Foto: Nina Brockmann

Der Küchenladen: Mein Freund und Helfer im Umzugsstress

Unverhofft kommt bekanntlich oft. Mein Leben steht momentan auch, anders als geplant, Kopf – eine Wohnung möchte neu eingerichtet werden. Eingezogen bin ich schon. Aber eingelebt habe ich mich noch lange nicht. Das wird auch noch ein wenig dauern. Da spielt nicht nur das persönliche Empfinden, sondern auch die Zeit mit rein, die es frisst, eine Wohnung zu seinem Zuhause zu machen.

Umso dankbarer bin ich für den „Küchenladen” in der Bremerhavener Fährstraße. Gerade wenn man mal – oder immer öfter – genug von der bunkerartigen Ikea-Atmosphäre hat, wo es einen doch immer wieder für Kleinigkeiten hinverschlägt, ist dieser liebevoll aufgestellte Shop eine gute Anlaufadresse, um dem Traum von einer perfekt unperfekt eingerichteten Wohnung ein Stückchen näher zu kommen.

Der Laden ist klein und wirkt auf den ersten Blick total überfrachtet – doch es steckt Ordnung in dem zunächst vermuteten Chaos. Vor allem das Schaufenster ist immer en detail dekoriert. Gerade schmückt Geschirr von „Royal Copenhagen” die Ausstellungsfläche vor der Glasscheibe. Ein absoluter Hingucker – vor allem die Tassen und Müslischalen, für die ich generell schon eine Schwäche habe. Ihr weißes Porzellan mit den blauen Blumen darauf sticht mir direkt ins Auge. Die Verkäuferin räumt mir eine der wunderbaren Tassen hervor. Es ist Liebe auf den ersten Blick. „Was kostet die?”, will ich direkt wissen. Was folgt ist ein kurzer, vielversprechender Blickaustausch mit der Frau hinter dem Tresen. Noch bevor sie etwas sagen kann, drehe ich die Tasse um. Ich hab da so eine Vermutung. Hui. Das ist wirklich viel(versprechend). 75 Euro. Für eine Tasse. Ich stelle sie schweren Herzens zurück auf den Tresen. Nein, ein Foto noch. Dann will ich die Schalen der Kollektion sehen.

Einmal im Leben

Die große, etwas flachere Variante gefällt mir besonders gut. Ihr Rand hat ein edles, oberflächliches Zick-Zack-Muster. Ein geiler Stilbruch zu diesem sonst sehr klassischen Blumen-Muster. Ich liebe alles an dieser Schale. Bis auf den Preis. 89 Euro soll das gute Stück kosten. Ihr kleiner Bruder – die höher geformte Variante – sogar 109. Ich komme aus der Schockstarre vorerst nicht raus, dann folgt die Zwiegespaltenheit: Ich will diese Kollektion. In meiner neuen Billig-Küche. Und mich mindestens zweimal am Tag an ihr erfreuen. Die Verkäuferin macht mir Hoffnung: „Sowas kauft man sich nicht einfach so. Sowas sammelt man. Über Jahre. Einmal im Leben.”

The magic thing about home is that it feels good to leave, and it feels even better to come back.

Ich habe mein Geschirr bis jetzt entweder bei Ikea oder bei Depot gekauft. Aber dieser Besuch hat mich wirklich dazu inspiriert, beziehungsweise den irgendwie hausmütterlichen Traum in mir hervorgerufen, mir ein solches „Service” irgendwann einmal anzusammeln. (Auch wenn man sich traditioneller Weise – glaube ich – schon zur Konfirmation das erste Porzellan wünscht.) Dieser Traum jedenfalls, den ich bis jetzt nicht hatte, hat sich verfestigt, als ich für meine Nachrecherche noch einmal die Website von „Royal Copenhagen” aufgerufen habe. Denn dort lächelte mich direkt ein wunderbares Frühstück im Bett an – weiße Bettwäsche, ein silbernes Tablett und darauf die wunderbare Kollektion mit dem vornehmen Namen „Blue Elements”, welche 2011 von Louise Campbell entworfen wurde. Ich bin verliebt. Es ist nicht mehr abzustreiten.

„Der Küchenladen” lädt auf der einen Seite also auf jeden Fall zum Träumen ein. Auf der anderen Seite ist er auch schon an Ort und Stelle der totale Glücklickmacher. Allein, wenn man die Blicke über diese liebevoll entworfenen Küchenprodukte schweifen lässt. Egal, ob man auf der Suche nach Pfannen, Messern, Gläsern, Espressokochern, Eierbechern oder Salz- und Pfefferstreuern ist. Von allem, wonach man sich in einer gut organisierten Küche sehnt, gibt es eine perfekte und nicht allzu kleine Auswahl an Produkten, die allesamt das Potenzial haben, ein Lieblingsstück zu werden. Allein an Reiben gab es bestimmt zwanzig Stück in den verschiedensten Größen zur Auswahl.

Made with love

Und dazwischen: einzelne, auch gerne mal ausgefallene Produkte. Zum Beispiel Leinen-Säckchen mit der Aufschrift „Potato Bag”. Keksdosen, auf denen steht: „Life will be sweeter if you add some sugar.” Stempel, die „Lieblingsmensch” auf einen selbstgebackenen Keks drucken. Oder klein bis große Gläser, auf denen Dinge wie „Made with love”, „Herbs”, „Spices” oder „Ethically sourced from the garden” stehen.

Doch dieser kleine, feine Laden birgt auch eine gewisse Gefahr – und die heißt nicht „teures Geschirr”. Die Gefahr lauert eher in den Dingen, wovon man noch nicht wusste, dass man sie braucht (oder irgendwann einmal brauchen könnte): Nudelpressen, Kaffeemühlen, Brotkörbe, die verschiedensten und kreativsten Spritzbeutelaufsätze, kleine Küchenfeger und noch kleinere Gugelhupfförmchen. Sogar Schürzen aus Leder – für einen eleganten Auftritt am Herd – gibt es dort zu kaufen. Vielleicht genau das Richtige, um meine neue Küche einzuweihen.

ÜBERBLICK

Der Kücheladen
Fährstraße 1 in Bremerhaven
Telefon: 0471/44686
Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 bis 14 Uhr und 15 bis 18 Uhr,
samstags 10 bis 14 Uhr

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Nina

Über Nina Brockmann

Foodie, Yogi und reiseverrückter Lifestyle-Junkie. Kann ohne Kaffee, Avocados und Lachen nicht leben. Steht auf Melancholie, aber nicht auf Mädchenkram wie Kleider oder Nagellack. Nur ohne Lippenstift geht sie äußerst selten aus dem Haus. Auch für Flechtfrisuren hat sie ein Faible.

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