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Und jetzt: Aus!

Wir sind immer und überall online. Wir sind immer und überall erreichbar. Wir schreiben mit unseren Freunden, checken nach Feierabend doch noch mal schnell unser Mailpostfach, laden eine Story vom Restaurantbesuch hoch. Das Smartphone ist im Alltag unser treuer Begleiter geworden. Kaum fällt der Akku unter 10 Prozent suchen wir geradezu panisch nach einem Ladegerät und der nächstgelegenen Steckdose. Aber warum gönnen wir uns nicht mal die 0 Prozent?

Wir sind die Generation Smartphone. Ständig haben wir Angst, etwas zu verpassen. Wir schreiben jeden Tag etliche Nachrichten mit Freunden und der Familie hin und her. Wir sind auch nach der Arbeit noch erreichbar, checken sogar Zuhause von der Couch unsere Mails. Wir schauen uns jeden Tag die neusten Beiträge auf sozialen Netzwerken an und verpacken unser eigenes Leben in Posts, Stories oder Snaps. Doch so viele Möglichkeiten uns die digitale Welt bietet, immer auf dem Laufenden und mit allen vernetzt zu bleiben, so viele Nachteile bringt sie auch mit sich. Wir verplempern Zeit, die wir anders nutzen könnten, sind abgelenkt, unaufmerksam.

Dabei ist Abschalten gesund. Wir gönnen uns Auszeiten von der Arbeit oder dem Studium. Wir fahren in den Urlaub, machen einen Ausflug, genehmigen uns einen Wellnesstag oder einfach mal eine ordentliche Portion Schlaf. Wir gönnen uns Auszeiten. Nur nicht vom Smartphone.

Digital detox ist das Zauberwort. Es geht darum, uns digital zu entgiften. Das heißt nicht, dass wir alle unsere Smartphones verbrennen oder in den Müll schmeißen sollten, sondern vielmehr, dass wir unsere Gewohnheiten im Blick behalten und eben auch ändern: Weniger Zeit vor dem Bildschirm, dafür mehr im richtigen Leben. Verschiedene Untersuchungen und Studien zeigen, dass wir durchschnittlich etwa 80 Mal am Tag unser Handy in die Hand nehmen. Wenn wir acht Stunden pro Tag schlafen, gucken wir also durchschnittlich alle 12 Minuten auf unser Handy. Einige von uns mehr, andere weniger. Aber im Großen und Ganzen nehmen wir jeden Tag etliche Male unser Handy in die Hand.

Pflanz’ doch lieber einen Wald

In den vergangenen Wochen habe ich mich selbst dabei ertappt, dass ich öfter auf mein Handy schaue, als ich eigentlich will. Fast schon automatisch drücke ich auf den Home-Button und prüfe, ob ich neue Benachrichtigungen habe. Genau diese Gewohnheit will ich ändern. Ich muss nicht jede Nachricht innerhalb weniger Minuten beantworten, muss nicht immer auf dem Laufenden sein. Wer mir etwas wirklich Wichtiges mitteilen möchte, kann anrufen. Alle anderen können warten. Ich habe mir deshalb vorgenommen, nicht öfter als einmal pro Stunde nachzuschauen, ob ich neue Nachrichten habe. Abends und am Wochenende lege ich mein Handy stundenlang zur Seite. Ich genieße stattdessen lieber den Abend auf der Couch, genieße die Zeit mit Freunden und Familie, beim Ausflug oder im Restaurant, schalte ab und lese einfach mal in Ruhe ein Buch. Und jedes Mal, wenn ich wieder in alte Muster zurückfalle, pflanze ich einen Baum.

Bäume pflanzen statt Handy „suchten“. (Foto: Steffi)

Ja, ihr habt richtig gehört: Ich pflanze einen Baum. Per Zufall bin ich vor einigen Wochen auf die App „Forest“ gestoßen. Immer wenn ich mich dabei ertappe, dass ich mein Handy zu oft in die Hand nehme, pflanze ich damit einen Baum. Keinen echten, sondern einen virtuellen Baum. Das Prinzip der App ist ganz einfach: Man gibt an, wie lange man die Finger vom Handy lassen will und sät eine Pflanze. Je länger, desto größer wird die Pflanze. In 30 Minuten wächst ein kleiner Busch, in zwei Stunden eine Fichte.  Schließt man die App in dieser Zeit und nutzt das Handy weiter, verwelkt die Pflanze. Auf dem Bildschirm bleibt dann ein brauner, verkrüppelter Baumstumpf übrig. Ein Zeichen des Scheiterns. Ja, ich weiß: Erst einmal klingt es widersprüchlich, mit einer App die Zeit am Handy zu verringern. Aber eigenartiger Weise wächst einem der kleine, virtuelle Wald schnell ans Herz. Und wer echte Bäume pflanzen will, kann in der Premium-Version seine gesammelten Münzen an die gemeinnützige Organisation Trees for the Future spenden.

Das Wichtigste ist und bleibt aber, dass wir unsere Gewohnheiten überdenken. Denn schnell entwickeln wir welche, die uns nicht gut tun oder die wir gar nicht wollen. Mir hilft es auf jeden Fall, das Smartphone bewusst zur Seite zu legen. Ich merke, dass ich abends leichter abschalten und das Wochenende besser genießen kann. Und das ist viel wert.