Foto: Privat

Talitha zwischen Pferden und Pferdeverrückten

Donnerstag. Sechs Uhr morgens. Mein Wecker klingelt. Ich quäle mich aus dem Bett, schnappe mir meine Kamera und mache mich auf den Weg nach Elmlohe. Dort finden vier Tage lang die Elmloher Reitertage statt. Am Donnerstag sind die Amateure an der Reihe. In den darauffolgenden Tagen werden die Prüfungen zunehmend anspruchsvoller bis am Sonntag als Highlight die Qualifikation zum Louisdor Preis mit einem Mini Grand Prix in der Dressur und der große Preis in einem S★★★★ Springen läuft.

Auch mit dem Zügel in der Hand ist die Kamera immer griffbereit. (Foto: Talitha Hölscher )

Um sieben Uhr auf dem Turniergelände treffe ich Marina. Sie legt am Donnerstag mit ihrem Pony Immenmoor D’Avignon (Teufel) und ihrem Nachwuchspferd Loreley‘s Herzensspiel je 2 Prüfungen ab. Als Marina in einer Pause zwischen zwei Prüfungen nach Hause fährt, begleite ich Phyllis mit ihrer Novalee eine Weile und verbringe etwas Zeit bei einer weiteren Freundin im Stall. Phyllis belegte in einer Prüfung den 6. Platz, Marina ging an diesem Tag leider ohne Schleife aus.

Nichtsdestotrotz war es ein schöner geselliger Tag, bei dem mir einige Punkte aufgefallen sind:

Ein Sieg ist nicht alles

Natürlich ist ein Reitturnier ein Wettkampf. Aber ich habe wenig Neid und Ellbogenmentalität gesehen. Ab und an wird natürlich noch immer schlecht über bessere Reiter geredet.  Auch stehen die Reitermuttis am Prüfungsviereck und rufen den Töchtern zu, wie sie besser zu reiten haben. Grundsätzlich ist es aber ein nettes Miteinander, bei dem sich untereinander mit Fliegenspray und aufmunternden Worten geholfen wird. Eine Platzierung mit Schleife ist dann nur noch das zusätzliche Highlight. Quasi die Kirsche auf der Sahnehaube.

Phyllis und Novalee sind stolz auf ihren Wettkampferfolg. (Foto: Talitha Hölscher)

Fairer Reitsport wird großgeschrieben

Immer wieder steht der Reitsport aufgrund von Tierquälerei im Rampenlicht. Häufig sieht man Bilder von verschnürten Pferden, die sich in die Brust beißen. Beim Abreiten ist mir dies kaum noch aufgefallen. Leider gibt es aber auch in Elmlohe schwarzen Schafe. Ich sprach eine Richterin auf die unfaire Reitweise eines Teilnehmers an und sie erwiderte, dass sie bereits seine Zeiten stoppt. 15 Sekunden lang darf man das Pferd auf Turnieren in der sogenannten Hyperflexion reiten. Da dies leider eine Regel ist, durfte die Richterin nicht einschreiten. Es wurde jedoch genau beobachtet. Beobachten alleine reicht aber leider nicht. Hier versagt eindeutig das System. Hoffentlich ändert sich das bald.

Phyllis und Novalee im Flug über die Hürden. (Foto: Talitha Hölscher)

Helfende Hände sind immer willkommen

Foto: Talitha Hölscher

Zwei Pferde in einer Prüfung zu reiten ist eine logistische Meisterleistung. Du musst mit dem einen Pferd top vorbereitet in die Prüfung einreiten und im Anschluss umsatteln, nur um direkt das Zweite vorzubereiten. Selbst, wenn man nur mit einem Pferd alleine Unterwegs ist, sind zwei Hände meist zu wenig. So fahren die Teilnehmer oft mit mehreren auf das Turnier und haben einen sogenannten TT (Turniertrottel) oder EM (Equipmentmanager) dabei. Das sind in der Regel Freunde oder Familie, die beim Satteln mit anpacken, Wasser bringen, trocken führen oder einfach nur am Viereck stehen und wahlweise fotografieren, Daumen drücken oder filmen. Auch ich wurde schnell von der Fotografin zum EM umfunktioniert. Schneller als man sich versieht, steckt man mitten drin, im Pferdewahnsinn. Man hilft beim Ausflechten oder passt auf das Pferd auf, während der Reiter Wasser holt oder kurz zur Meldestelle läuft, um die Startbereitschaft zu signalisieren.

Turniertrottel sind immer willkommen. (Foto: Talitha Hölscher)

Fakt ist:
Es war ein toller Tag mit tollen Freunden und vielen Eindrücken. Der Reitsport war meist fair und man war Bedacht auf die Einhaltung der vorgegebenen Regeln. Das einzige, was sich mir nicht erschließt ist das frühe Aufstehen. Warum macht man das fast jedes Wochenende. Freiwillig?