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Die dritte Welle des Kaffees

Rund 162 Liter Kaffee trinkt der Deutsche durchschnittlich im Jahr. Damit ist Kaffee hierzulande das meist konsumierte Getränk. Und auch in Norddeutschland hat er inzwischen mindestens so viele Freunde wie der Tee. Vor allem die Zubereitungsvielfalt hat in den vergangenen Jahren den Geschmack der Verbraucher getroffen. Die Bandbreite ist riesig – vom klassischen Filterkaffee über Cappuccino und Latte macchiato bis zum jüngsten Kaffeetrend Cold Brew.

Dave Jakusch kennt sich bestens mit Kaffee aus. Der Wittmunder hat sich 2014 zum Barista ausbilden lassen und ist seither mit seiner mobilen Bohnenbar auf Wochenmärkten unterwegs. Freitags macht er in Nordenham Station. Dann bietet er Kaffeespezialitäten mit Bohnen aus Äthiopien, Brasilien, Nicaragua, Peru oder Kenia an.

Röstung auf skandinavische Art

Weg vom klassischen italienischen Kaffee, so heißt die Devise bei der Bohnenbar. Der sei oft zu bitter und habe zu viel Milchschaum, findet Dave. Ein neuer Trend in der Kaffeewelt sei die Röstung auf skandinavische Art. „Bei italienischem Kaffee wird die Bohne so stark geröstet, dass sie fast schwarz ist“, erklärt der Barista. Bei der skandinavischen Röstung wird die Bohne nicht so stark geröstet. Dadurch gibt es weniger Röstaromen, aber: „Je heller die Bohne ist, desto mehr schmeckt man von der Bohne selbst.“

Die Bohnenbar habe einen Mittelweg zwischen den beiden Röstungsarten gewählt. „Unsere Bohnen sind einen Ticken dunkler als nach skandinavischer Art, aber nicht schwarz“, erklärt Dave. So könne man trotzdem noch die vielfältigen Aromen der Bohnen herausschmecken.

 „Je heller die Bohne ist, desto mehr schmeckt man von der Bohne selbst.“

Der Barista hat zum Beispiel eine Sorte aus Äthiopien mit einer himbeerigen Geschmacksnote im Angebot. Eine kenianische Sorte habe ein johannisbeeriges, tomatiges Aroma, sagt er. Besonders beliebt sei eine Sorte aus Brasilien, die schokoladig und nussig schmeckt.

Direkter und fairer Handel gewinnt an Bedeutung

Seit etwa sechs bis sieben Jahren gebe es den Trend der hellen Röstung, sagt Dave. Aber auch ein direkter, fairer Handel habe an Bedeutung gewonnen. Die Kaffeebranche spricht von der „Third Wave of Coffee“, also der dritten Welle des Kaffees. Als erste Welle bezeichnet man die 50er-Jahre, in denen sich der Filterkaffee zum Volksgetränk entwickelte.

Barista Dave (rechts) und sein Mitarbeiter Alexander mit einem Eis‘ed Café Latte und einem Espresso Tonic. (Foto: Foto: Bohnenbar)

Kennzeichnend für die zweite Welle sind die italienischen Klassiker wie Cappuccino oder Latte macchiato, die in den 80er-Jahren populär wurden. Im Fokus der dritten Welle stehen Themen wie Anbau, Sorten, Bohnenqualität, Röstung und Nachhaltigkeit.

Röstereien in Kiel und Hamburg

Die Bohnenbar bezieht ihre Kaffeebohnen von einer Rösterei in Kiel und einer in Hamburg. „Die stehen in direktem Kontakt mit den Kaffeebauern und sind auch regelmäßig vor Ort. Es besteht ein richtig guter Austausch“, berichtet Dave. Dem Barista ist der faire und direkte Handel wichtig. Nur so bleibe genügend Geld für die Kaffeebauern übrig. Er ist froh, dass der Kaffeetrend in diese Richtung geht.

Schon gewusst?

  • In einem Schluck Kaffee stecken bis zu 850 verschiedene Aromen.
  • In Deutschland gibt es etwa 650 Kaffeeröstereien.
  • Der deutsche Kaffeemarkt ist der drittgrößte der Welt.
  • Lediglich in den USA und Brasilien wird mehr Kaffee verkauft als in der Bundesrepublik.
  • Deutschland ist weltweit der größte Exporteur von Kaffeeprodukten und „Weltmeister“ im Bereich der Entkoffeinierung.
  • Am häufigsten greifen deutsche Konsumenten zu klassischem Röstkaffee.
  • Cold Brew ist ein mit kaltem Wasser zubereitetes Kaffeegetränk, das zum Beispiel auf Eis oder mit Milch oder Tonic verfeinert genossen wird.
  • Kaffeetrends wie Cold Brew und Co. sind vor allem bei jüngeren Kaffeetrinkern bekannt.