Mudar, der Gründer des Unternehmens "Happy Cheeze".

Foto: Anja

Be happy: Alles andere ist Käse

Als ich durch den Fischereihafen in Cuxhaven schlendere, drängt sich mir immer mehr die Frage auf, ob die Adresse auf meinem Zettel wirklich richtig ist. Ein Fischspezialitäten-Restaurant reiht sich an das nächste. Okay, soweit nicht verwunderlich, aber dazwischen soll wirklich „Happy Cheeze“ sein? Und dann grinst mich ein Cashewkern vom Gebäude einer alten Fischkonservenfabrik an. Davor sitzt Mudar und wartet schon auf mich – mit einem mindestens genauso freundlichen Lächeln wie das vom Firmenschild. Er hat das Unternehmen „Happy Cheeze“ gegründet und produziert eine vegane Alternative zu Käse, die wichtigste Zutat dafür: Cashewkerne.

Eine Frage, die mir direkt auf der Zunge liegt: „Stört euch der Fischgeruch hier gar nicht?“ „Nein überhaupt nicht, ich finde der Fischgeruch gehört an der Küste auch einfach dazu“, findet Mudar Mannah. Und der 45-Jährige wollte schon immer ans Meer, unter anderem wegen seiner Leidenschaft: dem Kitesurfen. 2012 ist er mit seiner Frau Annika und den Kindern Dev und Ariya nach Cuxhaven gezogen. „Die Menschen sind freundlich und es ist so schön ruhig hier“, hebt Mudar hervor. Das merke er vor allem immer wieder, wenn er mal im schnelllebigen Hamburg ist. Cuxhaven sei allerdings auch kein einfaches Pflaster um ein Unternehmen aufzubauen. „Hier ist quasi keine Start-Up-Szene vorhanden.“

„Es ist nicht schlimm Fehler zu machen, aber es ist schlimm liegen zu bleiben.“

Trotzdem läuft es gut. „Der Umsatz steigt stetig“, sagt Mudar. Bisher gibt es noch kein vergleichbares Produkt mit der Marktgröße, erzählt er, wissend, dass die Konkurrenz aber nicht schläft. 14 Käsealternativen von der Art wie Frischkäse bis zum Camembert umfasst das reguläre Sortiment. Hinzu kommen drei Sorten Kuchen im Glas und „ParVesan“, wie Parmesan. Außerdem gibt es saisonale Angebote. Maximal 100.000 Stück des „Happy Cheeze“ können monatlich in der kleinen Produktion gefertigt werden. Im letzten Sommer gab es sogar vegane „Buttermilch“. „Das war der Renner“, sagt Mudar, „wir mussten es aber leider wieder einstellen, weil wir das einfach nicht zusätzlich schaffen.“

Los ging es mit den glücklichen Käsealternativen allerdings schon 2012 in Berlin. 2010 entschied Mudar sich von einer vegetarischen Lebensweise auf die vegane Ernährung umzustellen. „Ich war schon immer ein Käseliebhaber und das hat mir als Veganer gefehlt“, erklärt er. Also begann Mudar zu experimentieren. Dabei stieß er auf ein Rezept mit Cashewkernen und war begeistert. Und nicht nur er – „alle die es probiert haben, hatten ein Lächeln im Gesicht.“ Damit stand fest „Happy“ musste im Namen vorkommen. Es ist das Lebensgefühl des „Happy Cheeze“. Und das soll nicht nur bei den Kunden ankommen. Die Cashews aus ökologischem Anbau stammen derzeit aus Vietnam. Sie werden über einen Biogroßhändler bezogen der seine Farmen kennt und dort für faire Arbeitsbedingungen sorgt, sagt Mudar. Sein Traum: Irgendwann mal eine eigene Farm zu haben.

Die Antwort auf meine Frage was das Geheimnis des „Happy Cheeze“ ist, ist sehr kurz: „Es gibt keins.“ Der Fermentationsprozess ist bei der Cashewmasse der gleiche wie bei Kuhmilchkäse. Die verschiedenen Geschmacksrichtungen ergeben sich aus den unterschiedlichen Reifezeiten und Gewürzen. Und das schmeckt man. Ich darf mehrere Sorten probieren und bin begeistert. Besonders der „Happy White“ hat es mir angetan. Er geht geschmacklich in Richtung Camembert. Das zaubert auch mir ein Lächeln aufs Gesicht. Es ist für mich das erste Mal seit über elf Jahren, dass ich diesen Geschmack wieder schmecke. So lange lebe ich selbst nämlich schon vegan.

Die Zutaten:

Cashewkerne

Wasser

Steinsalz

Gewürze

vegane Fermentationskulturen

Mudars Job ist stressig, das merke ich schon bei meinem Besuch. Es gibt viel zu organisieren, das Telefon steht kaum still und bei unserem Rundgang durchs Gebäude wird mit so ziemlich jedem der angetroffenen Mitarbeiter ein Gespräch gehalten. 16 Beschäftigte sind es insgesamt. „Das Team ist super und meine Frau hält mir den Rücken frei“, sagt er dankbar, „sonst wäre das alles kaum möglich.“

Glück ist die beste Medizin

Als er vor Jahren mit der Produktion begonnen hat, arbeitete Mudar tagsüber als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, nachts machte er „Käse“. Für ihn war klar: „so geht es nicht weiter.“ Ende 2013 kündigte Mudar seinen Job, auch weil das Gesundheitssystem in Deutschland nicht seinen Vorstellungen entspricht. Die Ernährung werde beim Thema Gesundheit leider kaum berücksichtigt, dabei mache sie sehr viel aus, erklärt Mudar. Beispielsweise Rheuma-Erkrankte könnten mit einer veganen Ernährung ihr Krankheitsbild enorm verbessern. Milchprodukte trügen zu einem sauren Milieu im Körperhaushalt bei, das fördere Entzündungen. Mudar kennt viele solcher Fälle aus der Praxis. „Wir sind nicht dafür geschaffen Milch zu konsumieren, der Körper kann das gar nicht verarbeiten“, sagt Mudar. Aufzwingen will er die vegane Ernährung aber niemandem. Seine Frau Annika lebt vegetarisch und „die Kinder dürfen natürlich essen was sie wollen“.

„Den Dingen geht der Geist voran.“ (Dhammapada)

Wir schweifen ab, reden über das Meditieren. Zwei Stunden am Tag gehören für ihn zum Leben dazu, „das ist wie Essen und Trinken.“ Mudar lernte seine Frau in Burma (Myanmar) kennen und probierte das Leben als Mönch aus. Was für mich so faszinierend klingt, erzählt Mudar ganz selbstverständlich mit viel Gelassenheit und Gleichmut. Sein Lebensmotto lautet: „Es ist nicht schlimm Fehler zu machen, aber es ist schlimm liegen zu bleiben.“ „Es ist immer irgendwas“, sagt er. Als „Happy Cheeze“ in die alte Fischkonservenfabrik gezogen ist, musste zum Beispiel die komplette erste Produktionscharge vernichtet werden. Der Boden dünstete Stoffe aus und musste ausgetauscht werden. Doch es gibt auch viele Erfolge. So hat der Auftritt bei der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ im vergangenen Jahr für viel Aufsehen und neue Kunden gesorgt.

Der Weg zum Glück

Die „Happy Cheeze“-Produkte sind mit wenigen Ausnahmen nur im Fachhandel erhältlich. Um den Einzelhandel zu versorgen, habe das Unternehmen noch nicht die Kapazitäten. Die Produkte können aber auch direkt beim Werksverkauf in Cuxhaven erworben oder im Onlineshop bestellt werden.

Happy Cheeze

Präsident-Herwig-Straße 6-8
27472 Cuxhaven

Telefon: 04721/7133310
E-Mail: support@happy-cheeze.com

Werksverkauf:
Montag bis Donnerstag: 9 bis 16 Uhr
Freitag: 9 bis 14 Uhr

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