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Instagram: Zwischen Motivation und Demütigung

Ich bin ein großer Fan von Instagram, habe sogar zwei Accounts. Neben meinem privaten habe ich einen für meine (hobbymäßige) Fotografie. Dort lade ich Bilder von der Natur, von Cafés oder auch mal von meiner Katze hoch. Und natürlich folge ich auch vielen anderen Accounts.

Ich weiß ja, dass Instagram eine Fakewelt ist und gefühlt jede zweite Person gleich aussieht. Daher versuche ich, nur motivierenden und inspirierenden Accounts zu folgen. Aber selbst da fühle ich mich ab und an schlecht. Angefangen bei der Morgenroutine, die mir vorgeschlagen wird:

Starte in den Tag mit Zitronenwasser. (Ja, das mache ich. Aber nur, weil es mir schmeckt!)

Warte 20 Minuten und trinke Selleriesaft. (Ohje, auch da bin ich an Bord, allerdings in abgeänderter Zeitfolge)

Warte erneut 20 Minuten und esse frisches Obst, um alle Vorzüge der Vitamine zu genießen. (Als arbeitende/studierende Person kommt die Frage auf: Wann zum Teufel soll ich aufstehen?!)

25 Minuten Trampolin springen fördert die Verdauung und strafft den ganzen Körper. (Ja, klingt toll. Aber nochmal: Wann? Und wer hat so viel Platz in der Wohnung, dass ein Trampolin rein passt?!)

Lege irgendwann am Tag die Beine für fünf Minuten an der Wand hoch – für eine gute Blutzirkulation. (wollte ich schon immer mal ausprobieren, aber fand dann doch andere Dinge wichtiger)

Selbstverständlich folgt daraufhin Yoga, ein Einkauf auf dem Wochenmarkt und und und… Aber warum folge ich diesen Accounts? Weil ich mir gerne Rezeptideen abschaue, weil ich sportlich motiviert werde und weil ich versuche, einige Aspekte umzusetzen – und zwar ganz ohne mich zu stressen.

Dennoch kommt der Stress. Wenn ich sehe, wie sich Frauen, die einige Jahre jünger sind, selbstständig machen. Ich frage mich: Was mache ich eigentlich mit meinem Leben? Läuft was falsch? Und wenn ja: Was? Und wie kann ich es ändern? Glücklicher werden, besser und unabhängiger.

Wann ist es genug?

Aber geht es wirklich immer darum? Noch glücklicher zu sein, als man schon ist? Oder führt genau dieses Denken zu einer wachsenden Unzufriedenheit, weil man immer mehr möchte. Wann ist es genug?

All das sind Fragen, die ich mir stelle, wenn ich durch einige Accounts scrolle. Manchmal fühle ich mich schlecht, weil ich mir eine Serie im TV anschaue, anstatt etwas Produktives zu machen, an meinen Träumen zu arbeiten. Gleichzeitig liebe ich jedoch die positive Bewegung. Die Unterstützung von Frauen untereinander. Und ich freue mich auch zu sehen, dass diese Frauen all ihre Ziele erreichen und versuchen, mit ihrer positiven Art andere Menschen mitzureißen.

Bei einigen dieser Frauen ermöglicht jedoch auch der Partner die Verwirklichung dieser Träume oder die Umsetzung der oben genannten Morgenroutine. Das ist ja auch nicht verwerflich, muss aber genannt werden. Denn seine Wohnung mit einem Job zu finanzieren und gleichzeitig zu versuchen, ein eigenes „Business“, wie es so schön heißt, zu eröffnen, birgt einige Schwierigkeiten, falls man noch ein Privatleben hat.

Die Zwiespältigkeit von Instagram

Diese Zwiespältigkeit macht Instagram aus. Man muss den Content der Personen persönlich filtern und abwägen, was Realität ist und was nicht. Wann man das Handy auszuschalten hat und sich nicht selbst in Frage stellt, weil andere das Jahr ihres Lebens hatten und man selbst keinen Schritt vorangekommen ist.

Und ganz wichtig: Lösche die Accounts, die dich an dir selbst zweifeln lassen. Du brauchst so eine Negativität nicht in deinem Leben.