Nina Brockmann (links) und Janina Kück im Caspar David.

Foto: Patrik Stollarz

Das Gespräch hinter dem Bild

Janina Alea, woher kommt der Name eigentlich?

Alea hieß eine Frau im Dorf meiner Oma, in der Nähe von Gnarrenburg. Früher mochte ich den Namen wirklich gar nicht. Aber je älter ich werde – auch wenn sich das jetzt doof anhört – desto sympathischer wird er mir. Der Zug mich jetzt so anzusprechen, ist aber abgefahren.

Und Janina heiße ich, weil meine Eltern bei einer Lesung von Janina David waren, einer Jüdin, die das Warschauer Ghetto überlebt hat. Janina David lebt heute noch und ich würde sie gerne mal treffen und mit ihr persönlich über ihre Erfahrungen reden. Das Thema liegt mir irgendwie am Herzen. Als ich meinen Master gemacht habe, war ich auch bei einer Lesung von einer Jüdin. Margot Hanna Friedländer. Das fand ich damals sehr inspirierend. Und falls ich später in den Genuss eigener Kinder kommen sollte, könnte ich mir gut vorstellen, meine Tochter Hanna zu nennen – quasi um die Tradition fortzusetzen. Margot wär zugegeben nicht so mein Favorit.

Ich bin mit meinem Vornamen echt zufrieden. Die Alternative wäre schlimmer gewesen: Meine Eltern wollten mich nämlich – wow, das ist jetzt echt peinlich – Mercedes nennen. Wie das Auto, nur anders betont, die Herkunft ist anscheinend spanisch. Die beiden sind im Auto-Business. Keine Ahnung, ob das irgendein Bezug zu ihren Wurzeln werden sollte.

Stell dir mal vor, du hättest so geheißen!

Dann hätte ich jetzt keine Freunde.

Jeder Tag ist eine neue Chance. Carpe diem und so.

Tja, „What goes around comes around” fällt mir nur dazu ein. Der Name hätte bestimmt krasse Auswirkungen auf dein Leben gehabt. Jetzt fange ich schon wieder damit an. Sorry! Aber ich glaube an Karma und sowas.

Ich glaube auch an Karma. Der Satz „Each morning we are born again. What we do today is what matters most“ beschreibt meine Einstellung ganz gut. Getreu dem Motto: Jeder Tag ist eine neue Chance. Carpe diem und so. Ist von Buddha. Bin eben ein kleiner Yogi.

Sowas Ähnliches will ich mir übrigens auch tättowieren lassen: „Fated“ – vom Schicksal bestimmt. In eigener Handschrift. Weil ich glaube, dass das Leben eine Mischung aus Schicksal und eigenen Entscheidungen ist. Du hast auch ein Tattoo, oder?

Ja, im Nacken. Ich habe mir das gegen Ende des Bachelor-Studiums stechen lassen. Zu der Zeit ging es mir privat nicht so gut, deshalb fand ich auch, dass es der richtige Augenblick war. Über Tattoos muss man lange und gründlich nachdenken finde ich. Seit der Schule habe ich überlegt. Letztendlich ist ein Schriftzug dabei rausgekommen. „Good Riddance”, ein Lied von Green Day. Ist immer der letzte Song auf Konzerten.

Ich höre Green day schon mein halbes Leben.

Inhaltlich geht es darum, dass alles, was passiert, später für irgendetwas gut ist (It’s something unpredictable/but in the end it’s right./ I hope you had the time of your life). Ist halt nur die Frage, was man selbst draus macht. Es läuft also in etwa auf dasselbe hinaus, was du gesagt hast. Das Lied hat allerdings einen bittersüßen Unterton. Es geht nämlich auch darum, sich von negativen Dingen zu befreien.

Ich höre Green Day schon mein halbes Leben, wenn ich gerade darüber nachdenke. Sie haben mir die Welt zur Musik geöffnet und gezeigt, was Leidenschaft bedeutet und auch was es heißt, sich für seine Ziele einzusetzen.

Würdest du sie gerne mal treffen?

Ja und nein. Ich hätte Angst, kein Wort rauszubringen.

Wenn Musik deine Religion ist, dann ist meine wohl die Astrologie. Nur Spaß, aber dran glauben tue ich schon – an die Sterne und die Tierkreiszeichen. Ich bin zum Beispiel Krebs. Krebse gelten als sehr sensibel – das würde ich auch von mir behaupten. Und wenn Vollmond ist, merke ich das bereits einige Tage vorher. Ich fühle mich dann wie unter Strom und kann nicht schlafen. Ein kleiner Werwolf…

Ich glaube eigentlich nicht daran. Aber wenn ich etwas über Tierkreiszeichen lese, ertappe ich mich oft dabei, dass ich denke “Oh Gott, ich bin ja wirklich ein kleiner Steinbock.” Mit Hörnern und so.

Und bei Vollmond kann ich tatsächlich auch nicht besonders gut schlafen – ich habe aber generell nicht so einen super Schlaf. Außerdem bin ich sehr wetterfühlig. Ein Wetterfrosch. Ich bekomme Kopfschmerzen und manchmal kann ich sogar vorhersagen, ob die Wellen aufgewühlt sind. Ein bisschen creepy…

Ich bin der totale Morgenmensch.

Hast du noch andere crazy Eigenschaften?

Ich habe noch eine schlechte Eigenschaft, aber die ist eher genetischer Natur: Räumliches Sehen ist nicht so meine Stärke, gerade bei Treppen und beim Autofahren. Deshalb fahre ich furchtbar ungern Auto, eigentlich so gut wie gar nicht. Das wird in der Zukunft bestimmt noch „witzig”… Zum Glück gibt es ja öffentliche Verkehrsmittel. Die sind super. Dauert länger, aber ist kuscheliger. Und was geht bei dir so in puncto „verrückte Eigenschaften”?

Es ist nicht verrückt, aber ziemlich bezeichnend für mich: Ich bin der totale Morgenmensch. Abends kann man meistens nichts mehr mit mir anfangen.

Bei mir ist das auch so.

Morgens kann ich es nicht erwarten aufzustehen, in den Tag zu starten. Und abends habe ich am liebsten meine Ruhe…

Dito.

…und ich höre melancholische Musik. In jeder Situation, sogar beim Sport. Bis mir der Schmalz aus den Ohren kommt. Das ist auch ziemlich typisch für mich.

Was hörst du zum Beispiel?

Es sind viele unterschiedliche Künstler, aber der Stil ist immer ähnlich. In meiner aktuellen Playlist findet man zum Beispiel „Let’s hurt tonight“ von One Republic oder „Say you won’t let go“ von James Arthur. Eigentlich höre ich ganz viele Schnulzen von One Republic. Auch „Mercy“ von Shawn Mendes ist eine mega peinliche Nummer. Mehr Klischee geht nicht. Meine all time favorites sind Sia, Selena Gomez, The Chainsmokers und The Weeknd. Egal, welchen Song sie raushauen – ich bin dabei.

Klischee hin oder her: Ich finde auch, „I don’t wanna miss a thing“ von Aerosmith geil. Aber ich habe insgesamt eh ein idealistisches Verständnis von Musik: Musik sollte von Herzen kommen, etwas aussagen und Emotionen wecken. Wobei ich behaupte, das Rock’n’Roll das besser kann, als jede andere Musikrichtung. Johnny Cash ist für mich das beste Beispiel: Musik und Biografie sind in seinen Liedern eng miteinander verbunden und deshalb ist Cash besonders authentisch – für mich zumindest. Auf meinem iPod findet man ansonsten überwiegend britischen Rock ­– Männer mit Ringelshirt. Viele „schwierige“ Persönlichkeiten, Pete Doherty zum Beispiel oder Amy Winehouse (Gott, hab sie selig). Bei dieser Form von Musik schwingt immer eine gewisse Vergänglichkeit mit. Wie auch bei The Doors. Ist eigentlich nicht so erbaulich.

Du denkst gerne über vieles nach, oder?

Ja, leider. Eine Eigenschaft, die mich an mir selbst ziemlich aufregt. Ich grübele zu viel. Eindeutig. Früher konnte ich das gar nicht ändern. Jetzt gelingt es mir besser, mein kleines Köpfchen auszubremsen. Und was fuckt dich an dir selbst ab?

Ich rege mich häufig über Dinge auf, obwohl mir gleichzeitig bewusst ist, dass ich sie in dem Moment nicht ändern kann.

Unzuverlässigkeit ist für mich das Allerschlimmste.

An anderen nerven mich wiederum am meisten Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit. Das sind für mich schlechte Manieren, die ich schnell persönlich nehme.

Unzuverlässigkeit ist für mich auch das Allerschlimmste. Ganz, ganz furchtbar. Ich habe dann auch selber das Problem, dass ich schnell in eine negative Erwartungshaltung der Person gegenüber komme. Und natürlich Egonummern…

Mich nerven dann auch schon so Kleinigkeiten: Wenn sich jemand zum Beispiel eine DVD von dir ausleiht (wann ist das Retro geworden?), du aber selbst hinterherlaufen musst, um sie wiederzubekommen.

Was für DVDs magst du? Ich dachte, du bist eher der Serien-Mensch…

Ich hab nicht viele, weil ich lieber Serien schaue, das stimmt schon. Aber die, die ich habe, sind meine Lieblingsfilme. „Eat Pay Love” und „The Great Gatsby“ mit Leo zum Beispiel…

Ich habe den alten mit Robert Redford. Aber meine wahren Lieblingsfilme sind krasse Gegensätze. Zum einen „Charlie und die Schokoladenfarbik“ (vielleicht zeigt das ja auch meine zwei Seiten: Die Spielerische und die Melancholische – voll die explosive Mischung) und zum anderen „Schindlers Liste“.

Ich liebe auch „Moulin Rouge“, vor allem weil Nicole Kidman dort meinem weiblichen Schönheitsideal entspricht. Ihre Blässe und ihre roten Haare. Allgemein liebe ich musikalisch angehauchte Filme. Keine Musicals, aber so Singer-Songwriter-Zeug wie „Once“. Beim Thema schöne Schauspielerinnen muss ich automatisch an Audrey Tautou denken. Aber nicht abschweifen.

Mir fällt spontan noch „A Single Man“ ein. Aber Filme sind für mich meistens eher eine einmalige Sache…

Eine „einmalige Sache“ bleibt unser Gespräch aber hoffentlich nicht.

Bist du verrückt? Man kann sich nie gut genug kennen.

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