

Deshalb wäre ich natürlich auch neugierig, was du über Bremerhaven denken würdest. Und ob du Gutbauchmensch die Stadt ebenso erleben würdest wie ich. Eine Stadt, die manche „Fischtown” nennen und andere wieder „Windy City”. Die für mich aber keines von beiden, sondern vielmehr eine verwunschene Parkstadt ist. In diesen Parks bin ich nun leider oft auch allein unterwegs – habe dabei aber Muße, mich mit dir im Stillen über das Für und Wider dieser Stadt auszutauschen.

Wobei wir uns wohl in einem einig wären: ein Pro von Bremerhaven sind in jedem Falle diese vielen Parks! Der Speckenbütteler Park, der Bürgerpark, die Grünanlage am Geesteknie, der Park am Bürgermeister-Martin-Donandt-Platz, der an der Fichtestraße, der Altbürgersheimer Stadtpark und nicht zuletzt Thieles Garten. Sie und ihre oft unberührten Ecken voll artifizieller Romantik habe ich im Sinn, wenn ich an diese Stadt an der Wesermündung denke. Mir kommt bei Bremerhaven nicht zuerst eine zugegebener Maßen beeindruckende Müllverbrennungsanlage, die Miniatur des Burj al Arab oder das Klimahaus im Gewand der Münchner Allianz-Arena in den Sinn, sondern ich denke verzückt an knorrige Bäume, pittoreske Seen und Kunst im Gelände.

In einem Gelände, das selbst Kunst ist, was aber die Menschen hier nicht davon abhält, dort oft und gern (wenn es das nordische Wetter zulässt) zu chillen, zu grillen, zu sporteln und zu turteln – meist ohne auch nur zu erahnen, wie besonders ihre Parks sind. Denn die meisten sind vor inzwischen mehr als 100 Jahren – meist akademisch – erdacht und von honorigen Hamburger, Bremer und Wiener Gartenbau-Ingenieuren und Landschaftsarchitekten konzipiert und angelegt worden. So grandios, dass einige heute selbstverständlich in der Landesdenkmalliste ihren Platz haben. Die Parks allein sind eine Reise wert und ein Argument, sich hier wohl zu fühlen. Liebe alte Freundin komm vorbei. Ich würde mich freuen.

Lili über ihre Freunde fürs Leben

Nachdem sich meine Eltern getrennt hatten, bin ich als Kind wie ein Wanderpokal herumgereicht worden. Wenn ich eine Freundin gefunden hatte, musste ich weiter. Die Freundschaft zerbrach. Die nächste kam. Und ich ging. Als ich endlich längere Zeit in einem Internat war, zogen die Menschen an mir vorbei. Einer nach dem anderen.

Lilis Deckel: Iris. (Foto: Lili Maffiotte)

Irgendwann traf ich auf Iris. Sie war nicht im Internat und blieb. In meinem Leben. Bis heute. Als Teenie gingen wir durch dick und dünn. Immer. Sie mit mir, ich mit ihr. Täglicher Kontakt. Gemeinsame Wochenenden. Traurige Momente und Augenblicke voller Glückseligkeit. Irgendwann verloren wir uns aus den Augen. Über Jahre. Sie lebte ihr Leben und ich meins. Doch zum Glück trafen wir uns durch einen Zufall wieder. Diese Erkenntnis, wenn Jahre auf wenige Stunden schrumpfen. Und du weißt, dass das nur mit einem Menschen passiert. Dein Deckel.

Sei einfach wie du bist. Die richtigen werden bleiben.

Mein zweiter Deckel ist Anja. Der Job hat uns zusammen gebracht. Leider fand sie nach dem Volontariat keine Arbeit. Es kam, wie es kommen musste: Sie zog weg. Nach Warendorf in die Nähe von Münster. Beziehung auf Entfernung. Es funktioniert. Wir sehen uns nicht oft. Doch auch wenn es nur einmal im Jahr ist, verschwindet der Rest der Welt und wir quatschen den Nachthimmel voll. Bis einer von uns wieder nach Hause fährt. In der Gewissheit, dass auch die vielen Kilometer unserer Freundschaft nichts anhaben können.

Lili und ihr Ex-Freund Christoph sind bis heute enge Freunde. (Foto: Lili Maffiotte)

Meine dritte Freundin ist mein Ex. Christoph. Kein Mensch kennt mich besser, weiß so viel aus meinem Leben, hat so zu mir gestanden. Nach der Trennung gab es noch immer dieses Band zwischen uns. Eine Verbindung, an der wir beide festhalten wollten. Und wollen. bis heute. Trotz Beziehungen in seinem und meinem Leben.

Ich dachte, Freundschaft hat etwas mit Heimat zu tun. Mit Konstanz in der Kindheit. Beides hatte ich nicht. Weder Heimat noch Konstanz. Heute weiß ich es besser. Wenn ein Mensch in dein Leben tritt, wenn er den Weg in dein Herz findet, dann kann daraus Großes werden. Ein Freund fürs Leben.

Daniel über Thomas und Merle

Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich aufgrund mehrerer Umzüge – und weil ich eher der Typ für kurzfristige, dafür aber intensive Freundschaften bin – gar nicht so wahnsinnig viele langjährige Freunde habe. Es gibt jedoch einen Menschen, tatsächlich sogar mein ältester Freund, über den ich hier und heute schreiben möchte. Thomas habe ich mit 16 Jahren als Gegner auf dem Spielfeld kennengelernt. Er, ein Jahr jünger als ich und der beste Spieler unseres schärfsten Konkurrenten um die Meisterschaft, ist mir nicht nur wegen seiner spielerischen Qualitäten gleich aufgefallen, sondern auch als fairer Sportsmann und aufgrund seiner freundlichen Art.

Eine Saison weiter standen wir, wie es der Zufall so will, beide zusammen im U18-Kader der BSG Bremerhaven. Wir freundeten uns schnell an und da Thomas bei seiner allein erziehenden Mama in Drangstedt wohnte, ergab es sich, dass er hin und wieder vor Lehrgängen, Camps und langen Auswärtsfahren der Einfachheit halber bei mir übernachtete. Ich erinnere mich immer noch gerne an die guten Gespräche. Außerdem brachte er immer seine Konsole mit. Er hatte die neue PlayStation 2. Das war natürlich damals eine richtig coole Sache.

Nach der Saison trennten sich unsere sportlichen Wege und irgendwann wurde auch die örtliche Distanz größer. Thomas zog es Richtung Hannover. Das hielt uns aber nicht davon ab, immer irgendwie in Kontakt zu bleiben. Nicht oft, aber der Kontakt riss nie wirklich ab. Er wurde dann in sehr jungen Jahren Vater und war in rasantem Tempo gezwungen, erwachsen zu werden.

Heute, wo wir uns vor kurzem nach über vier Jahren das erste Mal wieder gesehen haben – er war zu Kaffee und Kuchen bei meiner Frau und mir zu Gast – kann ich nur sagen, dass ich es beeindruckend finde, zu was für einem Menschen er geworden ist und wie er seinen Weg gefunden hat. Die Gespräche waren auf Anhieb wieder genauso, als ob es die vier Jahre nie gegeben hätte. Wir haben entschieden, uns jetzt wieder regelmäßiger zu sehen. Ich freue mich schon drauf. Möchte sagen: Ich schätze dich, mein Freund!

Am Ende zählen nur die Menschen, denen man auf die Frage „Alles okay bei dir?“ mit der Wahrheit antwortet.

Mirja und ihre beste Freundin Merle am Freitag auf den Elmloher Reitertagen (Foto: Daniel Gefers)

Eine zweite Geschichte, die ich teilen möchte, ist die von meiner Frau Mirja und ihrer besten Freundin Merle. Warum? Weil sie etwas ungewöhnlich ist und die Freundschaft bereits beeindruckende 25 Jahre hält. Zusammengeführt hat sie das Schicksal beim gemeinsamen Hobby, dem Reiten. Die Voraussetzungen für eine Freundschaft waren jedoch nicht nur aufgrund des Alters – zwischen Mirjas 12 Jahren und Merles 20 Lenzen lagen schlichtweg Welten – ungünstig, sondern auch, weil es Merle bereits kurz nach dem Kennenlernen zum Studieren Richtung Berlin zog.

Damals, in einer Zeit vor Internet und Smartphone, wurde der Kontakt durch handgeschriebene Briefe und stundenlange Telefonate gehalten. Wie beide mir gegenüber einmal betonten, kristallisierte sich bereits früh ein besonderer Aspekt der gemeinsamen Freundschaft heraus: Das Interesse am Anderen beruhte weniger auf dem Alltag, sondern mehr an der konkreten Person.

Aus der Sicht der Älteren war es spannend, die gerade selbst durchlebte Pubertät noch einmal von außen und aus sicherer Distanz betrachtet mitzuerleben. Mit allen lustigen Geschichten und Geschehnissen, die dazu gehören. Als Jüngere war es für Mirja schön, ein offenes und wertungsfreies Ohr für all diese verrückten Vorkommnisse des Teenie-Alltags zu haben. Beide sind so über die Jahre durch Dick und Dünn gegangen, ohne dabei örtlich nah beisammen zu sein.

Wann genau aus einer Bekanntschaft eigentlich tiefe Freundschaft wurde, kann mir keine der beiden mehr so richtig sagen. Viel wichtiger, versichern sie mir mit einem Anflug von einem Lächeln, ist die Gelassenheit, zu wissen, dass man im Herzen des anderen immer einen Platz hat und sich das auch nicht ändert.

Eine ganz seelenruhige und gelassene nordische Sichtweise, wie ich finde. Findet auch Merle, als sie sagt: „Wenn man das kühle norddeutsche Herz erstmal erobert hat, kann man sicher sein, dass man dort immer einen Platz hat. Und zwar ganz unaufgeregt.“ Was Mirja abschließend ergänzt mit: „Beständigkeit und Verlässlichkeit braucht nicht unbedingt viel gemeinsame Zeit, sondern gegenseitiges Verständnis und das Wissen, dass der andere da ist, wenn’s mal brennt.“

Als echtes Nordkind im Herzen kommt Merle uns jedes Jahr ungefähr drei bis vier Mal besuchen. Abende, auf die sich mittlerweile nicht nur Mirja immer sehr freut. Auch mir ist Merle inzwischen sehr ans Herz gewachsen. Nicht nur als neutrale Gesprächspartnerin – sie kennt aufgrund der Freundschaft zu meiner Frau ja auch alle meine schlechten Seiten – und weil sie viel Interessantes zu erzählen weiß, sondern auch rein menschlich. Ein echt guter Fang, liebe Mirja!

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