Foto: Carolin Brandes

Strong Not Desperate: Alleinsein bedarf keiner Rechtfertigung

Ich habe mich immer unwohl gefühlt, irgendwo alleine zu essen. Die folgende Situation hat mich erst geschockt, anschließend sehr beschäftigt und am Ende – zum Glück – zu einem Umdenken bewegt. Deswegen möchte ich diese Geschichte, diese Begegnung teilen, und euch motivieren: Es ist nicht schlimm, allein zu sein.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Meine Mutter schrieb mir als ich auf dem Weg in den Norden, meine Heimat war. Das Wetter war überraschend gut und so wollten wir uns bei dem Lieblings-Italiener meiner Eltern in der Stadt treffen. Da sich diese bevorstehende Leckerei sehr spontan entwickelt hat, war ich auch schon nach fünf Minuten da und stand nun erst einmal draußen etwas unbehaglich herum.

Zunächst habe ich mir die Zeit mit einem Telefonat über die Uni vertrödelt, allerdings wurde mir schnell klar, dass meine Eltern noch etwas länger brauchen würden und so lief ich etwas hilflos durch die Tische, bis ich mich für einen entschieden habe. Nach kurzer Zeit kam ein netter Kellner und nahm meine Bestellung, ein Thunfischsalat und eine Cola Light, auf und schnell wurde mir dies dann auch von einem anderen Mitarbeiter serviert. Dieser hat mich dann versucht, in ein Gespräch zu verwickeln und ich habe mich ohne seine Frage dafür gerechtfertigt, dort alleine zu sitzen indem ich sagte: „Meine Eltern kommen gleich auch noch.”

Souverän untergegangen

Und genau dieser Satz war der Ausschlag dafür, meine Unsicherheit über das Essen alleine in einem Restaurant noch mal richtig schön zu bestätigen. Denn die eher wenig taktvolle Antwort war, dass ich immer mit meinen Eltern kommen würde, ob ich denn keine Freunde hätte? BOOM. So saß ich also da, total geschockt über diese Frechheit und peinlich berührt, da die Nachbartische diese Situation natürlich mitbekommen haben. Man hätte souverän mit einem coolen Spruch kontern können, aber der fiel mir in dem Moment nicht ein und so lachte ich nur und meinte: „Ähm, doch?” Sowas nennt man dann wohl eher souverän untergegangen.

Dieses Erlebnis hat mich dennoch immer wieder beschäftigt und zum Nachdenken angeregt. Ist es wirklich schlimm, alleine etwas essen zu gehen? Oder alleine eine Unternehmung zu tätigen? In einer Zeit, wo Social Media einem darlegt, dass jeder, den man kennt, nur mit coolen Leuten in coolen Locations abhängt, kommt einem dies zunächst befremdlich vor. Dennoch bin ich mit meinen 26 Jahren mittlerweile alt genug auch mal Dinge zu erleben, auf die meine Freunde keine Lust haben, ohne dass ich komisch angeguckt werden müsste. Warum soll man auch auf Sachen verzichten, die man gerne machen würde, nur weil keine Person das Interesse teilt oder einfach gerade beschäftigt ist?

single is not a status. it is a word that describes a person who is strong enough to live and enjoy life without depending on others.

Und so habe ich mir am Wochenende als Pferdemädchen ganz alleine die „Global Champions Tour” in meiner Wahlheimat Berlin angeguckt, da diese verrückte Leidenschaft niemand so sehr teilt, dass er 25 Euro für ein Ticket bezahlen will. Ich war von Anfang an überzeugt, einen tollen Tag mit der Elite des Sports – und vor allem mit mir selbst – vor mir zu haben.

In diesem Sinne: Macht auch mal etwas, das euch selbst gefällt und lasst euch nicht abschrecken, auch mal etwas alleine zu unternehmen. Auch wenn es schön ist, Dinge gemeinsam zu erleben, ist man ein eigenständiges Individuum und nicht immer auf jemanden angewiesen.

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Caro

Über Carolin Brandes

Aufgewachsen im ländlichen Sievern, hat Caro einen für Frauen untypischen Weg zur Metallbauerin eingeschlagen. Heute studiert sie nach erfolgreichem Meisterabschluss in Berlin. Voller Leidenschaft betreibt sie sowohl das Springreiten, als auch das Kickboxen. Ebenso liest sie gerne Thriller sowie Liebesschnulzen.

One Comment

  1. Lina

    Eine Geschichte aus problematischen Leben der prolongierten Jugend Berlins etc..
    Mit Sicherheit kommt die „who-cares?“ Einstellung nicht von allein und deren Entstehung ist nicht frei von Begleiterscheinungen wie die ein oder andere unangenehme Situation mit den „lieben“ Mitmenschen.
    Und ja, durchaus ist das Zufriedensein im Alleinsein ein relevantes Thema in der Persönlichkeitsentwicklung und Psychologie.
    Dennoch erscheint mir die Problematik etwas zu aufgebauscht. Klar. Das klassische Drama nach Freytag hat durchaus auch hier ihren Einstieg, Höhepunkt und auch ein Happy End mit einer kleinen Moral, aber irgendwie vermisse ich ein erkennbares Problem, dass es zu lösen galt.

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