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Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Wie gründet man eigentlich ein Unternehmen? Mit dieser Frage habe ich mich nie wirklich beschäftigt. Nach einem Treffen mit einem ehemaligen Mitschüler hat sich das schlagartig geändert. Ich bin jetzt Geschäftsführer einer Unternehmensgesellschaft (UG). Klingt wichtig. Ist es aber nicht. Interessant ist es trotzdem. Denn eine Firmen-Gründung bringt Herausforderungen und Pflichten mit sich, die sich nicht von alleine erledigen.

Mittwoch, 7 Uhr. Der Notar empfängt uns in seinem Büro. Er liest ein Musterprotokoll vor. Eine Viertelstunde später folgen unsere Unterschriften. Fertig. Die Dipper Entertainment UG∗ (haftungsbeschränkt) ist geboren. Die Gründung war ein Klacks – und kostete (vermeintlich) fast nichts. Mein Namensvetter Christoph (Gesellschafter) und ich überwiesen unsere Stammeinlage in Höhe von 25 Euro auf das Unternehmenskonto.

So kann es weitergehen, denke ich. Drei Tage später quillt mein Briefkasten über. Der Notar schickt zwei Rechnungen. Für die Beurkundung des Musterprotokolls und den Eintrag ins Handelsregister kassiert er rund 230 Euro. Das Amtsgericht möchte ebenfalls Geld von uns. 150 Euro wechseln den Besitzer.

Eine perfide Masche

Dann ein kleiner Schock: Ein gelber Umschlag flattert ins Haus. Absender ist das Handelsregister. „Bitte überweisen Sie 730 Euro innerhalb von drei Werktagen oder wir löschen ihre Daten”, heißt es in dem Brief, der mit dem Bundesadler verziert ist. Ein Überweisungsträger ist auch dabei. Erst als ich die IBAN lese, werde ich stutzig. Das Schreiben ist ein Fake. Unzählige dieser Art folgen. Betrüger versuchen, die Unwissenheit von Jungunternehmern schamlos auszunutzen. Die IHK rät: „In den Papierkorb damit.” Eine perfide Masche.

Zwischenzeitlich melden sich auch „echte” Behörden. Das Finanzamt zum Beispiel. Es sendet einen zehnseitigen Bogen zu, der ausgefüllt zurückgeschickt werden soll. Die Fragen sind zwar in deutscher Sprache verfasst, doch verständlich ist es trotzdem nicht. Ich kapituliere. Der Gesellschafter, der schon Erfahrungen mit anderen Firmen-Gründungen gemacht hat, übernimmt. Ansonsten hätten wir wohl einen Steuerberater engagieren müssen.

Great things never come from comfort zones.

Noch komplizierter wird es, als wir unser erstes Event auf die Beine stellen wollen. Das deutsche Bürokratie-Monster trifft uns mit voller Breitseite. Mal eben eine Veranstaltung anmelden? Unmöglich. Ordnungsamt, Bauamt, Gewerbeamt, Veterinäramt – sie alle müssen aufgesucht werden. Seitenlange Auflagen werden einem in die Hände gedrückt. Gebühren erhoben. Einfach geht anders. An das Ausfüllen der Steuererklärung am Jahresende möchte ich erst gar nicht denken.

Ob sich der Stress am Ende lohnt, wird sich zeigen. Die Erfahrungen kann mir zumindest keiner mehr nehmen. Und selbst wenn sich mein erstes Start-Up nicht am Markt halten kann. Wer umfällt, kann wieder aufstehen.

∗Die Dipper Entertainment UG (haftungsbeschränkt) hat es sich zum Ziel gesetzt, Beerpong-Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Das erste Event findet am 15. Juli in Nordenham statt. Christoph und ich haben 2007 zusammen das Abitur gemacht. Bei einem Presse-Termin trafen wir uns nach 10 Jahren wieder. Beim Gespräch über Beerpong-Turniere, die ich bisher privat veranstaltet habe, kam ihm die Idee, diese professionell zu vermarkten. Einen Versuch ist es wert. Weitere Infos unter www.beerpong-cup.de.

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