Foto: Friederike Riechmann

Die belgischen Ardennen: Ein kleines Wanderparadies

Jetzt mal ehrlich: Bis vor einem halben Jahr hatte ich noch nie etwas von den Ardennen im Süden Belgiens gehört. Doch dann waren eine Freundin und ich auf der Suche nach einem Reiseziel: Wir wollten wandern gehen. Bei unserer Suche stießen wir auf ein Bild der malerischen Stadt Dinant. Ein paar Klicks weiter war die Entscheidung gefallen. Wir waren verzaubert.

Malerische, kleine Dörfer zwischen sanften Bergen voller Wälder. Verfallene Burgen, historische Kirchen und rustikale Steinbrücken, die über tiefblaue Flüsse führen. Für Fotoliebhaber sind die Ardennen im Süden Belgiens ein wahrer Traum. Doch obwohl diese malerische Region nur einige Stunden Fahrt mit dem Auto entfernt ist, ist sie kaum bekannt. Tatsächlich trifft man wenig internationale Touristen. Bevor es losging, fragte mich fast jeder, dem ich von unserem Ziel erzählte: Wo fahrt ihr hin? Dabei ist die Region ein wahrer Geheimtipp für alle, die gerne in der Natur und aktiv sind, für alle, die gerne Kultur und Geschichte erkunden, und für alle, die gerne ihren Gaumen verwöhnen.

Die Nähe zu Frankreich lässt sich beim Anblick der kleinen Orte nicht leugnen. (Foto: Friederike Riechmann)

Raus aus dem Alltag

Der Plan war einfach: Sieben Tage wollten wir mit dem Wohnmobil durch die Ardennen fahren, verschiedene Ecken erkunden und vor allem viel draußen sein. Abschalten. Jeden Morgen packten wir unseren Rucksack und zogen los. Mal um eine der kleinen Städte zu erkunden, mal um 15 Kilometer durch Wälder und an Flüssen entlang zu wandern.

Besonders verzaubert hat uns dabei die Region um die Stadt Bouillon, direkt an der Grenze zu Frankreich. Die kleine Ortschaft Vresse-sur-Semois ist ein wunderbarer Startpunkt für Wanderungen entlang des Flusses Semois. In diesem Gebiet wurde einst Tabak angebaut. Bei Wanderungen durch die umliegenden Tabakdörfer Mouzaive und Laforêt stößt man immer wieder auf Spuren aus dieser vergangenen Zeit: zum Beispiel auf alte Tabaktrockenspeicher. Ein kleines Highlight ist die „Pont de Claies“, die kurz vor Laforêt über die Semois führt: eine aus Weiden geflochtene Brücke,

Für Naturliebhaber haben die Ardennen eine Menge zu bieten. Viele Wanderstrecken sind ausgeschildert, auch auf der offiziellen Tourismus-Webseite gibt es Informationen zu zahlreichen Touren. Die Region bietet sich vor allem für Tagestouren an, von fünf bis zu 20 Kilometern, von eben bis bergauf-bergab. Der höchste Gipfel der Region ist der Signal de Botrange mit 694 Höhenmetern. Zu wenig für Extremsportler, aber angenehm für alle, die gelegentlich gerne wandern. Wer die Region vom Wasser aus erkunden möchte, kann außerdem in nahezu jedem Ort (meist bei Campingplätzen) Kajaks und Kanus mieten.

Geschichte Erkunden

Wer in den Ardennen unterwegs ist, kann aber auch kulturell und geschichtlich so einiges entdecken. In vielen Städten gibt es alte Burgen und Burgruinen, die man besichtigen kann: zum Beispiel in La-Roche-en-Ardenne oder Bouillon. Einen besonderen Charme hat die Zitadelle von Dinant, die imposant über der Stadt thront. Mit der Seilbahn ist man schnell auf der alten Festungsanlage und hat von dort einen wunderbaren Ausblick auf das Tal und die Stadt, durch die sich der Fluss Maas schlängelt.

Ein Highlight der Region ist auf jeden Fall die „Grotte de Han“ – eine riesige Grotte voller Tropfsteine, unterirdischer Säle und dem Fluss Lesse, der durch das Höhlensystem fließt. Der einzige Knackpunkt: Da nicht viele internationale Touristen in die Ardennen reisen, gibt es die Führungen – wie viele Angebote in der Region – leider nur auf Niederländisch und Französisch. Doch auch, wenn man nur Bruchstücke oder gar nichts versteht, lohnt sich die drei Kilometer lange Tour durch die imposanten Höhlen.

And Last…

Fast in jeder kleinen Stadt, wie hier in La-Roche-en-Ardenne, gibt es eine Patisserie. (Foto: Friederike Riechmann)

Eine Sache, die man bei einem Besuch in den Ardennen natürlich nicht außer Acht lassen darf, ist die regionale Küche. Denn die Ardennen sind auch für ihre Gastronomie bekannt. In fast jeder kleinen Stadt gibt es eine Patisserie, die süße Leckereien anbietet und die Nähe zur französischen Grenze deutlich macht. Typisch sind kleine Kuchen mit Früchten, Rouleaux (harte Waffelrollen mit Cremefüllung), Eclairs und natürlich Waffeln. Da die Belgier bekannt für ihre  Pommes sind, gehört natürlich auch ein Besuch in einer Friterie dazu. Die leckeren, typischerweise dicken Pommes lassen sich zum Beispiel in der „Friterie The Beetle“ in Bouillon mit Blick auf die Semois genießen.

Zuletzt sind die Ardennen – wie ganz Belgien – für ihr Bier bekannt. Eine regionale Spezialität ist das Trappistenbier, das traditionell in einem Trappistenkloster oder in direkter Umgebung dazu gebraut wird. Heutzutage gibt es noch sieben Trappistenkloster, die das Bier herstellen dürfen – sechs davon in Belgien. Die Biere gibt es im Supermarkt, sie werden auch in zahlreichen Restaurants angeboten, zum Beispiel in der „Epicerie du Serpolet“ im alten Tabakdorf Laforêt (nur an Wochenenden und den Schulferien geöffnet). Die perfekte Möglichkeit für eine kleine Pause nach einem langen Tag auf den Beinen.