Foto: KITE BUDDY

Kite Buddy: YouTuber lebt seinen Traum und vloggt darüber

In der Kite-Szene ist er mittlerweile so bekannt, dass die Leute Selfies mit ihm machen wollen: Dorian Cieloch aka „Kite Buddy“ hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Dafür ist der 31-Jährige aus dem Ruhrgebiet zurück in seine Heimat Bremerhaven gezogen, wo er ein eigenes Kite-Geschäft in der Löningstraße eröffnet hat. Angefangen hatte alles mit einem eigenen Onlineshop. Ziemlich bald ist auch ein YouTube-Channel dazugekommen, auf dem sich Dorian selbst zur Marke macht. Täglich vloggt er nicht nur über das Kiten, sondern mittlerweile auch über sein Privatleben.

Ich bin auf einem guten Weg“, sagt Dorian über seine neue Karriere, die er vor etwa fünf Jahren eingeschlagen hat. Damals, als er den Mut gefasst hat, seine Sicherheit aufzugeben. Und sein altes Leben hinter sich zu lassen. „Obwohl ich mich vor der Selbstständigkeit gefürchtet habe, bereue ich nichts. Ich bin froh, in diese Richtung gegangen zu sein”, sagt Dorian. Alles, was er dachte, zum leben zu brauchen, hat er verkauft. Das Geld vom „schönen Wagen, Möbeln und der dazu passenden Deko” hat er in sein Start-Up gesteckt. „Ich lebe lieber minimalistisch. Und investiere mein Geld in meine Leidenschaft“, sagt Dorian. Er wollte nochmal bei Null anfangen.

Das Kiten hat er erst vor einigen Jahren für sich entdeckt. Ab diesem Zeitpunkt war ihm klar: „Ich möchte in meinem Leben nichts Anderes mehr machen.“ Seinen Beruf als Ingenieur – Dorian hat Medizintechnik in Bremerhaven studiert – hat er daraufhin gekündigt. Seine sieben Sachen in den Van gepackt und ist wieder bei Mutti eingezogen. Monatlich zahlt er sich von seinem Erspartem 400 Euro aus. „Das reicht zum Leben. Für ein paar Bier am Wochenende. Und auch, um mal jemanden zum Essen einzuladen.“ Er lebe wieder wie ein Student. Und dieses Feeling solle sich auch in seinem Shop widerspiegeln. „Ich will nicht mit den big playern konkurrieren. Ich will meine Kunden per Du kennen, mit ihnen schnacken, Kaffee trinken, zusammen alt werden.” Persönlichkeit und Herzlichkeit seien für Dorian die Faktoren, auf die es wirklich ankomme.

ENJOY THE SILENCE. (Foto: KITE BUDDY)

Einen Plan B gibt es für Kite Buddy nicht. Warum sollte es auch, wenn fest steht: Wenn Dorian für etwas brennt – dann zu 150 Prozent. Schon mit 16 hat er gemeinsam mit zwei Freunden seine erste eigene Firma „Creatindealer“ gegründet, aus der später – nach seinem Ausstieg – „ShapeYOU” entstanden ist. Auch in Kite Buddy steckt seine gesamte Energie, es ist sein Leben. „Mir ist bewusst, dass die nächsten Jahre noch sehr anstrengend werden. Aber ich freue mich auf jede neue Herausforderung”, so Dorian. Wenn er nicht gerade im Shop ist, findet man ihn auf dem Wasser. 24/7 mit dabei: seine YouTube-Cam. Sie ist jedoch nicht permanent eingeschaltet. „Mittlerweile habe ich ein Gefühl dafür, wenn sich etwas entwickelt, das ich gerne aufnehmen würde.”

Zwischen Höhenangst und Hasskommentaren

Crazy fact: Nicht jedes Video ist direkt aufs Kitesurfing bezogen. „Einige Vlogs mache ich auch nur für mich und meine Freunde”, erzählt Dorian. Am Ende des Jahres setze er sich dann hin und lasse die vergangenen 12 Monate Revue passieren. Sein favorite sei unter anderem das Video über einen Junggesellenabschied in der Area 47 – dem größten Outdoorpark Österreichs. „Ich habe meine Höhenangst nicht überwältigt bekommen und musste als einziger den Mega Swing abbrechen. Schön peinlich.”

Dorians Leidenschaft reicht übrigens bis in sein Bett. Dort sichtet er abends das gefilmte Material und schneidet es zusammen. „Ich habe mir selbst die Challenge gestellt, jeden Tag ein neues Video zu veröffentlichen”, erzählt er. Am Vloggen gefalle ihm vor allem der Community-Gedanke. „Ich mag den Austausch mit den Zuschauern. Es macht mir einfach Freude, mich mit den verschiedensten Menschen zu verbinden”, so der 31-Jährige. Deswegen könne er es auch am Morgen kaum erwarten, neue Kommentare zu dem meist am Vorabend geposteten Video zu beantworten.

Mein Traum ist es, einmal in Südafrika zu kiten.

So viele Menschen er dadurch weltweit auch erreicht, Bremerhaven möchte er so schnell nicht wieder verlassen. „Für mich ist die Lage hier optimal. Ich schmeiße mich zu Hause in meinen Neoprenanzug, fahre nach Dorum oder Wremen, kite ’ne Stunde, steige nass ins Auto und kann daheim duschen“ – seine Augen strahlen. In dem Zuge nennt Dorian auch Cuxhaven und Otterndorf als geniale Kitespots in der näheren Umgebung. Insgesamt gebe es in Deutschland rund 200 Stück. „Mein Traum ist es, einmal in Südafrika zu kiten“, erzählt Dorian. Nächste Woche gehe es aber erstmal nach Tarifa, Südspanien. „Das machen meine Kumpels und ich jedes Jahr. Die Kulisse ist einfach überwältigend – vor allem bei Vollmond.“

Auf YouTube zählt Dorian mittlerweile rund 3.600 Abonnenten. Seine Videos werden tausendfach geklickt – und das bei einer Länge von bis zu 40 Minuten. Sein erfolgreichstes Video „Richtig Höhe laufen – Kitesurfen lernen als Anfänger“ hat 39.000 Aufrufe. Was ihn ausmacht: Er erklärt das Kiten quasi dem Laien (nicht selten mit Hilfe einer Playmobil-Figur) – auf eine ganz authentische und sympathische, typisch norddeutsche Weise. Er ist einfach wie er ist. Verstellt sich nicht. Und das kommt an. Doch natürlich seien auch hin und wieder Hasskommentare dabei. Diesen stelle Dorian sich aber bewusst. „Ich lese mir alle Kommentare durch, um mich selbst abzuhärten und solche Worte mit der Zeit nicht mehr so nah an mich heran zu lassen.“

DO WHAT YOU CAN’T

Wenn Dorian nicht gerade anderen das Kiten nahe bringt, ist er selbst auf dem Wasser. Dafür hat er sich das Motto „Do what you can’t“ zu Herzen genommen. In diesen Vlogs stellt er sich anspruchsvollen Tricks und dokumentiert seine Fails, bis er sie schafft. Vor drei Monaten hat er sich zum Beispiel den Kiteloop beigebracht. Er sagt: „Es gibt im Kitesurfen wohl kaum einen anderen Sprung, vor dem die Kiter so einen großen Respekt haben.“ Beim Kiten hat Dorian seine Cam übrigens im Mund, verrät er mir. „Viele wundern sich immer, wie ich die guten Bilder aus dieser Perspektive hinbekomme. That’s the secret.“

Doch an Bremerhaven schätzt er nicht nur die Nähe zum Wasser, er hat drei weitere Hotspots in der Tasche. „Ich gehe mit Kumpels gerne ins Rüssel”, gibt er preis. „Und meinen Bart lasse ich von Norman pflegen, über den ihr ja auch schon berichtet habt”, schmunzelt er. Von seinem Bart müsse er sich allerdings bald trennen. „Ich wollte schon immer mal in den Ring steigen”, schwärmt Dorian. Für dieses Ziel trainiere er derzeit beim Weser-Boxring. Noch bevor die nächste Kitesurf-Saison beginne, wolle er einmal als aktiver Boxer gekämpft haben.

KITE BUDDY MEETS NORDKIND

Zum Ende hin will Dorian das mit den Selfies noch klarstellen: „Ich hätte nie damit gerechnet, dass die Leute irgendwann mal Fotos mit mir machen wollen.” Es schmeichele ihm. „Ich bin überwältigt, wohin sich das Ganze entwickelt.” Dass er mit einem bloßen Bild oder einer Umarmung die Menschen glücklich machen kann, sei ein unbeschreibliches Gefühl. „Ich bin einfach dankbar dafür. Und freue mich auf alles, was als Kite Buddy noch vor mir liegt.”

Natürlich hat Dorian über unser Treffen auch ein Vlog gedreht. Die ganze Geschichte – live und in Farbe – seht ihr hier (sein Shop ist übrigens ziemlich cool: alle Möbel darin sind selbstgebaut und wenn er gerade geschlossen hat steht auf seinem Rollo natürlich nichts geringeres als „GONE SURFING”):

ÜBERBLICK

KITE BUDDY
Löningstraße 22 in Bremerhaven
Öffnungszeiten: Montags, dienstags, donnerstags und freitags von 13 bis 18 Uhr. Mittwochs, samstags und sonntags geschlossen.
Telefon: 0174/3881960
www.kite-buddy.de

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Über Nina Brockmann

Foodie, Yogi und reiseverrückter Lifestyle-Junkie. Kann ohne Kaffee, Avocados und Lachen nicht leben. Steht auf Melancholie, aber nicht auf Mädchenkram wie Kleider oder Nagellack. Nur ohne Lippenstift geht sie äußerst selten aus dem Haus. Auch für Flechtfrisuren hat sie ein Faible. Nina hat NORDKIND mit ins Leben gerufen.

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