Als der Beitrag von „Stern TV“ zum Thema Backmischungen ausgestrahlt wurde, stand danach das Telefon bei Annika Eilers aus Bremerhaven nicht mehr still: „Du warst im Fernsehen!“ Vor einer Kamera zu stehen, das macht sie regelmäßig: Die 30-Jährige ist Bremerhavens erfolgreichste Foodbloggerin. Mehr als 18.000 Menschen haben ihren YouTube-Kanal „Genussvoll“ abonniert.
Dass sie beim Backen im Fernsehstudio nicht aufgeregt war, hat sie selbst verwundert. „Mein Mann und meine Eltern waren mit in Köln und die waren aufgeregter als ich“, erinnert sie sich.
Den Zuschauern hat sie erklärt, wie man Backmischungen als Grundlage für kreative Kuchen verwenden kann. „Man backt sie und schneidet Scheiben oder sticht Kreise aus. Dann belegt man diese mit Creme und Früchten zum Beispiel“, erklärt sie. Der Kontakt zu Stern TV kam über ihren ehemaligen Hochschulprofessor zustande.
Drei Studioscheinwerfer, eine Videokamera
In ihrer hübschen Küche zu Hause im Leher Altbau sind drei Studioscheinwerfer und eine Videokamera auf das Küchenbuffet gerichtet. Dort filmt sie, was sie backt. Mit Vorbereitung – Rezept entwickeln, vorbacken, einkaufen bis zum fertigen Beitrag – gehen viele Stunden ins Land.
Früher hat die studierte Lebensmitteltechnologin einfach aus Spaß gebacken und auch viel gekocht. „Dann habe ich irgendwann YouTube entdeckt und gedacht, das kann ich auch“, sagt sie. Schnell stieg die Zahl der Abonnenten auf 16.000 an – nach der Ausstrahlung des TV-Beitrags sind es mehr als 18.000. Jeden Donnerstag um 16 Uhr stellt sie ein neues Backvideo ein.
Frische Zutaten statt Backmischungen
„Genussvoll“ heißt das Foodblog, in dem sie ausschließlich von ihr selbst kreierte Rezepte in saisonal passende Torten verwandelt – vom Frankfurter Kranz über Heidelbeer-Schoko-Torte bis zum saftigen Apfel-Butter-Kuchen. Backmischungen, zu denen sie im Fernsehbeitrag befragt wurde, sind nicht ihr Ding. „Mir ist wichtig zu zeigen, dass man mit frischen Zutaten ohne Zusatzstoffe toll backen kann“, erklärt Annika Eilers, die auch Kochkurse bei der Volkshochschule gibt.
Man muss ein dickes Fell entwickeln.
Die meisten Stücke ihrer Torten verschenkt sie: Da sie diese ohne Konditormeisterbrief nicht verkaufen darf, freuen sich Arbeitskollegen ihres Mannes, Familie und Nachbarn regelmäßig über süße Grüße. Ein dickes Fell müsse man aber schon entwickeln, wenn man sich auf die Bloggerreise begibt, sagt sie. Man werde immer mal kritisiert, korrigiert, die Leute schauten genau hin. Und eine solche Gemeinschaft erwarte auch, dass mal etwas Persönliches in sozialen Medien gepostet wird.
Pflege ihrer Abonnenten und Vernetzung mit Foodbloggern aus ganz Deutschland – das macht die gebürtige Bremerhavenerin mit großer Leidenschaft: „Zu Anfang habe ich noch auf alle Kommentare geantwortet, das schaffe ich nicht mehr.“ Ideen der Fans greift sie auf und gibt auch Tipps. Längst ist das Videoblog mehr als ein Hobby: Weil Menschen ihre Videos – und die Werbung – sehen, verdient sie ein „ordentliches Taschengeld“ damit.
Es wird nicht erwartet, dass ich alles in den himmel lobe.
„Es wäre toll, davon leben zu können, aber da braucht man auch Glück und Geduld. Ich sehe es als Hobby“, sagt Eilers. Wer erfolgreich ist, den wollen Firmen als Kooperationspartner. Eilers stellt deshalb auch Backzubehör oder „Bausätze“ für Motivtorten vor. „Ich bin aber im Test authentisch. Es wird nicht erwartet, dass ich alles in den Himmel lobe“, sagt sie. Eine Kooperation mit einem Kaffeemaschinenhersteller habe sie abgelehnt: „Ich trinke ja keinen.“
Von Maike Wessolowski