Foto: Jürgensen

Solawi: Gesundes Essen von nebenan

Als Selbstversorger leben – diesen Wunsch hat Marc Schweighöfer lange gehegt. Erfüllt hat er ihn sich mit dem Sophienhof, einer solidarischen Landwirtschaft (kurz Solawi) in Holste im Kreis Osterholz. „Ich habe mit der Landwirtschaft angefangen, um mich von dem Land, auf dem ich lebe, zu ernähren. Mit der solidarischen Landwirtschaft sind es jetzt deutlich mehr“, erzählt der 35-Jährige.

Die Idee ist einfach: Ein Bauernhof fernab von Großmärkten und Welthandel, dafür aber nah an den Verbrauchern. Dieses Ideal verfolgt Marc Schweighöfer auf dem Sophienhof. Dort können Verbraucher einjährige „Hof-Abos“ abschließen: Für einen monatliche Unterstützung erhalten sie dann einen Anteil an der Ernte. Jede Woche können sie sich ein Lebensmittelpaket in einem der Depots abholen. Es ist ein Nischenkonzept, das langsam mehr Menschen unterstützen.

Regionale Landwirtschaft

Der Sophienhof liegt im kleinen Ort Holste im Landkreis Cuxhaven. Abhol-Depots für die Lebensmittelpakete gibt es zum Beispiel in Bremen und Bremerhaven. (Foto: Jürgensen)

Besonders Vegetarier finden Gefallen daran, weiß Marc Schweighöfer. Denn  solidarische Landwirtschaften legen großen Wert auf einen umweltbewussten Umgang mit Natur und Tier – Werte, die viele Vegetarier unterstützen. Generell kommt das Konzept bei all denen gut an, die gerne wissen, wo ihr Essen herkommt und regionale und nachhaltige Landwirtschaft unterstützen.

Aber auch Fleisch wird angeboten. „Das ist eine Symbiose, ein Kreislauf: Die Tiere geben Mist, auf den Äckern wächst ihr Futter und das Gemüse“, erläutert der 35-Jährige. Auf dem Hof gibt es Rinder, Hühner und Gänse. Hinzu kommen 70 Hektar Nutzfläche. „Wir haben auch Naturschutzflächen, die zwar beweidet, aber nicht gedüngt werden.“ Dort wachsen vor allem Sauergräser und zahlreiche Kräuter.

Jede Woche ein Paket

Mit 115 Ernteanteilen versorgt der Hof zurzeit rund 300 Menschen. Es sind wöchentliche Lebensmittelpakete, die gefüllt sind mit Gemüse, Eiern oder Fleisch. Das neue Wirtschaftsjahr hat gerade begonnen und es gibt noch freie Ernteanteile. „Wir schaffen zurzeit etwa 150 Ernteanteile“, schätzt Marc Schweighöfer. Viele Personen kochen nicht täglich frisch oder kaufen Produkte hinzu, weiß er. So teilen sich meist mehrere Personen oder auch Haushalte die Lebensmittelpakete.

Eins gibt es aber zu beachten: Die Lebensmittelpakete von solidarischen Landwirtschaften sind von der Saison abhängig. „Auf die ersten Tomaten Ende Juni freut man sich riesig. Da hat man noch richtig Heißhunger“, weiß Marc Schweighöfer. Im Winter gibt es dagegen hauptsächlich eingelagertes Gemüse: Kartoffeln, Möhren, Kohl, Pastinaken. „Für die meisten ist das eine Umstellung.“

Vertrauen in das Projekt

Die Saison ist bei solidarischen Landwirtschaften entscheidend: Im Sommer gibt es Tomaten, im Winter Kartoffeln und Kohl. (Foto: Jürgensen)

Marc Schweighöfer arbeitet seit er 18 ist in der Landwirtschaft. Den Sophienhof hat er 2013 gekauft. Nach und nach baut er ihn nun aus. 2017 hat er einen Folientunnel für den Gemüseanbau mit Crowdfunding finanziert. „Die Verbraucher sind für ein Jahr an den Hof gebunden. Das gibt natürlich Planungssicherheit.“

Acht Erwachsene und vier Kinder leben zurzeit auf dem Sophienhof, sieben Personen packen mit an. „Die ersten vier Jahre waren sehr holprig“, sagt Marc Schweighöfer. Immerhin gibt es für solidarische Landwirtschaften kein festes Konzept. „Aber wir können davon auf lange Sicht leben. Es gehört viel Mut dazu und auch das Vertrauen, dass es weitergeht, auch wenn es nicht gleich klappt.“

In Bremen und Bremerhaven

Für die nächsten Jahre plant Marc Schweighöfer, das Angebot vielseitiger zu gestalten und wünscht sich mehr Stabilität. Er freut sich aber, dass viele Verbraucher schon lange dabei sind. „Viele Kunden gehen den Weg schon seit Anfang an mit uns. Sie haben viel Respekt für unsere Arbeit. Das ist toll, aber leider nicht oft der Fall in der Landwirtschaft“, erzählt Marc Schweighöfer. Besonders in Städten komme das Konzept gut an.

Die meisten Abhol-Depots für die wöchentlichen Lebensmittelpakete gibt es deswegen in Bremen. Hinzu kommen Depots im Café Findus in Bremerhaven, im Kreis Osterholz oder zum Beispiel in der Nähe von Hagen (Landkreis Cuxhaven).

Bei gemeinsamen Ernte- und Jäteaktionen können auch Verbraucher mit anpacken. Bei Informationsveranstaltungen (das nächste Mal am 5. April) gibt es außerdem die Möglichkeit, das Sophienhof-Team ganz unter dem Motto “Nah dran an der Landwirtschaft” kennzulernen.

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