Foto: Adobe Stock, Montage: Lena Gausmann

Mein Weg in die Kunstszene

„Heute geht’s ins Museum” – Dieser Satz löst wohl bei einem nicht unerheblichen Bruchteil der Bevölkerung nur ein müdes Gähnen aus. Im Gegensatz dazu verrät der Blick auf meinen persönlichen Lebenslauf mein kontinuierliches Streben in Richtung Kunst- und Museumswelt. Ermüdungserscheinungen auf dem Weg dorthin nicht ausgeschlossen.

Wohl jedem bekannt sind die standardisierten Berufstests, die man während der Findungsphase in seiner Schulzeit ausgefüllt hat, um vom Computer den für sich passenden Job vorgeschlagen zu bekommen. Laut des damaligen Algorithmus waren zum Beispiel Justizvollzugsangestellte, Industrieelektronikerin oder auch Lehrerin Berufe, die meinen Interessen entsprachen. Hoffentlich war der Algorithmus damals noch in einer Testphase. Heute führt mich mein Arbeitsweg zum Glück nicht hinter Gittern oder in eine Lehranstalt, sondern ins Kunstmuseum.

Der rote Faden in meinem Lebenslauf

Wieso der Berufstest meine Passion für künstlerische und kreative Tätigkeiten nicht erkannt hat, bleibt mir ein Rätsel. Bereits in meiner Jugend habe ich gerne modelliert, gezeichnet, gemalt, und auch Kurse der örtlichen Kunstschule besucht. Zur einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Kunst kam es jedoch erst dank eines engagierten Lehrers in der gymnasialen Oberstufe. An dieser Stelle ein großes Lob an diese Art inspirierende Lehrkräfte. Er stellte Fragen, die mir ungewohnt waren, die meinen Blick auf Kunst herausforderten und die den Anfang des roten Fadens in meinem Lebenslauf bilden sollten. Angefangen vom Kunst-Leistungskurs in der Schule, über Praktika und Freiwilligendienste in Ausstellungshäusern bis hin zum Masterstudium „Museum und Ausstellung” und schließlich ein Volontariat im Kunstverein – die rote Linie läuft bisher ohne Unterbrechung direkt zum Traumjob in der Kunstwelt.

Mein Traumjob: Nicht immer einfach

Auf den ersten Blick erscheint Kuratorin ein cooler Job mit Glamour-Faktor zu sein. Die Medien berichten von schicken Vernissagen und erfolgreichen Ausstellungen. Man lernt interessante Künstlerinnen und Künstler kennen, besucht Galerien, trifft sich auf Messen und Events. Der zweite Blick erlaubt erste Zweifel am vermeintlichen Traumjob. In der gegenwärtigen Wirtschaftslage werden die Etats für Kunst und Kultur überall gekürzt. Teils herrschen prekäre Arbeitsverhältnisse im Kunstbereich.

Die wenigen Jobs sind extrem umkämpft. Oft handelt es sich dabei sogar nur um projektbefristete Ausschreibungen. Die Bezahlung ist erfahrungsgemäß dürftig. Viele üben mehrere Jobs aus um ihrer Berufung nachgehen zu können. Leide ich also an Realitätsverdrängung? Auch mein aktueller Job ist befristet. Zukunftssorgen und der Wunsch nach einer abgesicherten Existenz sind meine ständigen Begleiter. Hätte ich damals den Empfehlungen des Berufstests folgen sollen?

Warum ich dennoch an der richtigen Stelle bin

Zweifel auf meinem Berufsweg in die Kunstwelt sind mir nicht neu. Seitens der Familie, Freunde und Bekannten, die bisher nur wenige Berührungspunkte mit Kunst und Museumsarbeit hatten, herrschte oftmals Unverständnis über meine Studienwahl. Die häufigste Frage, die wahrscheinlich die meisten Geisteswissenschaftler zu hören bekommen, lautet: „Und was kannst du dann damit machen?” Meine Antwort: „Die Möglichkeiten sind breit gestreut. Die Kunstwelt bietet vielfältige Tätigkeiten, zum Beispiel in Museen, Galerien, Auktionshäusern oder auch in Banken und Unternehmen mit Kunstsammlungen.”

Die Fragezeichen in den Augen meines Gegenübers bleiben. Ebenso wuchs das große Fragezeichen hinter meinem möglichen Traumjob. Nur eines war mir klar: „Meine Berufung liegt im Museum.” Nur wo genau – als Kuratorin, in der Inventarisierung, als Registrarin, Restauratorin oder Sammlungsassistentin, im Dokumentationszentrum, als Ausstellungsgestalterin, im Museumspädagogischen Dienst, als Leiterin der Bibliothek/Mediathek, im Marketing und Fundraising oder der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit?

Was passiert, wenn man loslässt? Es gehen Türen auf, wenn man nicht damit rechnet.

Laut der Karriereberaterin Svenja Hofert sollten wir uns nicht darauf versteifen, den perfekten Arbeitsplatz zu suchen. Ihr Tipp: „Wissen Sie, was passiert, wenn man loslässt? Es gehen Türen auf. Aber nur, wenn man nicht damit rechnet.” Ich werde weiter an dem roten Faden in meinem Lebenslauf festhalten, denn heute weiß ich was ich will: als Ausstellungskuratorin arbeiten. Der steinige Weg dorthin und die Unsicherheiten für die Zukunft werden entlohnt. Ausstellungen zu machen, gibt einem die Freiheit und Chance sich genau mit den Inhalten zu beschäftigen, die man persönlich spannend findet und seine Haltung in die Öffentlichkeit zu tragen.

Insbesondere der Facettenreichtum macht den Beruf für mich attraktiv. Sind die Konzepte und Texte geschrieben, heißt es auch mal „Ade, Schreibtisch”. Anpacken ist die Devise: Ich mag es sehr den Ausstellungsaufbau zu begleiten, Kunstwerke aus- und einzupacken und Präsentationsformate zu testen. Den Rat des „Loslassens” behalte ich jedoch im Hinterkopf. Es gibt ja auch noch viele andere Berufe in der Kunst- und Museumswelt. Geduld und Flexibilität sind wohl von jedem gefordert auf dem Weg zum passenden Job.

Ausstellungskurator/in

 

• Entwirft Wechselausstellungsprojekte und leitet deren Realisierung unter der Verantwortung des Direktors/der Direktorin und in Zusammenarbeit mit den Kuratoren.
• Gegebenenfalls Beteiligung an Dauerausstellungen.
• Bearbeitet das wissenschaftliche Konzept und bewertet die Gestaltungsvorschläge für die Ausstellungen.
• Arbeitet mit dem Leiter/der Leiterin Museumspädagogik und Vermittlung
zusammen, um die Ausstellung dem Publikum zugänglich zu machen und
wirkungsvoll zu vermitteln.
• Trägt zur Herstellung von begleitenden Publikationen und zu Werbemaßnahmen für die zu verantwortenden Projekte in seinem/ihrem Verantwortungsbereich bei.

 

Ausbildung
Abgeschlossenes Hochschulstudium, Master, in einem sammlungsrelevanten Wissenschaftsbereich.

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