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Auch Nordkinder dürfen Berge lieben

Vor zwei Tagen hat unser Nordkind Merlin darüber geschrieben, wie sehr ihm das platte Land am Herzen liegt. Auch ich liebe die Weite und die Freiheit, den Wind, der durch die Haare weht, und die Sonnenstrahlen, die an Sommertagen auf der Wasseroberfläche glitzern. Doch obwohl der Norden meine Heimat ist, ist es nicht ganz so einfach: Denn fast genauso sehr, wie ich die Küste liebe, liebe ich auch die Berge.

Als ich vor fünf Jahren das erste Mal auf einen Berg stieg, wusste ich nicht einmal, dass ich Höhenangst habe. Im Norden geht es ja nicht allzu oft hoch hinaus. Ich machte mich mit einigen Freunden auf den Weg. Es waren fünf schlimme Stunden, in denen ich die ganze Gruppe aufhielt, weil ich mich immer wieder nicht weiter traute. Doch dann war ich oben: Ich hatte es auf die Spitze geschafft. Auf 649 Höhenmeter stand ich in der strahlenden Sonne und schaute auf die umliegende Bergkulisse. Ich war verliebt.

Während meines Studiums in Norwegen stieg ich das erste Mal auf einen Berg. Es war dieser Ausblick, der mich verzauberte. (Foto: Steffi)

Es folgten viele weitere Berge. Höhenangst? Egal. Ich musste einfach wieder hoch. Seitdem reise ich immer wieder gerne in die Berge, ob in mein Sehnsuchtsland Norwegen, nach Bayern, in den Harz oder wie zuletzt in die belgischen Ardennen. Jedes Mal verfluche ich mich dafür, denn mich beschleicht das Gefühl, dass wir Nordlichter einfach nicht dazu gemacht sind, bergauf zu gehen. Doch oben angekommen ist alles wieder vergessen. Zumindest bis ich am kommenden Tag aufstehe und den Muskelkater in meinen Beinen spüre. Davon abhalten, wieder auf einen Berg zu steigen, kann es mich aber nicht. Zu groß ist die Freude, jeden einzelnen Höhenmeter bewältigt zu haben, zu schön ist der Zauber so hoch oben über allem zu sein, fern von der Unruhe und dem Lärm der Städte, Es ist ein Moment, in dem man wirklich durchatmen kann.

Warum entscheiden? EInfach beides Lieben!

Doch eines muss ich zugeben, auch wenn ich gerade eine kleine Liebeserklärung an die Berge geschrieben habe: Nach einigen Tagen, spätestens ein paar Wochen bekomme ich Meerweh. Im Herzen bin ich halt ein waschechtes Nordkind. Aber müssen wir uns eigentlich entscheiden? Können wir nicht einfach das Meer und die Berge lieben?